Review Repossession – Reign Over Inferno

  • Label: Pycho
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Death Metal

An was denkt man als erstes wenn man Polen und Metal hört? Richtig! Death Metal und genau das machen die 5 Jungs von Repossession auch ohne wenn und aber! Allerdings setzten sie sich vom Sound her von ihren Landsleuten Vader und Behemoth deutlich ab. Der Gesang besteht durchwegs aus sehr tiefen Growls, die teilweise schon an Grind denken lassen und es wechseln sich groovende Parts mit melancholischen Melodien ab. Inspiriert wurden Repossession mit Sicherheit von Bands wie Grave, Amon Amarth und Bolt Thrower, was die Erwartungen nicht gerade mindert! Ob sie allerdings auf ihrem Debüt Release “Reign Over Inferno” an die Vorbilder heranreichen oder noch an sich arbeiten müssen wird sich im Folgenden zeigen.

Kaum schmeißt man den CD Player an brüllt einen die Stimme von Raven erst einmal in Grund und Boden. Mit “Let’s Fuckin’ Die” wird einem in typischer Todesblei Manier die menschliche Blutlust vor Augen gehalten, die mit dem einfachem Fazit “let’s fuckin die right now” endet. Ansichtssache… Textlich bewegen sich Repossession nicht nur im ersten Lied immer wieder zwischen dezenter Misanthrophie, Blut-Sprenkeleien und anderen gewalttätigen Fantasien ohne wirklich inspirativ zu wirken. Das mag wohl auch ein generelles Problem der Platte sein, die zwar im einzelnen sehr abwechslungsreiche Songs und Momente enthält, aber im Grunde nichts neues eigentständiges aufweist. Der erste Track enthält im Prinzip alle Zutaten aus denen “ Reign Over Chaos” gekocht ist: Groovende Riffs, schwedische Melodien, einzelne Leadgitarren und ein extrem angepisster Sänger. Als einziges Lied ist in “Let’s Fuckin’ Die” auch ein Grindcore mäßiger Abschnitt enthalten. Zwischen den walzenden Riffs scheinen wie gesagt immer mal wieder nette Melodien hervor, die durchaus zu gefallen wissen und zum Headbangen animieren können. Das folgende “Deaden” fängt schon mit einem verspultem Anfangs Solo an, das sich doch recht stark kakophonischen Elementen bedient. Mit ihren Instrumenten umzugehen haben Repossession auf jeden Fall gelernt und auch an Abwechslungsreichtum in den Songs mangelt es ihnen nicht, aber wieso muss jeder Song zig verschiedene Riffs haben wovon einige wirklch gut sind, andere jedoch einfach ins belanglose abdriften? Und wieso baut man nur Versatzstücke von Soli ein, wenn man doch offensichtlich das Talent hat richtige zu schreiben? Manchmal ist weniger einfach mehr und man merkt, dass die Band jede Menge Ideen hat, die sie unbedingt unterbringen will, diese aber nicht gewinnbringend verarbeiten kann. Das Resultat ist dann leider, dass nur sehr wenig im Ohr hängenbleit. Abwechslungsreichtum und Death Metal ist durchaus eine gute Kombination, aber man sollte lieber ein Paar Riffs rauslassen zugunsten von mehr Eingängigkeit. Im Titeltrack zeigt sich aber auch eine Stärke der Band. Repossession verstehen es gut einem richtig schön den Kopf zu polieren und einen anschließend wieder mit harmonischen Melodien den Bauch zu pinseln. “Tasted” setzt mit einem Trommelwirbel ein und geht über in eine zutiefst melancholische Melodie. Sicher fühlt man sich immer wieder an Amon Amarth erinnert wenn man solche 16 -tel Notengebilde hört, doch wieso nicht Gutes von der Konkurrenz mit dem eigenem Sound verknüpfen? Das mag nicht zuletzt ein Grund sein wieso “Tasted” noch relativ gut im Ohr hängen bleibt. Aber auch hier hat man wieder das Problem, dass das Solo im Prinzip nur aus einem Lick besteht. Bitte: Ganz oder garnicht! “Stray Soul” ist der längste Titel der CD und baut mit Hilfe eines chromatischen Riffs und einiger netter Breaks eine spannende Atmosphäre auf. Sogar die Mühe ein richtiges Solo zu schreiben hat man sich hier gemacht! Besonders in der Mitte des Stücks fühle ich mich stark an Bolt Thrower erinnert. Das Ende wird mit Blastbeats und wildem Geschrei begangen. Den Abschluss bildet das kompakte “The Wings”. Auch hier haben sich Repossession einige gute Melodien einfallen lassen, die einen dann doch mehr und mehr zum Kopfnicken bringen könnten.

Was bleibt nach nur 25 Minuten festzuhalten? Nun das Urteil über Repossession ist durchaus ein zwiespältiges. Einerseits findet man auf dieser CD keine wirklichen Genre Neuheiten, aber braucht man die überhaupt? Man merkt, dass Repossession Talent haben. Das Problem ist nur dieses Talent in Songs zu pressen, die auch im Gehör hängen bleiben. Einzelene Riffs sind durchaus klasse, doch ist beinahe jeder Song gleich gestrickt. Und das geht soweit, dass man letztendlich keine Struktur mehr in der Struktur erkennen kann. Repossession sind auf jeden Fall eine interessante Band, die in Zukunft den polnischen Death Metal aufmöbeln könnte, wenn sie mehr Eigenständigkeit entwickelt und die Defizite im Songwriting ausbessert. Geneigte Death Metal Hörer dürfen durchaus ein Ohr riskieren. Denn eines ist sicher: Schlecht sind Repossession definitv nicht! Anspieltipps: “Let’s Fuckin’ Die” und “Tasted”.
(Maximilian Lechner)

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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