Man kann sich wohl mit einem Genre so gut auskennen, wie man mag – alle Bands kennt man wohl nie. Eine jener Bands, die bei mir gänzlich unter einem jener scharzen Unkenntnis-Flecken verborgen waren, sind ANGANTYR – und das, obwohl wir beide schon einige Zeit in der Szene unterwegs sind. Dass mir dabei sonderlich viel abgegangen ist, kann ich nicht gerade behaupten – und dass ich sonderlich viel verpasst habe, kann ich mir eigentlich, nach eingehender Untersuchung des neuen Albums, „Svig“, auch nicht vorstellen.
Nach einem sich endlos ziehenden Orgel-Intro (wie originell!) geht es dann auch schon los mit… Black Metal. So weit, so gut, das war ja schließlich zu erwarten. Etwas aus dem Konzept bringt mich viel eher, wie uninovativ und belanglos das ist, was die viel gefeierten ANGANTYR hier agieren: 08/15Riffs mäandern hirnlos vor sich hin, zu ihren besten Momenten fühlt man sich daran erinnert, dass man mal wieder Taake hören sollte – fünf Minuten, also bestenfalls ein Riff später, fragt man sich, ob man dieses Versäumnis nicht umgehend nachholen sollte und auf den weiteren Genuss von „Svig“ pfeifen – lässt sich die Wahrscheinlichkeit, hier noch sonderlich viel zu verpassen doch guten Gewissens als reichlich gering einschätzen.
Dabei will ich ja weiß Gott nicht in Abrede stellen, dass ANGANTYR bisweilen auch mal einen wirklich coolen Riff raushauen und „Svig“ alles in allem auch besser ist als so manche andere Ausgeburt menschlicher Kreativität im Bereich des Black Metal – so richtig kann ich mir dennoch nicht vorstellen, wie die Katze aussehen muss, die man damit hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervorzulocken vermag… hat man doch alles, was sich die Dänen hier einfallen haben lassen, bereits andernorts truer, mitreißender, vielseitiger, böser und vor allem: abwechslungsreicher gehört.
Nichts gegen gut gemachten „True Black Metal“ – aber um damit heute noch Erfolg zu haben, muss man sich selbst in diesem Genre etwas einfallen lassen… und seien es nur gute Riffs, wie sie beispielsweise genannte Taake oder auch Svartjern, Ragnarok, Watain, Stormnatt und all die anderen guten, truen Black Metall-Bands produzieren. Denn dann hört man ein Riff auch gerne mal öfter. Wenn hingegen bereits beim ersten Durchlauf langeweile aufkommt, das Riff danach jedoch noch gefühlte hundert Mal wiederholt wird, nur, um dann gänzlich übergangslos vom nächsten belanglosen Riff abgelöst zu werden, und über all das ein offensichtlich sehr aufgebrachter Mann schreit, als hätte man ihm etwas sehr wertvolles weggenommen, sei es nun seine Aktentasche, seine Frau oder sein Lolli, fragt man sich doch, ob das wirklich das ist, womit man seine Freizeit verbringen möchte.
Um zumindest für mich eine Antwort zu geben: Nein.
ANGANTYR bestätigen mich mit „Svig“ wiedereinmal in meiner These, dass Dänemark mit Skandinavien doch nicht so viel zu tun haben kann, wie landläufig gedacht wird – zumindest sind die Dänen, wie Alben wie dieses zeigen, in Sachen Black Metal noch ein ganzes Stück hinterher. Kein Mensch erwartet, dass überall nur noch progressiver, moderner, innovativer Post-Avantgarde-Black Metal fabriziert wird. Aber wenn schon oldschool, dann doch bitte mit Stil und Charakter. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Winter… und ein böses Riff noch kein gutes Black Metal-Album. Und ein heroisch sterbender Wikinger als Coverartwork auch nicht.
Wertung: 6.5 / 10