KHAOS AEON – bereits der Name lässt mich an Dissection denken, und auch auf den zweiten Blick scheine ich damit nicht all zu weit daneben zu liegen, findet sich laut der Tracklist mit „Frozen“ doch einer der besten Songs der Schweden als Coverversion auf „Exitus“.
Doch beginnen wir am Anfang: Mit „Exitus“ veröffentlichen KHAOS AEON nach einer Split sowie einer Demo nun ihr erstes Full-Length-Album. Zwar weist der Sound dabei einen unverkennbaren „Eigenproduktions-Charme“ auf (wer könnte das einer jungen Band bei ihrem ersten Album verdenken?), lässt aber dennoch relativ wenig Raum für Kritik: Die Gitarren sind roh, dabei aber angenehm voll im Klang, der Gesang genau in der richtigen Lautstärke und sogar das Schlagzeug, nur all zu oft die demaskierende Schwachstelle von Eigenproduktionen, klingt verhältnismäßig gelungen. Klar, hier ist nach oben natürlich einiges möglich, dennoch steht „Exitus“ soundtechnisch im Vergleich zu anderen Debüt-Werken alles andere als schlecht dar.
Auch dem restlichen „Drumherum“ wie Artwork und der in schwarzes Polycarbonat gepressten CD kann man bereits auf den ersten Blick ansehen, dass die beiden Musiker hier durchaus ambitioniert und mit viel Herzblut an die Sache gegangen sind… ein Attribut, welches man so auch auf die Songs übernehmen kann:
Ganz falsch war mein erster Gedanke dabei offensichtlich nicht, erinnert das musikalische Schaffen von KHAOS AEON doch stark an die wohl auch namensbeeinflussende Formation um Jon Nödtveidt. Dabei bewegt man sich hier über weite Strecken im Midtempobereich. Der Fokus liegt auf sägenden Riffs und eingängigen Gitarrenmelodien beziehungsweise –solis, wobei auch einige Cleangitarren nicht fehlen dürfen; dazu faucht Isaz gekonnt, aber durchaus bemüht, dem verstorbenen Schweden nachzueifern. In wie weit man sich auch Textlich in ähnlichen Gefilden bewegt, kann ich ohne die Texte vorliegen zu haben, nicht beurteilen, Songtitel wie „Burning Horizon“ oder „Ha-Ilan Ha-Hizon“ lassen jedoch auch hier Parallelen vermuten.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie viel Innovation und Eigenständigkeit eine Band mitbringen muss, damit man sich nicht gähnend abwendet und eben doch lieber zum Klassiker, als zur ähnlich klingenden Newcomerband greift. KHAOS AEON beweisen: Eigentlich nicht all zu viel. Denn was die beiden Rheinland-Pfälzer hier abliefern, ist zwar nichts noch nie dagewesenes und auch nicht unbedingt das abwechslungsreichste Album des Jahres, deshalb aber noch lange nicht schlecht. An die Genialität von Dissection reicht „Exitus“ zwar natürlich nicht heran, das wäre allerdings auch ein sehr hoher Anspruch an ein Erstlingswerk – Fans schwedischen Black Metalls kann „Exitus“ also guten Gewissens empfohlen werden.
KHAOS AEON sollten sich jedoch wohl spätestens bis zu ihrem nächsten Album überlegen, wie weit man den eingeschlagenen Weg weitergehen will: Natürlich sollte man immer bei dem Stil bleiben, der einem am Herzen liegt; dennoch könnte ein wenig mehr Eigenständigkeit und Wagemut bisweilen nicht schaden, um zu vermeiden, irgendwann als belanglose Dissection-Nacheiferer abgestempelt zu werden – von den Kompositorischen wie auch spielerischen Fertigkeiten her wären dafür ja beste Voraussetzungen gegeben!
Anspieltipps: „Burning Horizon“, „The One Who Spoke The Hidden Name”
Wertung: 7.5 / 10