BANGALORE CHOIR! Dass ich von denen noch mal was hören würde, hatte ich eigentlich nicht erwartet. Im Jahre 1992 veröffentlichte die Band um den kurzzeitigen Accept-Sänger David Reece das Album „On Target“, das durchweg gute Kritiken einfuhr. Doch das war’s dann. Offenbar gingen die Musiker danach getrennte Wege. Nachdem Reece zwischenzeitlich mit dem Album „Another World“ von Gypsy Rose und mit seinem Solo-Werk „Universal Language“ wieder in den Köpfen der früheren Anhänger präsent wurde, steigerte sich bei diesen das Verlangen nach einem neuen Werk von BANGALORE CHOIR.
Reece reagierte auf vermehrte Anfragen und kontaktierte seine alten Mitstreiter Bassist Danny Greenberg und Gitarrist Curt Mitchell, ob sie Interesse an einem neuen BANGALORE-CHOIR-Album hätten. Außerdem konnte Reece Gitarrist Andy Susemihl, mit dem er auch schon bei seinem Solo-Album zusammenarbeitete, und Drummer Hans i’nt Zandt für dieses Werk gewinnen. So steht „Cadence“, das zweite Album von BANGALORE CHOIR, 18 Jahre nach dem Debut nun in den Startlöchern.
Obwohl nun Melodic Hard Rock nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört, muss auch ich anerkennend zugeben, dass das Album Klasse hat. Man merkt eben auch bei dieser Spielart, ob man es mit Künstlern zu tun hat, die ihr Handwerk verstehen. Und das ist bei BANGALORE CHOIR und „Cadence“ der Fall.
Die Ballance aus treibendem Rhythmus, knackigen Riffs und catchy Chorälen ist gut gewählt und hervorragend abgestimmt. Man hat es hier nicht mit irgendwelchem Weichspüler-Stadionrock zu tun, sondern mit Songs, die trotz harmonischer oder emotionaler Momente auch rocken.
Einen absoluten Super-Job macht David Reece mit seinem rauen, aber trotzdem unheimlich melodischen Organ. Er hat eine tolle Ausdruckskraft und kann die Töne bestens halten und so auch die Höhepunkte bis ins letzte Quentchen ausreizen. Der Sound auf „Cadence“ ist ganz klar Riff-dominiert, was dem Album auch den nötigen Biss gibt. Man merkt auch hier, dass die Gitarristen früher schon mit härterer Musik zu tun hatten.
Das Songwriting ist recht vielseitig und spielt sich durchweg auf gutem Niveau ab. Es gibt emotionalere Blues Rocker, Stücke mit intensivem Southern-Flair, eingängige AOR-Songs, denen aber auch die treibende Dynamik nicht fehlt, und wirklich kraftvolle Hardrocker. In sämtlichen Bereichen bleiben Schwächen aus. Es sind jetzt nicht alle Songs die ultimativen Überflieger, doch es gibt auch keinen kompositorischen Ausfall.
Nach einigen Hördurchgängen kristallisieren sich bei mir mit „Power Trippin'“, „Martyr“, „Survival Of The Fittest“, „Dig Deep“ und „Sweet Temptation“ einige persönliche Favoriten heraus. Doch die übrigen Songs stehen diesen kaum nach.
Mit BANGALORE CHOIR gibt es mal wieder eine vernünftige Reunion in diesem Sektor. „Cadence“ gehört zu den besseren Releases im Melodic Hard Rock. Man kann hoffen, dass die Truppe nun dauerhaft bestehen bleibt und weitere so gelungene Alben abliefert.
Wertung: 7.5 / 10