Traditioneller schwedischer Folk klingt vom Papier her nicht nach mitreißenden Riffs und dröhnenden Dudelsacktönen. Wenn man dann allerdings liest, dass mit Lennart Specht, Thomas Antonsson und Esko Salow gleich drei der fünf Bandmitglieder von FEJD früher im Power Metal-Bereich aktiv waren, kriegt die zunächst relativ trocken anmutende Kost eine interessante Komponente und beinahe unfreiwillig entstehen die verrücktesten Gedankengänge über das musikalische Endprodukt. Allerdings spielen bei den Schweden E-Gitarre, Bass und Schlagzeug keine gewichtige Rolle, sondern sind vielmehr (atmo)-sphärische Untermalung. Denn trotz der metallastigen Besetzung zeichnen sich Fejd durch andere Qualitäten aus.
Und diese dürften selbst für hartgesottene Power Metaler hervorstechen: Mit dem „Eifur“ getauften Nachfolger des 1,5 Jahre alten Erstlingswerks „Storm“ setzen die Nordlichter ihren eingeschlagenen Weg konsequent fort. Der traditionelle Gesangstil der Brüder Patrik und Niklas blieb ebenso erhalten wie ihre raue Stimmfärbung, die den eher zarten Melodien der zwölf Songs den nötigen Aufhänger verschafft, um nicht komplett am Schwermetall vorbei zu gehen. Diese Mischung wird dabei mit einer Unaufgeregtheit und Unaufdringlichkeit präsentiert, dass man beinahe an ein modernes „Give Peace A Chance“ denkt. Dabei sind sowohl die Arrangements als auch das Instrumentarium so gewählt, dass die schwedische Folklore nicht halbwegs so eintönig wirkt wie viele der deutschen Mittelalterkompositionen, an denen sich verschiede Kombos immer wieder versuchen.
Das FEJD-Reportoire erstreckt sich über ruhigere Stücke wie „Varstav“ bis hin zu fröhlichen Feiersongs wie „Yggdrasil“ und „Jungfru I Hindhamn“. Besonders „Varstav“ ist dabei hervorzuheben, da die schwedischen Barden hierbei fast völlig auf Instrumenteneinsatz verzichten und ihre Botschaft rein über verschiedene Stimmlagen transportieren. Leider ist mein Schwedisch quasi non-existent, so dass ich zu den behandelten Themen nicht viel sagen kann, aber rein durch die Musik gesprochen fühlt sich „Eifur“ insgesamt wie eine Reise in ein mythisches Feenland an, in dem abends ab und an in gepflegter Runde die Sau rausgelassen wird – zumindest etwas.
Die Feierlaune ergibt sich vor allem durch die äußerst eingängigen Melodien, die auf den unterschiedlichsten Instrumenten wie Bouzouki, schwedischem Dudelsack und Moraharpa eingefangen wurden und durch ihre ureigensten Klänge eine beachtliche emotionale Bandbreite abdecken. Mit „Aring“ und drei weiteren Stücken fällten Fejd darüber hinaus die äußerst kluge Entscheidung, die hervorstechendsten Stücke ihrer beiden Demos „I En Tid Som Var“ (2002) und „Hadrun“ (2004) ebenfalls in „Eifur“ zu integrieren. Allerdings hätte man die etwas betagten Urversionen zum Teil nicht unbedingt 1:1 übernehmen müssen.
Generell fällt es schwer, an diesem äußerst friedvollen Folkableger Kritik zu üben. Zu harmonisch und entspannend sind die zwölf Kompositionen, die sich meiner Meinung nach auch hervorragend als Soundtrack für moderne Heldensagen eignen würden. Einzig und allein die echten Akzente und ein Spannungsbogen fehlen „Eifur“ längerfristig. Allerdings werden die Gebrüder Rimmerfors mit ihrer Musik etwas Vergleichbares wohl auch in Zukunft nicht anstreben, sondern eher gemeinsam im Wald sitzend vor dem Lagerfeuer oder im Zelt ähnliches Material komponieren. Insofern spreche ich an dieser Stelle lieber eine klare Empfehlung für die bereits vertonte Gegenwart (und auch alles, was Fejd in der Vergangenheit abgeliefert haben) aus.
Wertung: 8 / 10