Review Adorned Brood – Hammerfeste

Die seit bereits 17 Jahren existierende Pagan Metal-Gruppe ADORNED BROOD sollte nicht nur aufgrund ihrer langen Lebenszeit Szenekennern ein Begriff sein. Nach zwei „bemühten“ ersten Alben, die dennoch aufgrund ihrer geringen Stückzahl einen kleinen Kultstatus erhielten, veröffentlichten die Rheinländer um die Jahrtausendwende mit „Asgard“ und „Erdenkraft“ zwei Hochkaräter auf dem Gebiet des folkloristischen Metals. Insbesondere männlich-weiblicher Wechselgesang und der Einsatz einer Querflöte wurden zum Markenzeichen der Band, die in jüngerer Zeit mit „Heldentat“ einen Ausflug in rockigere Gefilde unternahmen und mit „Noor“ ein wenig auf den bewährten Pfad zurückkehrten.

Nun steht als „Hammerfeste“, das siebte Album, ins Haus. Ein Blick in die Tracklist offenbart schon einmal, dass auf die Verwendung der deutschen Sprache, die zuvor noch einigen Raum einnahm, fast komplett verzichtet wird. Einzig der Refrain von „Triumph“ und die (gelungene) Coverversion des Shantys „Kaperfahrt“ kommen noch in der Volkssprache daher. Ansonsten hat sich auch manches getan: Flötistin/Sängerin Ingeborg Anna stieg 2008 aus und wurde nur an ihrem Instrument ersetzt, weshalb weiblicher Gesang nur im Intro zu hören ist, welches mit vier Minuten wirklich übertriebene Ausmaße angenommen hat.
Weiterhin präsentiert sich „Hammerfeste“ als das vielleicht gradlinigste, flotteste und eingängigste Album der Bandgeschichte. Keiner der Songs verzichtet auf einen Refrain, der zum Mitgröhlen anregt. Der Titeltrack funktioniert mit seinem „Hammerfeste – Far, far away / Hammerfeste – rules in lonely majesty / Hammerfeste – the enemies run away / Hammerfeste – It’s their destiny“ auch noch bei vier Promille, wie es auch bei jedem anderen Stück der Fall ist. Während aber das Brett „Hammerfeste“ musikalisch durchaus Laune macht, lösen die Texte, die Frost uns diesmal beschert hat, richtiggehend körperliche Schmerzen aus. „In Battle“ zum Beispiel stellt fest: „As I gaze into the sky / I can see the ravens fly / and as I hear the northern call / in battle is where I will fall“ Glückwunsch, das klingt nicht nur nach dem Englisch, sondern auch nach der Fantasie eines Unterstufenschülers.

Wenn man diese Fünfe gerade sein und / oder sich von den extrem peinlichen Texten (in zahlreichen Wiederholungen) nicht beirren lässt, bleibt dennoch gewisse Ernüchterung. Denn von dem einst sehr eigenen Sound von ADORNED BROOD ist bis auf ein wenig Flöte nicht viel übrig geblieben. Mit „Hammerfeste“ klingen die Grevenbroicher im neuen Jahrzehnt viel austauschbarer, als das jemals der Fall gewesen ist, als ob man sich direkt um ein Nachahmen der (viel jüngeren) Finnen von Ensiferum bemüht hätte. Ohne Zweifel muss man anerkennen, dass alle fünf Bandmitglieder ihre Instrumente beherrschen und brauchbare Pagan Metal-Songs schreiben können, die manches mal durchaus zu Ohrwürmern werden. Doch so gesichtslos wie 2010 hat man ADORNED BROOD wohl noch nie erlebt, und mit Texten, die kein Griff mehr ins Klo, sondern ein herzhafter Sprung in die Kläranlage sind, gewinnt man (hoffentlich) keinen Blumentopf.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert