Wenn man das Line-Up von POISON SUN betrachtet, fällt der zweifache Nachname Frank ins Auge. Leider lässt mich die Promoinfo im Unklaren, ob zwischen Martina und Herman eine verwandschaftliche oder wasauchimmer Beziehung besteht. Bei diesem Projekt machen sie jedenfalls zusammen Musik.
Martina Frank war schon als Backgroundsängerin bei Bands wie UFO und Weinhold aktiv und scheint bei POISON SUN erstmals richtig ins Rampenlicht zu treten. Herman Frank kennt man dagegen schon durch seine Engagements bei zahlreichen Metal-Bands, von denen Accept, Sinner und Victory die Bekanntesten sind. Das hier besprochene „Virtual Sin“ ist das Debutalbum seines neuesten „Babys“ POISON SUN.
Die beiden übrigen Mitglieder Florian Schönweitz und Stefan Hammer musizierten schon gemeinsam bei der Münchener Band Silent Decay.
Warum sich Martina Frank bisher mit dem Background zufrieden gab, will mir nicht so recht in den Sinn. Die Frau hat solche eine Power und Ausdruckskraft in der Stimme. Sie erinnert mich in der Klangbreite ein bisschen an Marta Gabriel von Crystal Viper, deren Stimmumfang ja über vier Oktaven geht. Martina singt dabei sehr variabel und erreicht eine für Frauen ungewöhnliche Tiefe. Dazu hat sie eine natürliche Rauheit in der Stimme, wie es eine richtige Rockröhre benötigt.
Martina drückt der kraftvollen Musik von POISON SUN ihren gesanglichen Stempel auf. Ein paar musikalische Ähnlichkeiten gibt es dadurch mit den Schweden Sister Sin. Allerdings sind POISON SUN teilweise fast noch heavier, dagegen aber nicht ganz so geradlinig. Trotzdem haben sie einige Kompositionen auf Lager, die schnell die Gehörgänge vereinnahmen.
Die wuchtige Metal-Hymne „Hitman“, das flotte und melodische „Rider In The Storm“, der Heavy-Rock’n’Roller „Virtual Sin“, der leicht emotionalisierte Groover „Princess“ und die Power-Ballade „Forever“ sind schon richtig starke Songs, die das Zeug zu dauerhaften Ohrwürmern haben. Zwischendurch schleichen sich zwar ein, zwei Filler ein, insgesamt ist der kompositorische Auftritt der Newcomer aber professionell und gutklassig. Und die unheimlich energetisierte Cover-Version des Disco-Hits „Excited“ (von den Pointer Sisters im Original: „I’m So Excited“!) sucht wahrscheinlich lange ihresgleichen.
Dem technischen Auftritt von POISON SUN kann man gar nichts ankreiden. Herman Frank überzeugt durch ein unheimlich kraftvolles und vielseitiges Gitarrenspiel, die unbekannteren Musiker an der Rhythmusbasis treiben den mächtigen Groove voran, und Martina…ach, was soll ich noch zu ihr sagen? Solch eine Wahnsinnsstimme findet man selten. Sie veredelt das ohnehin schon gute Album mit ihren Gesang nochmal.
Hier präsentiert sich eine neue, aussichtsreiche Band, die auf „Virtual Sin“ wuchtigen Heavy Rock und straighten Heavy Metal gelungen vereint. Dadurch entstehen gleichermaßen druckvolle wie einprägsame Stücke, die sich teilweise zu wahren Metal-Ohrwürmern (genannte Anspieltipps) entwickeln. Fans des traditionellen Metal und Heavy Rocks testen POISON SUNs Erstwerk am Besten schnell an!
Wertung: 8.5 / 10