Re-Releases zu rezensieren, stellt mich immer vor eine gewisse Herausforderung – ist es bei Alben, die nicht zu zeitlosten Klassikern geworden sind, doch bisweilen schwer, diese, herausgerissen aus dem Kontext der Diskographie beziehungsweise der Entstehungszeit halbwegs objektiv zu beurteilen. Wenn man zudem mit der Band als solcher wenig bis garnicht vertraut ist, sieht man sich als Redakteur schnell vor eine nahezu unlösbare Aufgabe gestellt.
„The Mystical Beast Of Rebellion“ heißt das Werk, welches mich vor beschriebenes Dilemma stellt: Zwar sind mir BLUT AUS NORD als bekannte französische Black Metal-Band durchaus ein Begriff, dennoch verspührte ich nie das Bedürfnis, mich mit ihrem musikalischen Schaffen eingehender auseinanderzusetzen… erwartete ich doch stets, nunja, eben das, was sich bereits beim ersten Durchlauf von „The Mystical Beast Of Rebellion“ offenbart: Maximal monotoner Black Metal der stursten Sorte, stupide geprügeltes Schlagzeug über atmosphärisch-fades Riffing mit mäßig individuellem Schreigesang. Um es anders anzudeuten: „The Mystical Beast Of Rebellion“ ist für mich der Inbegriff jener unerträglichen, glücklicherweise mittlerweile größtenteils ausgerotteten Black Metal-Gattung, die so frostbitten ist, dass sie in flüssigem Stickstoff schwimmt und schwitzt.
Wer BLUT AUS NORD verehrt oder das Original der CD besitzt und wissen möchte, inwieweit sich der Re-Release bis auf das Cover von der Erstveröffentlichung unterscheidet, dem muss ich an dieser Stelle klar und ehrlich sagen, er möge sich diesbezüglich anderweitig informieren – denn um mir von einem schon im Re-Release derart räudig und monoton vor sich hin polternden Album auch noch das Original als Vergleich zu besorgen, fehlt mir schlicht und ergreifend jedwede Motivation.
Fakt ist, dass neben dem geänderten Design nun auch eine zweite CD beiliegt, welche mit den kreativ „Chapter VII Pt I“ bis …Pt. III betitelten, neuen Stücken offenbar direkt an die sechs „Chapter“-Songs der Album-CD anknüpfen soll. Auch hier ist wahrlich nicht viel Action zu erwarten, dennoch muss gesagt sein, dass in den Songs deutlich mehr passiert: Nachvollziehbare Melodieführungen lassen die über weite Strecken instrumental gehaltenen Songs vielleicht nicht lieblicher, zumindest aber melodiöser klingen. Beeindruckend finde ich das zwar immernoch nicht, auch nicht sonderlich atmosphärisch oder tiefgründig, immerhin jedoch ansatzweise unterhaltsam…
All diejenigen jedoch, die sich in der gleichen Situation befinden wie ich, mit BLUT AUS NORD nicht mehr als „Black Metal“ und „Frankreich“ verbinden zu können, sollten sich wirklich gut überlegen, ob sie das ändern wollen. Sicherlich, wer auf altes Burzum-Material abfährt, nicht sein Hirn ausschaltet, wenn er minutenlang monotones Geprügel im Ohr hat, das sich nach einem Treckermotor anhört, oder genau das erstrebenswert findet, darf hier gerne ein Ohr riskieren – in allen anderen Fällen rate ich zu Vorsicht, wenn nicht gleich größtmöglichem Abstand.
Manchmal heißt die Devise „Ehrlichkeit“, beziehungsweise „Flucht nach vorn“. In diesem Sinne: Ja, ich kannte BLUT AUS NORD bislang nur dem Namen nach. Nein, ich kannte somit auch die angeblich legendäre Original-Version des Albums nicht. Und nein, ich bereue beides nicht – vielleicht eher noch die Tatsache, ersteres nun geändert zu haben. Denn, beim besten Willen: Mag BLUT AUS NORD etwas abgewinnen, wer mag – ich kann mit dem hier Gebotenen absolut nichts anfangen: Hier passiert nichts, hier geht nichts voran, statt dessen schleppt man sich von Minute zu Minute durch Songs, die ausschließlich von ihrer als Stilmittel missbrauchten Monotonie leben.Unbefriedigend, überflüssig und ermüdend. Mag „The Mystical Beast Of Rebellion“ auch noch so lange vergriffen sein – einen Re-Release hätte es von mir aus nicht gebraucht…
Keine Wertung