Manchen sind SIDEBLAST vielleicht auf dem vergangenen Summer Breeze oder Way Of Darkness über den Weg gelaufen – sprichwörtlich, denn die Franzosen zeigen sich stets sehr publikumsnah. Den Zugang zu Festivals dieser Größenordnung haben sich unsere Nachbarn mit ihrem hochgelobten Debüt „Fight Of A Moth“ erspielt, das nun einen kleinen Bruder bekommen hat: Das Zweitlingswerk „Cocoon“, ebenfalls über die in Baden-Württemberg beheimateten Cyclone Empire Records.
Beworben werden SIDEBLAST als extreme Mischung aus Death, Thrash und Black, dazu noch ein paar Cyber Metal-Einflüsse und ein Hauch Grindcore. Ob man das so unterschreiben kann, soll sich erst noch zeigen.
Den Anfang macht direkt der kraftvolle Titelsong, dessen Growling exemplarisch für den todesmetallischen Charakter der Scheibe steht, von Frontmann Fredd äußerst effektiv vorgetragen wird. Unterstützung bekommt er bei diesem und anderen Songs vom Mann hinter ihm, Schlagzeuger Sebb, der sich gesanglich oftmals mit Screams beteiligt. Neu ist das zwar nicht, funktioniert hier soweit aber ganz gut. Schnell wird auch klar, dass das Keyboard eine tragende Rolle einnimmt, mal eine Gegenatmosphäre zu den dann dominanteren Gitarren erzeugt, mal in Kooperation mit diesen agiert.
Während man sich berechtigterweise fragen darf, wo hier das Cyber im Metal steckt, sind die schweren Melodic Black Metal-Anleihen nicht zu leugnen. Mal apokalyptisch mit kreischenden Gitarren („The Shape“), im nächsten Moment noch unheilbringender mit Posaunen aus der Dose und schrillen Leads („Discordant Symphony“ – hier ist der Titel Programm). Dass „Cocoon“ als Gesamtwerk gesehen werden muss und einzelne Songs für sich gesehen weniger stimmig wirken können, zeigt sich nicht nur im starken Interlude „The Fall“. Der Mix aus aus (Melodic) Black Metal, Death und Thrash (der sich übrigens nur selten mit einigen Riffs durchsetzen kann) beansprucht die volle Aufmerksamkeit des Hörers – und bietet trotzdem keinen Langzeitspaß. Tracks wie „Insomnia“ lassen mit ihren krassen Stimmungswechseln kaum Spannung aufkommen, jeder Dynamik wird schon in der Entstehungsphase der Wind aus den Segeln genommen.
SIDEBLAST haben sich seit ihrem Erstlingswerk zwar merklich gesteigert, aber trotzdem haben die Franzosen noch viel Platz nach oben und können wesentlich mehr aus sich herausholen, als es mit „Cocoon“ geschah. Das ist zwar überdurchschnittlich, kann die Erwartungen aber nicht erfüllen. Wer instrumental auf Melodic Black Metal steht, der allzu oft an die Taiwanesen Chthonic erinnert, deren Klasse aber nicht erreicht, und auch gegen Death- und Thrash Metal-Elemente – die sich vorrangig im Gesang offenbaren – nichts einzuwenden hat, kann ja mal ein Ohr in „Cocoon“ riskieren. Pflicht ist das aber nicht.
Wertung: 7 / 10