Auch wenn es sich anbieten würde, kann ich diese Review zu einem LAKE-OF-TEARS-Album ja nicht schon wieder mit dem bekannten modus operandi eröffnen. Angebracht wäre es schon, denn hier liegt mal wieder eine Werk vor, welches sich eher an den gotisch Wurzeln im Sinne von lyrischem Inhalt orientiert, anstatt auf Kifferfaden zu wandeln wie der „Headstones“-Nachfolger „A Crimson Cosmos“. Als Vorabinformation muss also reichen, dass die Schweden hier ernsthaft zur Sache gehen.
Knappe 50 Minuten Gothic Metal der ehrlichen Prägung warten auf uns und um gar keine Zeit zu verschwenden, legt der Vierer mit „A Forein Road“ gleich mal recht ordentlich los. Wie eh und je rifft man eher spartanisch, aber auf dieser Scheibe schafft man es, das Ganze so dicht zu arrangieren, dass diese kleine Unannehmlichkeit kein bisschen (negativ) auffällt. Im Gegenteil, man kann sich viel besser auf die wunderbar düstere Atmosphäre und den über fast die gesamte Strecke sehr netten Gesang konzentrieren. Beim folgenden „Ravenland“ haut man dann erstmalig richtig auffällig in die Tasten, auch wenn „Hauen“ hier sicher nicht so besonders gut passt, bleibt doch auch das Keyboard eher zurückhaltend im Hintergrund. Richtig so, hier steht wie so oft der Song im Vordergrund, es sei denn, wir wenden uns mal dem Titeltrack etwas genauer zu. „Headstones“ wird von einer alles dominierenden Akustikgitarre überstrahlt, welche zeigt, dass die Songs von LAKE OF TEARS nicht bloß zufällig ganz passabel aneinandergereihte Riffs sind, die sich dann doch überraschend gut anhören. Nein, hier zeigen sie, wo der Kopfstein, ähh, der Frosch die Locken hat.
Ansonsten gilt aber, was ich zuvor schon angedeutet habe: der Star ist der Song, nicht das Instrument. Beispielhaft ist das in meinen Augen beste Lied des Abums, „Twilight“. Für sich gesehen spielt jedes Instrument sehr einfach, aber in der Gesamtheit überzeugt es einfach. Wie beim Kuchen halt, ein rohes XXL-Bio-Ei macht noch keine lukullischen Genüsse, addiert man aber zum 08/15-Ei noch ein paar delikate Zutaten hinzu, wird es eine feine Sache. Hier mal eine kurze akustische Passage im Hintergrund, da mal ein kurzes Solo, hier setzt das Schlagzeug mal kurz aus, da packen wir einen Basslauf hin, der dem Ganzen das gewisse Etwas gibt. Ihr versteht schon, die einfachen Dinge gut machen, darauf haben sich LAKE OF TEARS mit „Headstones“ konzentriert und sie haben es einfach sehr gut hinbekommen. Kein einziger Patzer in 50 Minuten, auch das unscheinbare „Life`s But A Dream“ hat seine Daseinsberechtigung wie das zackige und damit etwas aus dem konzeptionellen Rahmen fallende „Burn Fire Burn“. Von epischer Länge gezeichnet, bildet „The Path Of The Gods“ den würdigen, fast viertelstündigen Abschluss einer CD, die man eigentlich unbedingt besitzen sollte.
Gutes Stichwort, um zum Ende zu kommen. Wer „Headstones“ nicht besitzt, sollte diesen traurigen Umstand schnellstens aus der Welt schaffen, sicher der schöpferische Höhepunkt in der Karriere der wackeren Schweden, die sich in einer spinnennetzartigen Welt des Musikbusiness ihre eigene kleine Nische geschaffen haben. Wer sie mit „Headstones“ dort immer wieder mal besucht, weiß, was er daran hat.
Wertung: 9 / 10