Manchmal wird man doch wirklich positiv überrascht: Da bittet eine ungesignte, bulgarische Death Metal-Band um ein Review an, schickt ihre Platte – und ist wirklich gut: HYPERBOREA nennt sich die Formation, bereits 13 Jahre lang treiben sie in ihrer Heimstadt Sofia ihr Unwesen.
Nach kurzem Intro legen die Herren auf ihrem mittlerweile zweiten Album auch gleich mit einem Bündel amtlicher Riffs, die wohl am ehesten als Old School Death Metal mit Thrash-Einschlag (oder auch andersherum) beschrieben werden können: Zu groovenden bis treibenden Riffs und eingängigen, dabei aber gänzlich unkitschigen Gitarrenmelodien grunzt der Sänger, namentlich Kiril Kirilov, ziemlich lässig seine Texte. Dazwischen gibts zur Auflockerung einige Soli oder am Anfang vo Titeltrack „Cryogenic Somnia“ auch mal eine Cleangitarre.
Das mag als Musikbeschreibung nun relativ unspektakulär klingen. Dass HYPERBOREA genau das aber nicht sind, hängt vor allem von zwei Faktoren ab. Der eine ist, dass das Material, wenn auch nicht weltbewegend, so doch wirklich unterhaltsam und abwechslungsreicher als so manche Platte etablierter amerikanischer Bands daherkommt. Der andere besteht darin, dass sich der Sound von „Cryogenic Somnia“ auf dem goldenen Mittelweg zwischen „sympathischer Garagensound“ und „kräftiger Studiosound“ befindet: „Cryogenic Somnia“ wirkt sympathisch, authentisch, handgemacht – ohne dabei jedoch räudig im negativen Sinne, also schwachbrüstig, matschig oder unausgewogen gemixt aus den Boxen zu schallen: Denn auch wenn das Schlagzeug bisweilen etwas hölzern, die Gitarren etwas zu gemütlich-abgerundet klingen: Alles in allem klingt das Album ehrlich und in sich stimmig – und das ist doch das wichtigste.
In den Charme dieser Begebenheit gehüllt, bieten HYPERBOREA auf ihrem zweiten Werk durchgehend hochwertiges Material und mit Tracks wie dem Opener „Beyond Recalm“ oder dem Titelstück einige Songs, für die Bands größeren Namens abgefeiert würden – das Leben ist hart und ungerecht…
Um dem entgegenzuwirken, soll „Cryogenic Somnia“ zumindest in diesem Review der gebührende Respekt entgegengebracht werden:
Mit ihrem zweiten Album haben HYPERBOREA ein unterhaltsames Oldschool-Death-Thrash-Album geschaffen, welches sowohl von kompositorischer wie auch umsetzungstechnischer Seite zu gefallen weiß. Ohne nennenswerte Aussetzer knüppelt sich die Formation durch die dargebotene Dreiviertelstunde Musik, die Fans von Bands wie Skeletonwitch und Konsorten guten Gewissens empfohlen werden kann, so man die CD denn in Deuschland überhaupt irgendwo ergattern kann.
Wertung: 8.5 / 10