Die Polen FURIA sind längst schon kein unbeschriebenes Blatt mehr: Zum Einen die Tatsache, dass alle Musiker auch bei Massemord (Pol.) aktiv sind, zum Anderen ihre kürzlich erschienene EP „Plon“, welche mit einer genialen Kombination aus traditionellem Black Metal und progressiven Elementen auch außerhalb Polens für aufsehen sorgte. Die Erwartungen an das nun anstehende, zweite Album sind dem entsprechend hoch.
Nach einem kurzen Cleangitarrenintro legt „Grudzien Za Grudniem“ mit „Jeszcze I Jeszcze“ in gewohnter Manier los – ein cooler Riff, Nihils facettenreicher Gesang, abwechslungsreiche Songstruktur… erste Assoziationen kommen bereits hier auf: Einige Passagen könnten durchaus auch Thyrfings aktuellem Machtwerk „Hels Vite“ entstammen, im weiteren Verlauf des Albums fühlt man sich des Weiteren an diversen Stellen mehr oder weniger dezent an Shining erinnert – vor Allem die Cleanteile aus „Przechrzczony“ oder dem titellosen, fünften Song könnten ebensogut bislang unveröffentlichten Tracks der Schweden um Niklas Kvarforth entnommen sein.
Die Texte in polnischer Sprache, vor Allem jedoch die so individuelle wie geniale Melodieführung (bestes Beispiel: „Zgnilem“) tragen jedoch dazu bei, dass das Album trotzdem eigenständig und charakteristisch nach FURIA klingt – wenngleich der eigene Stil im Vergleich zum Debüt-Album deutlich weiterentwickelt wurde. Auch die technische Umsetzung stimmt: An Gesang und Schlagzeugsound kann man wenig kritisieren, lediglich der Gitarrensound klingt – gerade bei den ausgefeilteren Passagen – im Gegensatz zu dem auf der letzten EP für meinen Geschmack bisweilen ein wenig zu matschig.
Jedoch nicht nur im Bezug auf den Sound sollten Vergleiche zu der EP mit Vorsicht genossen werden, war diese stilistisch doch recht anders positioniert – zwar nicht weniger, jedoch in anderer Art und Weise progressiv als „Grudzien Za Grudniem“: Während die „Plon“-EP schon beim ersten Durchlauf ins Ohr ging und ob seiner (formatbedingten) Kürze auch schneller mehrfach genossen werden konnte, ist „Grudzien Za Grudniem“, das sollte jedem potentiellen Käufer im Vorhinein klar sein, eher eine Investition in die Zukunft: Bei den ersten Durchläufen noch ein sehr sperriger Brocken Musik, entwickelt sich das Album, wenn man ihm die nötige Zeit und Durchlaufzahl zugesteht, zu einer wahren Fundgrube für Detailverliebte.
Mit „Grudzien Za Grudniem“ haben FURIA alle (mich eingeschlossen), die erwartet hatten, dass die vorangehende EP repräsentativ für den Stil des Albums sein würde, vor den Kopf gestoßen. Dabei steht das Album von der Qualität der Kompositionen keinesfalls hinter seinem Kurzformatvorgänger zurück – mit dem deutlichen Unterschied, dass man sich auf „Grudzien Za Grudniem“ die meisten Details erst nach einiger Zeit erschließen.
Wertung: 8.5 / 10