Und schon ist es wieder soweit… nur ein gutes Jahr nach der Veröffentlichung des meiner Meinung nach nur schwer zu übertreffenden „Bavarian Ska Maniacs“ steht mit „Shut Up And Dance“ das nächste Album der des Bayerischen Exportschlagers in Sachen Ska ins Haus. Die beNUTS sind zurück und haben sich auch diesmal wieder einiges einfallen lassen, um nicht auf der Stelle zu treten…
Denn wenn man „Shut Up And Dance“ eines nicht vorwerfen kann, ist es, den Vorgänger zu kopieren oder auf der Stelle zu treten: Statt dessen ist das Album bezüglich mehrerer Aspekte wohl seinen Vorgänger unähnlicher, als sich das so mancher gewünscht hätte: Zum einen wäre da der Sound zu nennen, welcher mir von der ersten Minute an etwas Kummer bereitet, wurde das Album doch so abgemischt, dass es nicht nur angenehm transparent, sondern eigentlich stellenweise schon fast zerbrechlich dünn wirkt: Sicherlich nicht an allen Stellen verkehrt, führt das leider aber auch dazu, dass andererseits die wenigen wirklich rockenden Passagen des Albums, wie beispielsweise im Anspieltipp „Mai Nichi“, nicht ihr volles musikalisches Potential ausschöpfen können. „Die wenigen wirklich rockenden Passagen“ beschreibt dabei zugleich die zweite große Veränderung: War „Bavarian Ska Maniacs“ zwar vielseitig, aber doch eigentlich durchweg kraftvoll und mitreißend, ist „Shut Up And Dance“ – gänzlich entgegen den durch den Albumtitel geweckten Erwartungen – alles andere als durchweg auf Party ausgelegt – statt dessen stellen die ruhigeren Songs wie das Old-School-Ska-lastige „Ska Beach“ (welches dezent an den Klassiker „Ska Summer Night“ erinnert, mit diesem aber leider nicht ganz Schritt halten kann) oder das eher poppige „Same Old Song“ fast schon den Großteil der Kompositionen: „Road To Nowhere“ könnte im Mittelteil genauso gut auf dem aktuellen Element Of Crime-Album stehen und das – ich kann es nicht anders sagen – unsägliche „Schnauze voll“ (der erste musikalische Tiefschlag der beNUTS seit vielen Jahren) klingt eher, als würden Wizo einen langweiligen Die Ärzte-Song covern – mal ehrlich, zumindest das hätte es wirklich nicht gebraucht. Dass langsamere beNUTS-Songs aber auch richtig cool sein können, beweist beispielsweise „Mystère“ sehr eindrucksvoll, ein sehr gefühlvoller Track mit schönem Refrain – sehr gelungen!
Auch textlich hat sich einiges getan: Am auffälligsten ist dabei das nochmals gesteigerte Maß an Internationalität bezüglich der Textsprachen: Waren die beNUTS immer schon dafür bekannt, gerne mal den einen oder anderen Song in einer fremden Sprache zu verfassen, toppen sie diesmal alles bisher da gewesene: Auf Arabisch, Japanisch, Französisch, Russisch, Englisch und natürlich auch Deutsch musste Sänger El Konno diesmal einsingen – ein sicher nicht zu unterschätzender Aufwand, der sich aber durchaus rentiert hat, haben Songs wie „Mai Nichi“ (Japanisch) und „Wa’Lhamdu Li’Llah“ (Arabisch) doch gerade durch die Verwendung dieser sehr fremdartig klingenden Sprachen einen sehr eigenen Charme.
Anders ist das leider bei den deutschen Texten, die, vielleicht mit Ausnahme des textlich relativ harmlosen Titelsongs, leider weit hinter den von den beNuts gewohnten Standards (ich erinnere an dieser Stelle wehmütig an „Selbstmord im Schulsport“) zurückbleiben: Sowohl das bereits angesprochene „Schnauze voll“ als auch „Versetzt“, der reichlich platt berichtet, wie es ist, ständig bei der holden Weiblichkeit abzublitzen, wirken in diesem Umfeld fast schon etwas fehl am Platz…
Dass sie es nicht verlernt haben, wie man groovende, rockende und mitreißende Songs schreibt, beweisen die beNuts auch auf „Shut Up And Dance“ mit Tracks wie dem flotten „Wal’Hambu Li’Llah“ sowie „Mai Nichi“, die beide nicht nur meine Favoriten des Albums sind, sondern unter Garantie auch schnell zu Klassikern im Live-Set avancieren werden, sowie der Mid/Downtempo-Nummer „Mystère“. Leider gehen diese gelungenen Songs jedoch, eingebettet in diverse Midtempo-Songs, die so vor sich hin plänkeln und auch nach unzähligen Durchläufen nur mit viel Mühe im Ohr hängen bleiben, in dem all zu braven Soundgewand etwas unter.
Hey beNUTS, nächstes Mal doch einfach in jeder Hinsicht wieder ein bisschen mehr Eier wagen: Ein, zwei charakteristischere Songs mehr und ein etwas rockigerer Sound schaden auch einer Ska-CD nicht!
Wertung: 7 / 10