Neulich hörte ich eine sehr erheiternde Geschichte – sie spielt in einer überfüllten Post an einem Samstagmorgen.
Ein Greis kommt herein, doch anstatt sich hinten an der Schlange anzustellen, läuft er an ebendieser vorbei, als gäbe es sie nicht. Allein aus Respekt vor dem Alter schweigen die verärgerten Schlangestehenden – alle, bis auf eine alte Frau, die darüber freilich erhaben ist.
Sie ruft: „Hinten anstellen, junger Mann, wie jeder anständige Mensch!“
Der Greis darauf griesgrämig: „Ich war in Stalingrad – ich stelle mich garnirgendswo mehr an!“ – welch Argumentation! Die Schlange stumm vor staunen und Erwartung…
Die Oma jedoch antwortet schlagfertig und ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen: „So viele anständige junge Männer sind in Stalingrad gestorben… und ausgerechnet ein Arschloch wie sie musste zurückkommen…“
Was diese Geschichte mit SVARTAHRID und deren fünften Album zu tun hat?
Ganz ehrlich: garnichts.
Warum sie dann hier steht?
Ganz einfach: Weil „Ex Inferi“ nicht genug Stoff für ein lohnenswertes Review bietet.
Hier ist nichts konkret schlecht, aber zwischen „gut gemacht“ und „gut“ liegen eben doch noch Welten…
Ich habe es versucht, wirklich. Doch wenn nach gut einem halben dutzend Durchläufen immernoch absolut nichts hängen geblieben ist, weil, wie man sich auch bemüht, spätestens nach dem zweiten Song die Aufmerksamkeit überall, nur nicht auf dem dargebotenen Material liegt, kann das Album ja nicht besonders spektakulär sein. Zwingt man sich dann doch, wie in einer furchtbar langweiligen, aber für die Versetzung notwendigen Vorlesung zum Zuhören, wird man sich bewusst, wie stimmig diese Metapher ist: Denn wie auch der Professor in der Vorlesung keinen Blödsinn erzählt, beiten auch SVARTAHRID keinen absoluten Stuss zusammen – nur ist das dargebotene eben auch nur mäßig spannender als meinetwegen „Kostenrechnung“ oder „Bilanzierung“…
Man verzeihe mir an dieser Stelle die Unsachlichkeit dieses Reviews – nur gibt es Momente, in denen ist Sachlichkeit nicht mit der eigenen Gemütslage vereinbar. Geht man Freitag nachmittags aus einer vierstündigen BWL-Vorlesung, sagt man schließlich auch „War das ein Scheiß“ und nicht „Vielleicht nicht ganz mein Lieblingsfach, aber gut gemacht“.
Insofern bleibt zu sagen: Wer sich zum Ziel gesetzt hat, jede Black Metal-Band zu supporten, darf auch gerne hier seiner Pflicht nachkommen… jedem anderen bietet sich hingegen im heimischen Schrank eine derart große Auswahl an spannenderen, individuelleren, atmosphärischeren, brutaleren, melodischeren, trueren, schnelleren, doomigeren und somit wie auch immer geartet besseren Alben, dass „Ex Inferi“ wirklich das Letze ist, was man gehört haben muss, um sagen zu können, man hatte ein aufregendes, spannendes Leben.
Naja. Nach „Bilanzierung“ vielleicht.
Wertung: 5 / 10