Zehnjähriges Bestehen mag sich auch für ein Metal-Label nicht übermäßig lang anhören, wenn man jedoch eben nicht der Mainstream-Szene angehört, dann ist so eine Dekade des Durchhaltevermögens durchaus eine Leistung. Code666 hat die Zehnermarke 2009 erreicht und das hauseigene Geburtstagspräsent lieferte man dann etwas verspätet Anfang dieses Jahres mit der „Better Undead Than Alive 2“-Compilation. Ein so monströses Projekt wie es Roadrunner United vormachte konnte man zwar nicht aufbieten – was bei der Verschiedenartigkeit der Bands auch so kaum zu realisieren wäre, wenn man nicht grade mehrere Jahre Arbeit dafür investieren kann – aber trotzdem gibt es genügend Anlass „BUTA2“ nicht als eine von vielen Kompilationen abzukanzeln.
Es handelt sich hierbei nämlich um eine Art Konzeptalbum, bei der DAVIDE TISO (Ephel Duath) dafür sorgte, dass ein gewisser roter Faden über die gesamte Albumlänge vorhanden ist. Zum Einen sind die Songs natürlich soundmäßig überarbeitet worden, so dass nicht gezwungenermaßen der Eindruck entsteht hier handele es sich um eine bloße Aneinanderreihung von Stücken verschiedener Künstler – wie bei stinknormalen Kompilationen eben. Zum Anderen lässt sich anhand der Trackliste erkennen, dass Tiso auch selbst musikalisch zu „BUTA2“ beigetragen hat in Form von Überleitungen. Diese gestalten sich je nach kommendem Stück mal mehr gitarrenlastig, elektronisch oder ambientmäßig, sind aber auch nur so maximal 1 1/2 Minuten lang und nicht sonderlich spektakulär; eben nur Überleitungen. Kritikpunkt an dieser Stelle ist, dass es sich einfach zu sehr nach Studioarbeit anhört. Um hinter das lyrische Konzept zu steigen ist übrigens ein wenig Kopfarbeit gefragt, wie Labelchef Emiliano im Interview preisgibt.
Bei einer vollgepackten Compact Disc mit einer Laufzeit von 79 Minuten bleibt dann abzüglich der Interludes immer noch eine große Menge Platz für jeden einzelnen der zehn Songs der verschiedenen Code666-Bands übrig. Bei der Auswahl achtete man in vielerlei Hinsicht auf Vielfalt, so findet man Label-Veteranen wie NEGURA BUNGET oder VOID OF SILENCE genauso vertreten wie eher kürzlich unter Vertrag genommene Gruppen wie MINETHORN oder DAMNED SPIRITS‘ DANCE, die 2009 gerade erst ihr Debüt-Album veröffentlichten. Bemerkenswert ist der Beitrag von DIABOLICUM, da die Schweden zuletzt 2001 mit einem Langspieler von sich Reden machten.
Auf musikalischer Ebene führt der Weg von den düsteren Industrial-beeinflussten Kapellen MINETHORN und THE AXIS OF PERDITION hin zu den abgedrehten Ungarn von DAMNED SPIRITS‘ DANCE, rüber ins elektronische Lager von HERRSCHAFT und THE OATH und schlussendlich zu den naturverbundenen Black-Metallern NEGURA BUNGET und FEN. Nicht vergessen sollte man, dass Code666 ein Kultlabel für extreme, avantgardistische Musik ist, d.h. die Haupt-Metal-Komponente kommt meist aus der Todes- oder Schwarzmetall-Ecke. Die Briten von THE AXIS OF PERDITION gehen daher wieder mehr in die Richtung des Debüts „The Ichneumon Method“ mit ihrem Beitrag – was bei einem einzelnen Stück auch der logische Schritt ist – und auch NEGURA BUNGET gestalteten eines ihrer letzten Stücke in der alten Formation nicht so progressiv wie zuletzt auf „OM“, sondern wieder etwas roher. Der „ruhigste“ Beitrag stammt von den britischen Doomern THE PROPHECY, die zwischenzeitlich mit Klargesang und Piano-Einsatz punkten. Ein wenig irritiert könnte man zunächst bei „Abstract Emotion“ von THE OATH sein, denn der Einstieg erinnert doch ganz schön an Cradle Of Filth, was sich dann aber im Laufe der recht geradlinigen Nummer bald wieder legt. Von gebührendem Ausklingen kann man dann mit Sicherheit bei FENs „Twilight Descends (Eulogy)“ sprechen, denn das auf fünfzehn Minuten ausgedehnte Stück lässt sich alle Zeit der Welt um den Spannungshöhepunkt aufzubauen, bevor überhaupt mal die Vocals einsetzen; mit dem Anziehen des Tempos zum Ende des Stückes lässt man dann eventuell gewollt ein imaginäres „To be continued…“ im Kopf entstehen. Die Weichen für ein „Better Undead Than Alive III“ wären also schon mal gestellt.
Für sich gesehen ist „Better Undead Than Alive II“ ein gelungenes Projekt und ein würdiges Jubiläumsgeschenk an die treuen Label-Fans. Wenn man aber kein solcher Anhänger von Code666 ist, dann muss man schon ein Paar offene Ohren für verschiedenste Stilrichtungen mitbringen. Wer NEGURA BUNGET oder FEN mag, wird eben nicht automatisch auch THE AXIS OF PERDITION oder HERRSCHAFT was abgewinnen können. Insofern geht die Empfehlung für „BUTAII“ in erster Linie an Leute, die „labelerfahren“ sind oder eben diejenigen, die von der hauptsächlichen Mischung aus Industrial-, Electro-, Death- und Black-Metal mit jeweilig bandeigener Note angesprochen werden könnten. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie man die nächste Compilation auf ein neues Level hieven wird, vielleicht wird es dann ja wirklich etwas mit einem zugehörigen Film.
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