Ziemlich genau ein Jahr ist ins Land gezogen, seitdem sie mit „Improper Burial“ ihre Debüt-EP auf den Markt brachten. Seitdem geht es für HOLY GRAIL – fünf Jungs aus dem kalifornischen Pasadena, der Heimatstadt von Van Halen – steil bergauf. Nachdem drei der fünf Mitglieder von White Wizzard nach einer neuen Spielwiese suchten, wurden HOLY GRAIL aus dem Boden gestampft – und können seitdem auf Auftritte mit Szenegrößen wie Amon Amarth, Exodus und Blind Guardian zurückblicken. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die sympathischen Amerikaner einen Plattenvertrag einfahren konnten; was ihnen nun bei Prosthetic Records gelang.
Wo man sich auf der EP noch dem reinen und traditionellen Heavy Metal verschrieb, hat beim nun erschienenen Debüt voller Länge, „Crisis In Utopia“, zusätzlich eine gewisse Modernität Einzug gehalten. Ansonsten bieten die Mannen von der Westküste der USA genau das, was man von ihnen erwartet: Heavy Metal, wie er reiner fast nicht sein könnte und ein nahezu unglaubliches musikalisches Talent. Dieses offenbart sich schon in Form des Openers „My Last Attack“ – mörderisch schnelle und ebenso melodische Gitarrenleads gehen eine unheilvolle Symbiose mit dem genialen Gesang von Fronter James Paul Luna an. Dieser Mann atmet Heavy Metal in Reinkultur, hat den Spirit komplett in sich aufgesogen, lebt ihn. Sein beachtliches Stimmvolumen lässt dem Hörer die Kauleiste auch auf den folgenden Tracks regelmäßig nach unten klappen.
Obwohl man HOLY GRAIL kaum unterstellen kann und will, dass es auf ihrer EP noch gemächlich zuging, überrascht die Geschwindigkeit, mit der sie Nummern wie das Titelstück „Crisis In Utopia“ intonieren. Wer nun denkt, dass lediglich hochrasantes Runterzocken lustlos zusammengeschusterter Leads zelebriert wird, fehlt weit. Stattdessen wird hier schon auf dem FullLength-Debüt ein der Genialität nahes Gespür für spannende Melodieführungen, abwechslungsreiche Soli („Immortal“) und sinnvoll platzierte Überraschungen bewiesen. Eine solche ist „Nocturne In D Minor“, ein klassisch anmutendes, von Gitarrist James J. LaRue geschriebenes Akustik-Stück, auf dem sich an Flöte und Dudelsack auch die beiden Eluveitie-Damen Anna Murphy und Meri Tadic die Ehre geben. In erster Linie als Intro für das darauffolgende „The Blackest Night“ fungierend zeigt sich so doch, dass die Qualitäten der instrumentalen Technik und des Songwritings auf „Crisis In Utopia“ Hand und Hand einhergehen.
Was Fronter Luna wirklich auf dem Kasten hat, stellt im Anschluss der Ohrwurm-Garant „Chase The Wind“ unter Beweis und mit „Chrish Disdain“ werden selbst stimmige Growls ins Gesamtbild eingebracht.
Wer sich nach dem Bekanntwerden der ersten Songs der Scheibe – nicht vollkommen zu Unrecht – fragte, ob die etwas modernere Ausrichtung der Kalifornier funktionieren würde, sollte mit diesem Output definitiv davon überzeugt werden. Eine zwar moderne aber in keinster Weise klinische Produktion, geniale Arrangements und ganz, ganz viel Tradition machen „Crisis In Utopia“ zu einem überragenden Debüt einer noch jungen, aber vielversprechenden Band. Noch ist das Jahr nicht vorbei, aber HOLY GRAIL sind mit „Crisis In Utopia“ schon einer der heißesten Anwärter auf das Debüt des Jahres. Wahnsinn.
Wertung: 10 / 10