Die Story von ARCANIA beginnt bereits 1999 mit drei 13-jährigen Jugendfreunden, die einen musikalischen Traum teilen. So gründen Cyril Peglion, Guillaume Rossard und Gabriel Georgelin schon in diesen jungen Jahren eine Metal-Band, nutzen jede Gelegenheit für Auftritte und veröffentlichen zwei Demos.
Einen schweren Rückschlag gibt es 2003, als Drummer Gabriel bei einem Autounfall stirbt. Doch seine beiden Freunde führen ihren Traum weiter und halten damit auch das Andenken an Gabriel hoch. 2005 veröffentlichen sie eine vier-Track-EP und erhalten dafür gute Kritiken. Nun, fünf Jahre später, haben die Franzosen ihren ersten Longplayer „Sweet Angel Dust“ am Start.
Man hört bei ARCANIA das Erbe alter Heroen der Spielart heraus. Seien es die Megadeth’schen Melodielinien, die Metallica-liken Konstrukte aus „Master Of Puppets“-Zeiten oder Energieschübe á la Testament. Doch wenn man mal von dieser Inspiration absieht, um die man im Thrash Metal ohnehin schlecht herumkommt, gestalten ARCANIA ihr Songwriting durchaus klug. Sie bringen immer mal wieder melodische – um nicht zu sagen: emotionale – Elemente in die Songs ein, die den druckvollen Vormarsch unterbrechen und auch für Abwechslung sorgen.
Beim Titeltrack „Sweet Angel Dust“ oder bei „Leave My Mind“ wird das besonders offensichtlich. Dagegen wird bei der straighten Up-Tempo-Nummer „No End“ ordentlich losgepoltert. Das erinnert mich ein bisschen an die Frühzeiten von Metallica und die Ursprünge des Thrash Metal, als es im Grunde nur darum ging, noch schneller und dynamischer zu sein als andere Bands. Kraftvoll geht es auch bei „Against My Fear“ zu, aber hier haben ARCANIA interessante Arrangements und Rhythmuswechsel eingebaut. Doch ihre wahren Stärken offenbaren die Franzosen, wenn sie richtig differenziert und vielschichtig zu Werke gehen.
Der Longtrack „Memento“ ist trotz seiner beachtlichen acht Minuten Spieldauer so abwechslungsreich inszeniert, dass er keinen Moment langatmig wird. Auch bei „This Man Failed“ mit dem schönen vorgelagerten Piano-Interlude spielen ARCANIA den Trumpf der Vielfältigkeit gekonnt aus. Up-Tempo-Passagen, wechseln sich mit fast doomig stampfenden Abschnitten und melodisch-emotionalen Phasen ab. Beim abschließenden „My Funeral“ – mit zehneinhalb Minuten der längste Track des Werkes – begeben sich die Franzosen sogar zeitweise auf epische Pfade. Doch insgesamt lassen sie natürlich auch hier ihrer vielseitigen Kompositionskunst freien Lauf.
Technisch gibt es nichts zu bemängeln. Alle Musiker verstehen ihr Geschäft und liefern eine prima Leistung ab. Die Stimme von Cyril Peglion ist kraftvoll und voluminös. Er singt zumeist sehr rau und aggressiv, kann aber auch in melodischeren Momenten genau das richtige Feeling in den Sound stecken.
ARCANIA überraschen mit einem qualitativ durchweg gutklassigen und vor allen Dingen abwechslungsreich gestalteten Thrash-Metal-Album. Wer in dem Genre vielschichtiges Songwriting zu schätzen weiß, sollte „Sweet Angel Dust“ antesten.
Wertung: 8 / 10