AN EARLY CASCADE waren mir schon ein Begriff bevor mir nachträglich die Promo zu ihrem 2008er Debut „Your Hammer To My Enemy“ von Midsummer Records ins Haus flatterte. Das Ländle ist in gewissen Dingen doch recht übersichtlich und so war mir nicht nur bewusst, dass auf der Scheibe ein recht anstrengender Mathcore auf mich warten würde, sondern auch, dass das Album der 2004 gegründeten Stuttgarter nicht gerade mit Überschwang abgefeiert wurde. Nichts desto trotz versucht ein gewissenhafter Redakteur unbelastet ans Werk zu gehen, und siehe da, so schlecht ist das Scheibchen oder besser Scheible gar nicht geworden.
Die Verniedlichung ist deshalb angebracht, weil zwei der acht Stücke (wegen der deutlich schlechteren Produktion) als Bonus gelten und die reguläre Spielzeit, so nur etwas mehr als 20 Minuten beträgt, nicht viel für ein Album. Wenn Mathcore drauf steht, erwartet man verrückte Rythmen, brachiales Riffgezucke und derbe Shouts und soviel sei gesagt, bei AN EARLY CASCADE ist auch Mathcore drin. Das eröffnende „Red Rivers“ klingt ein wenig nach Screamo meats Meshuggah light, geht gut nach vorne und ist vom Abgefahrenheitslevel eher noch im gut erträglichen Bereich – Grundstudiums Mathcore mit Ambitionen auf mehr. Eine klarer Steigerung was das Vordringen ins musikalische Chaos angeht wird bei den folgenden beiden Traks vollzogen. Doch die Gratwanderung gelingt nicht immer, gelegentlich klingen die Kompositionen etwas zu zerfahren oder zu gezwungen. In der Vielzahl an Teilen die AN EARLY CASCADE in ihrer Stücke packen findet sich aber auch ne ganze Ecke an wirklich guten Ideen, die zeigen dass das Quintett sein Handwerk versteht. Was mir allerdings sauer aufstößt ist der süßliche klar Gesang der gelegentlich bei „Hunted Helicopters“ und „Avarice Act“ eingesteut wird: Dass passt besonders bei Ersterem weder zur düsteren Stimmung und klingt einfach viel zu aufgesetzt. Anders die heftigen Screams in „Avarice Act“ die teilweise ohne instrumentelle Untermalung aufwarte und Herrn Czymara in ein ganz besonders fieses Rampenlicht stellen. Dass der Herr aber auch die ruhigeren Töne beherrscht, zeigen die Schwabe bei „King Kindly“: Völlig ohne Geschrei wird hier nach dem etwas langatmigen „Like Lions“ in nicht mal zwei Minuten ein schöner Akzent gesetzt, leider etwas zu flach produziert. Den Höhepunkt stellt das abschließende „Passed Pawn“ dar, ein gutes Beispiel für das herrvoragende Zusammenspiel der Instrumentalisten. Hiervon hätte das Album einfach noch mehr gebraucht. Die beiden Bonustracks sind deutlich verwaschener aufgenommen und bieten musikalisch nichts Neues.
„Your Hammer To My Enemy“ ist ein ordentliches Debut geworden. Der musikalischen Klasse von AN EARLY CASCADE wird es allerdings nicht gerecht. Ein intensiveres Feilen an der Komposition, eine athmosphärischere Produktion und drei bis vier reguläre Stücke meht statt dem Bonusmaterial hätten den Stuttgartern gut getan um ihre Stärken voll ausspielen zu können und nicht nur einzele große Momente zu präsentieren. Freunde abgefahrenen Gebolzes sollten auf jeden Fall die Myspace Seite der Jungs besuchen, dort kann man ins komplette Album reinhören.
Wertung: 7 / 10