Dass es im ansonsten eher für seinen Melodic Death Metal bekannten Göteborg auch Bands gibt, die noch echten Metal wie man ihn aus den 80ern von Bands wie Judas Priest und Saxon kennt, spielen, beweisen DREAM EVIL mit ihrem nun schon fünften Studioalbum ein weiteres mal eindrucksvoll. Während bei mir noch Schnee die Landschaft bedeckt und dafür sorgt, dass mir die Finger einfrieren wollen, haben die Mannen um Produzentenlegende Fredrik Nordström ( der unter anderem At the Gates, Arch Enemy, Nightrage, Dark Tranquillity, In Flames, Soilwork, und Opeth produziert hat) fleißig an “In The Night” geschmiedet um den Schnee im neuen Jahr zum schmelzen zu bringen. Ob ihr Album heiß genug dafür ist wird sich zeigen.
Kaum beginnt die CD zu rotieren werden einem auch gleich fetzige Riffs im Opener “Immortal” serviert. Der Gesang von Niklas Isfeldt kommt sehr schön im eingängigen Refrain zur Geltung, der zwar nicht gerade durch seine textliche Genialität im Ohr hängen bleibt, aber wen kümmert das schon, wenn er einfach nur ein hymnenhaftes Metallied hören möchte. Stellenweise fühle ich mich immer wieder an Ralf Scheepers von Primal Fear erinnert, da die beiden einen ähnlichen Gesangsstil pflegen. Im analogen Stil wie der Opener funktionieren auch die restlichen Songs der Platte. Die Zutaten von Dream Evil sind einfach aber altbewährt: simple Texte, stampfende Riffs, rockige Gitarrensoli, unterstützende Backingvocals und bangtaugliche Rythmen. Was braucht das Metalherz mehr? Dass man das Rad nicht neu erfinden möchte zeigen mehr oder minder auch die Songtitel wie “Bang Your Head”, welches live sicher seinen Zweck erfüllen wird oder “The Ballad”, der selbstredend ist. Ausfälle gibt es auf “In The Night” meiner Meinung nach keinen einzigen, auch wenn mir “The Ballad” dann doch zu seicht daher kommt mit seinen Klavier- und Streicherorgien. Textzeilen wie: “We are made of metal, our hearts are made of steel” tun dann ihr übriges, dass ich an Manowar denken muss. Aber wie gesagt, DREAM EVIL wollen einfach nur klassischen Metal zelebrieren und die Bühne rocken und wem das gefällt, der liegt hier genau richtig. Auch wenn ich alle Lieder gut finde so seien doch “On The Wind” und “In The Fires Of The Sun” hervorgehoben. Ersteres besticht durch seine geilen Riffs, im Ohr hängenbleibenden Melodien, einem extrem geilen Solo mit Tappingeinlagen, dem Chor und dem charismatischem Organ von Niklas Isfeldt. Klasse Nummer Jungs! “In The Fires Of The Sun” beginnt mit ertönenden Glocken (auch hier Klischee) und einem kakophonischem Riff, welches sich in einen chromatischen Ohrwurm wandelt, bevor die Strophe einsetzt. Auch hier haben mir die Riffs und das Solo besonders gut gefallen. Mal abgesehen von dem netten Refrain der sich in Sachen Eingängigkeit mit dem Rest des Albums nichts schenkt. Am Ende von “In The Night” kommt dann doch noch etwas Abwechslung zu stande. Es ertönen sanfte Streicher bei “The Unchosen One” und im Refrain hat man auf weibliche Backingvocals zurückgegriffen. Auch ansonsten ist der Titel die rockigste Nummer auf der CD. Bevor einem die Streicher das Ende der Platte verlauten spielt Daniel Varghamne noch einmal ein klassisches Rocksolo. Ich bin mir sicher, danach werden viele von euch erneut auf den Play Knopf eurer Anlage drücken.
Eigentlich fällt es mir schwer wirkliche Kritikpunkte auf „In The Night“ zu finden. Die Platte ist druckvoll produziert und knallt schön aus den Boxen und die Musiker zeigen das sie was drauf haben. Der Gesang ist klasse, die Refrains und Riffs sind einprägsam und animieren zum Mitgrölen, die Soli sind geil und technisch nicht zu bemängeln. Trotzdem kann man leider nicht darüber hinwegsehen, dass DREAM EVIL in Sachen Innovation keinen Glanztaten vollbringen und auch ihr neustes Album nach dem gleichen Rezept aufgebaut ist, wie die Vorgängeralben. Auch klingen sie ihren Genrekollegen von Hammerfall, Primal Fear oder Saxon stellenweise verblüffend ähnlich.
Der größte Kritikpunkt ist dann wohl tatsächlich die fehlende Innovation und die Songs die alle nach dem Muster X geschrieben sind. Hört man jeden Song aber für sich, gibt es nichts zu bemängeln.
Auch wenn DREAM EVIL nur ausgetretene Pfade betreten und auf Altbekanntes setzen so machen sie es doch mit viel Spielfreude. Allen Fans von Power Metal und traditionellem Metal kann ich „In The Night“ also nur empfehlen. Wenn die Schneeschmelze auch vielleicht noch warten lässt, sind DREAM EVIL ein guter Anfang für das Metaljahr 2010. Wer jetzt Lust hat die Jungs live zu sehen, sie sind ab Ende Januar mit Stratovarius auf Tour!
Anspieltipps: „On The Wind“ und „In The Fires Of The Sun“.
(Maximilian Lechner)
Wertung: 7.5 / 10