Gerade im Metal mit seinen vielen Spielarten und auf diese Spielarten spezialisierten Labels hat so wohl jeder, wissentlich oder unwissentlich, bestimmte Labels, denen er quasi blind vertrauen kann. In meinem Fall rangiert diesbezüglich ein kleines deutsches Label auf Platz eins, das nur CDs aus dem engsten Umfeld des Betreibers veröffentlicht – das jedoch, und das ist das faszinierende, in derart kurzen Abständen, dass man sich fragt, ob die werten Herren keine andern Verpflichtungen haben, als Musik zu schreiben, aufzunehmen und zu veröffentlichen. Die Zugpferde in diesem Stall heißen Valborg, Klabautamann, Island, Gruenewald oder Woburn House, spielen das, was man unter Avantgarde Metal verstehen sollte und sind, das nur nebenbei bemerkt, ausnahmslos zu empfehlen… die Rede ist natürlich von Zeitgeister Music aus Bonn.
Würden Zeitgeister ein Release-Abonement anbieten, ich würde es abschließen – wurde ich doch von bisher keiner Veröffentlichung aus diesem Hause enttäuscht… naja, sagen wir fast:Das Debüt von EKPYROSIS bildete die Ausnahme, die die Regel bestätigt – und damit zum Punkt: Mit „Ein ewiges Bild“ hat das Projekt nun die Chance, die Rolle des schwarzen Schafes im Stall abzulegen – doch zu nutzen weiß man diese nicht ganz:
Dass mich der Titel „Ein ewiges Bild“ an die Hornbach-Werbe-Kampagne „Das grenzenlose Haus“ erinnert, ist dabei wohl eher mein persönliches Problem und nicht unbedingt als Argument ins Felde zu führen – führt jedoch de facto dazu, dass ein Text wie „Ein ewiger Gruß. Ein ewiges Wort. Ein ewiges Bild“ bei mir ihre Wirkung grob verfehlen.
Die Texte, die der Geheimniskrämer, dessen Namen nicht genannt wird, dieses Mal sogar in Deutsch und Englisch ins Booklet gedruckt hat, sind dabei eh schon so eine Sache. Man kann sicher Fan von Lyrik im Stile „Bis in die Dunkelheit. Ohne Visionen.Ohne Atem. Gesichter aus Scheiße. Ich mache es euch nicht recht, ihr Wichser“ sein – dass es gundsätzlich geschickt ist, den Rezipienten zu beschimpfen wage ich jedoch zumindest in Frage zu stellen. „Spuckt es an! Schlagt es kaputt! Brennt es nieder!“ fährt der Poet stilsicher fort – ganz so weit will ich hier nicht gehen – um objektive Kritik jedoch wird der Herr nicht herumkommen.
Auf „Mensch aus Gold“ war es der Gesang, der das Werk nahezu unerträglich werden ließ – zumindest diesbezüglich scheint der Künstler garnicht so selbstsicher und kritikverschlossen zu sein, wie er sich in seinen Texten gerne darstellt: Mal melodisch gesprochen, mal düster und grollend erinnert der Gesang bisweilen stark an Valborg (man darf spekulieren) und gibt so, von seinen Inhalten abgesehen, kaum Anlass zu Klage… viel mehr noch: Der Gesang als solcher ist eigentlich sogar ziemlich gut und angenehm abwechslungsreich.
Doch leider wird, was hier an Verbesserung erarbeitet wurde, anderweitig wieder quasi komplett aufgebraucht, was zur im Endeffekt auch nur marginalen Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger in der Punktwertung führt: „Spannungsgeladene Riffs, viel Abwechslung und eine sich mit der Zeit wandelnde Atmosphäre“ attestierte ich „Mensch aus Gold“ seinerzeit. Von allen dreien ist auf „Ein ewiges Bild“ nur noch wenig zu verzeichnen. Sicherlich, schlecht ist das gebotene nicht, und die ein oder andere Passage weiß auch zu gefallen – ein Fundament, um darauf ein komplettes Album aufzubauen, bieten die recht monotonen Riffs jedoch nicht wirklich, klingen die Songs über weite Strecken doch schlicht unspektakulär.
Wenn ich auch anerkennend feststellen kann, dass EKPYROSIS sich merklich weiterentwickelt haben, ist das, was dabei herausgekommen ist, noch weit davon entfernt, mich vom Hocker zu reißen. Mit wenigen Ausnahmen plätschert „Ein ewiges Bild“ aus den Boxen, Track für Track, unbetitelt und gesichtslos wie die Band selbst: „Made in Europe, 2009-2010“ sind neben den Texten und der URL von Zeitgeister die einzige Information, die preisgegeben wird. Alle Macht der Musik, keine Beeinflussung durch Zusatzinformationen – prinzipiell ein interessantes Konzept, jedoch müsste die Musik, damit das aufgeht, meiner Meinung nach etwas mehr hergeben… auch wenn das Mr. EKPYROSIS wohl nicht sonderlich interessieren wird – ich zitiere:
„Fick dich und deine Kritik. Fick dich und deine Meinung. Ich höre sowieso nicht hin. Was glaubst du, wer du bist? Sieh, mein schwarzer Hammer. Knallend fällt er nieder. Auf deine klugen Gedanken. Du kommst mir nie wieder zu nah.“
Wertung: 5.5 / 10