Na, wenn die Scheibe mal nicht in den falschen Briefkasten geworfen wurde. Schon beim Titel bzw. Frontcover der CD bekomme ich den Eindruck, dass die Heavy-Fraktion hier wesentlich geeigneter gewesen wäre. Nun habe ich also das Vergnügen mit MEANSTREAK und ihrem Machwerk „Metal Slave“. Die vier Jungs sehen gar nicht mehr so jung aus und kommen aus Schweden, die musikalische Ausrichtung verbirgt sich keinen halben Takt: schweres Metal der eher älteren Schule.
Was kann man in einem solchen Fall also erwarten: zackiges Riffing, gefällige Leads, männlicher Gesang, der Fensterscheiben zum Zerspringen bringt (auch wenn es im vorliegenden Fall gar nicht so schlimm ist) und eine ordentliche Soundwand, die möglichst die komplette Truppe mit einem transparenten Klang versorgt. Schon nach wenigen Songs bin ich geneigt, dies alles dem nordischen Vierer zu attestieren. Der Opener „Whom The Gods Love Die Young“ ist eine Mitsinghymne allererster Güte, ein Song, der live vielleicht sogar den letzten Black Metaller erweicht und dem finstersten Gothic ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Da geht es einfach derbe nach vorne los. Dass MEANSTREAK ihre Instrumente beherrschen, zeigen sie im folgenden gleich mehrfach, ohne erkennbare Probleme zocken sie sich durch die Solopassagen und arrangieren die Songs dabei sehr dicht. Dass aus diesem Grund nur „Seventh Sign“ die Fünf-Minuten-Hürde so gerade eben überspringt, ist ein absolut vernachlässigbarer Faktor und wenn man Klischees nicht unbedingt völlig negativ gegenübertritt, dann gilt das auch für das Gesamtpaket: sicherlich wird der mehrkehlige Shout „Hey“ relativ inflatorisch bemüht, Lederklamotten sind sowieso Pflicht und die Lyrics behandeln recht ausnahmslos Themen, mit denen „Manowar“ berühmt geworden sind.
An dieser Stelle sind wir jetzt bei den obligatorischen Kritikpunkten angekommen und das sind bei MEANSTREAK gar nicht mal so viele. Eine Spielzeit von knapp 45 Minuten kann heutzutage getrost als normal angesehen werden, aber auch wenn die CD damit nicht ausufernd lang ist, stört ein wenig die Uniformität der Songs; 10 mal Song, 10 mal schnelles Midtempo bzw. langsames Uptempo. Dazu hat jeder Song sehr klassische Refrains, Überraschungsmomente bleiben aus. Ich halte den Jungs mal zu Gute, dass sie echte Überzeugungstäter sind und das ist auch ok so, aber ein wenig Abwechselung hätte der ganzen Geschichte schon gut getan. Ebenso kommt mir der Bass im Gesamtklang ein wenig mauerblumig davon: bis auf einzelne Solopassagen kommt er kaum zur Geltung, würde den Liedern auf der anderen Seite aber doch noch mal tüchtig Druck verleihen. Wenn sich dann noch die teilweise erschlagenden Klischees (s.o.) zurückfahren ließen, wäre ich wirklich ziemlich zufrieden.
Gut möglich, dass mir die Scheibe deshalb gut gefällt, weil ich selten mit reinem Heavy Metal in Berührung komme. Vielleicht sind die wirklichen Experten überhaupt nicht meiner Meinung und sehen in „Metal Slave“ ein bestenfalls durchschnittliches Werk. Da hier aber meine Einschätzung gefragt ist, würde ich zumindest Freunden des Genres den einen oder anderen Testdurchlauf ans Herz legen. Alles, was zwischen „Judas Priest“ und „Hammerfall“ liegt, kann als Referenzmusik herangezogen werden.
Wertung: 7.5 / 10