Doom Metal von der grünen Insel, viele Bands aus dem Genre gibt es nicht, die aus Irland kommen. Aracane Sun könnte man kennen, Maél Mordha und wenn man ganz viele Augen zudrückt, dann kann man Primordial vielleicht hier und da auch noch ein ganz kleines Stück in diese Kiste stecken (wobei das doch schon etwas weh tut), Genreprimus sind und bleiben bis dato wohl doch Mourning Beloveth. Die haben gerade kürzlich einen Neuzugang verzeichnet, einen gewissen Pauric Gallagher, der von nun an den Sechssaiter bedient. Der spielt aber auch schon in einer anderen Band, die nennt sich DECAYOR und hat sich einem sehr ähnlichen Genre verschrieben, wie ihre Landsmänner: Doomdeath Metal mit einem leichten irischen Anstrich. Und dieser Tage veröffentlicht das Trio aus Donegal bereits seinen (nach zwei Demos) dritten Output mit der EP „Recurring Times Of Grief“.
Gespielt wird dabei leicht minimalistischer Doomdeath Metal (sehr eingeschränkte Instrumentierung, was aber nicht unbedingt schlecht ist, DECAYOR schaffen es gut, nicht zu schwach auf der Brust zu klingen, auch mit nur einer Gitarre) mit deutlich gesteigerten Epic Doom-Einflüssen, schon „Veil Of Despair“, der erste Track nach der kurzen Introduktion „Stir Of Echoes“, besticht durch bockschwere Riffs und wuchtiges Drumming mit ordentlichem Bassgebrummel im Hintergrund. Übertriebenen Herzschmerz oder sonstige Duftmarken, die der Gothic teilweise im Doomdeath hinterlassen hat, sucht man hier vergebens, lediglich ein paar eher melancholische Gitarrenleads könnten etwas in der Richtung vermuten lassen. Sänger/Gitarrist Gallagher entlockt seiner Kehle dabei durchaus impressive gutturale Gesangslagen irgendwo zwischen Krächzen und Growlings, Abwechslung wird auch groß geschrieben, nach knapp vier Minuten wird unvermittelt ein gemäßigter Akustikpart eingeflochten, der dann wieder mit einem regelrechten metallischen Paukenschlag beendet wird. Die angenehm druckvolle Produktion tut ihr übriges, „Recurring Times Of Grief“ hört sich durchaus nicht schlecht.
Das Problem an der Sache ist, dass DECAYOR – zumindest beim ersten richtigen Track der EP noch – zwar durchaus kompetent zu Werke gehen, sich handwerklich keine Patzer leisten (Drummer Gary Byrne muss sogar durchaus lobend erwähnt werden) und so weiter und so fort, aber trotzdem fällt es ihrer Musik schwer, den Hörer wirklich umzuhauen. Routiniert kurbelt die Band hier nämlich einen Song runter, der zwar gefällt, den man aber schon zu kennen glaubt, beziehungsweise der nicht viel zu bieten hat, was man nicht so oder so ähnlich schon mal irgendwo besser gehört hat. Schlechter zwar auch schon viel öfter, aber trotzdem.
Zu Hochform laufen die Iren dann erst mit „The Sacred Heart Is Bleeding“ auf, das zwar prinzipiell aus den gleichen Grundzutaten gekocht wurde, aber doch hier und da durchaus zu überraschen weiß. Allen voran seien da die merkwürdigen, leicht dissonanten, an Secrets Of The Moon erinnernden Gitarrenleads genannt, die durchaus die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich ziehen, andererseits der epische Part im Mittelteil, der zwar handwerklich nicht ganz die Qualität der Landsmänner von Primordial erreicht, ihnen stilistisch aber schon ziemlich nahe kommt. Zusammengehalten von einem kompetent durchgezogenen Doom Metal Song kann man das Ding dank dieser beiden überraschenden „Ausreißer“ als wirklich erstaunlich beschreiben.
Der Rausschmeißer „Weeping Willows“ rettet die EP dann routiniert ins Trockene, obwohl er mehr nach „Veil Of Despair“ schlägt, als nach „The Sacred Heart Is Bleeding“, aber das lässt sich verschmerzen. Nach 33 Minuten (ein Intro plus drei überlange Songs) ist der Spuk vorbei und es bleibt zu resümieren, ob und wenn ja inwiefern DECAYOR mit ihrer EP gezeigt haben, dass sie im modernen Musikgeschäft konkurrenzfähig sind. Für mich persönlich läuft es auf ein relativ klares „Ja“ hinaus, „The Sacred Heart Is Bleeding“ ist wie gesagt einfach nur ein großer Song, der das Potential der Kapelle überdeutlich zeigt. Der Rest der EP überzeugt nicht ganz so sehr, beweißt aber immer noch genug Qualitäten, um die Prognose zuzulassen, dass „Recurring Times Of Grief“ nicht das letzte war, was wir von DECAYOR gehört haben. Ich freu mich auf die nächste Veröffentlichung.
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