Review Roland Enders & Friends – About Angst / Daydreamer

„About Angst / Daydreamer“ ist eine ambitionierte Doppel-CD des Musikers Roland Enders, die er zusammen mit einigen Freunden realisiert hat. Roland macht bereits seit den Siebzigern Musik, war in verschiedenen Bands tätig und hat Ende der 90er auch ein Fachbuch zum Thema Homerecording veröffentlicht. Auf seiner Homepage bietet er zudem kostenlose Tutorials zur Musikproduktion mit dem Computer an.

Seine neueste Veröffentlichung präsentiert auf CD1 das komplexe und atmosphärisch dichte Konzeptwerk „About Angst“, dessen Geschichte von dem Grimmschen Märchen „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ inspiriert ist. Die Idee für das Werk stammt von Rolands Freund Kai Heyrock, der auch ein paar musikalische Themen und instrumentale Beiträge beigesteuert hat, dem aber die Zeit fehlte, sich dem Projekt intensiver zu widmen, sodass Roland die musikalische Umsetzung übernahm.
Stilistisch geht es retroproggig zu, epische Melodien treffen auf komplexe, oftmals klassisch anmutende Instrumentalarrangements, die Roland (mit Ausnahme des Schlagzeugs) überwiegend selbst eingespielt hat. Stefan Dittmar, der einst bei den Hamburger Progrockern Sophistree hinter der Schießbude saß, zeichnet sich für das variantenreiche und vitale Schlagzeugspiel auf beiden Scheiben verantwortlich. Hanspeter Hess (The Healing Road) steuert einige Keyboardspuren hinzu. Den Gesang teilen sich Thommy Frank von Projection (er singt den Charakter Jake), Claudia Salzig von Raubwal (als Sarah) sowie Roland Enders untereinander.Longtrack-Fetischisten kommen gleich beim fast 16-minütigen Opener „Angry Jake Suite“ auf ihre Kosten, aber auch das abschließende „Culmination“ sowie „Father“ und „Blackout“ bewegen sich zwischen 8 bis 15 Minuten. Besondere Beachtung sollte aber auch dem treibenden Instrumentalstück „The Ride“ geschenkt werden.

Die zweite CD „Daydreamer“ gehört nicht zum Konzept. Sie ist eine lose Songsammlung, die sehr vielschichtig daherkommt. Das Spektrum erstreckt sich von Progressive Rock, über Folk, Symphonic Rock bis hin zum Pop. Auf dieser Scheibe übernimmt Roland fast alle Gesangsspuren selbst. Lediglich in „I Wonder“ überlässt er Bettina Berchem das Mikro. Sie sollte eigentlich auch die Rolle der Sarah singen, konnte aber aus persönlichen Gründen nicht an der Produktion von „About Angst“ mitwirken. Die Gesangsleistungen aller Beteiligten wissen zu überzeugen, wobei die Stimmfärbungen von Thommy Frank und Roland allerdings Geschmackssache sein dürften. Hört einfach rein und entscheidet selbst, ob sie Euch zusagen. Rolands Art zu singen erinnert etwas an Andy Tillison von The Tangent. Neben dem farbenfroh-verspielten Instrumental „Nordic Dance“, dem frickeligen „Dreams And Nightmares“ und dem kammermusikalischen Kleinod „Poseidon’s Realm“ sticht vor allem das lyrisch witzige „My Toaster Is An Alien“ (samt Satzgesang) hervor.

Auffällig ist die für eine Homestudio-Aufnahme hervorragende Klangqualität beider CDs. Der Sound ist differenziert und trotzdem dicht und klingt dabei nicht steril. Lediglich die Riffgitarren hätten deutlich druckvoller ausfallen können.

Die beiden Silberlinge kommen in einem schicken, ausklappbaren Digipack mit herausnehmbarem Booklet samt wundervollen Illustrationen. Auf den Abdruck der Texte wurde – vermutlich aus Kostengründen – verzichtet. Stattdessen gibt es eine kurze inhaltliche Zusammenfassung jedes Songs. Wer sich für die Lyrics interessiert, kann diese aber auf der Website von Roland nachlesen.

Das Album könnt Ihr für nicht ganz 14 Euro plus Versand direkt über seine Homepage (www.songs-and-stories.de) bestellen. Drei Euro jeder verkauften Kopie wird an Plan, eine Kinderhilfsorganisation, weitergeleitet.

So unterstützt ihr nicht nur einen hervorragenden Musiker, sondern setzt Euer Geld für einen guten Zweck ein. Eine echte Empfehlung für alle Freunde des symphonischen Schönklangs, die den Prog-Underground fördern und entdecken möchten. Wenn Ihr Bands wie Spock’s Beard, The Tangent oder Camel mögt, wird Euch auch „About Angst / Daydreamer“ gefallen. Und mit einer Spielzeit von 2 Stunden und 20 Minuten gibt es schließlich auch reichlich Musik fürs Geld.

Anspieltipps:
CD1: „The Ride“, „Father“
CD2: „Nordic Dance“, „My Toaster Is An Alien“

Wertung: 8 / 10

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