CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE, bei deren Live-Konzerten „Zugabe!“-Chöre vermutlich schnell ermüden, existieren seit 2006, haben eine EP und ein Full-Length Album veröffentlicht und zeigen mit dem neuen „Songs Of Ill-Hope And Desperation“ nun, dass Schweden und Denver, Colorado, bisweilen nicht weit auseinander liegen müssen.Denn was die Amerikaner auf ihren aktuellen Scheibe an Grindcore abziehen, klingt wie eine exquisite Mischung aus den beiden skandinavischen Extreme-Truppen Sayyadina und Crowpath. Soll heißen auf der einen Seite die ungezügelte Raserei, wie man sie beispielsweise auch von Maruta kennen mag, auf der anderen Seite die vertrackten, sperrigen Riffs, die so überhaupt nicht ins Ohr wollen – Die Folgen sind ohrenbetäubend, gerade, wenn man sich, wie es mir passiert ist, vom Cover der Scheibe täuschen lässt und vielleicht eher etwas in Richtung Doom Death mit eventuell sogar ein paar Melodien erwartet – nein nein, ein Presslufthammer fabriziert atmosphärischere Tonerzeugnisse als „Songs Of Ill-Hope And Desperation“. Na gut, zumindest auf den ersten Blick.
Wenn man dann irgendwann nach dem ersten Hördurchgang wieder halbwegs alle Tassen im Schrank hat und geradeaus sehen kann, merkt man, dass CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE nicht nur äußerst genießbaren Grindcore abliefern, sondern auch gut mal anders können. Das beweisen sie schon mit dem zweiten Track „Cloven“, der immerhin eine knappe Minute mit Zeitlupen-Riffs durchhält, bevor erstmal wieder dankend ans Chaos zurückgegeben wird. Und tatsächlich kehrt diese Komponente zwischen den unvorhersehbaren Grind-Eruptionen (die ausnahmslos eine Menge Drive und bisweilen auch eine ordentliche Portion Groove besitzen), immer mal wieder und verleiht dem Album eine fette Portion Abwechslung und eine durchaus eigene Stimmung. Nicht, dass es in diesen Passagen besonders melodiös werden würde, dafür beißen die Gitarren viel zu sehr, aber dennoch dienen sie als Verschnaufpausen, wenn auch keine erholsamen, nach welchen das gewohnte Geprügel wieder effektiver Fahrt aufnehmen kann. Von instrumentaler wie von gesanglicher Seite versucht man, wie in diesem Sektor gewohnt, möglichst alles aus seinen Möglichkeiten zum Erzeugen extremer Klänge herauszuholen. Neben technisch durchaus ansprechenden Gitarrenriffs sticht hier vor allem Sänger McCarthy heraus, der sich in jedem Song Mühe gibt, seine Stimmbänder so zu zerfetzen, dass er sie für die nächste Nummer schon nicht mehr gebrauchen kann. Es klappt aber nicht. Widerlich klingt das Geröchel und Geschrei, dass übrigens von der Tonlage her weit weniger hoch ausfällt, als bei Genre-Kollegen (dafür aber kehliger), trotzdem.Auch die Produktion ist durchaus amtlich, räudig genug für den nötigen Grind-Schmutz, aber immer noch so, dass das Album angenehm hörbar bleibt. Was man von der Musik eben nicht behaupten kann, gerade wenn man im insgesamt wohl langsamsten Song „Gold Frankincence and Myth“ zaghaft auf Ruhe hofft, tritt „Recession“ einem mit vollkommen unvorhersehbaren, kranken Breaks wieder brutal in den Arsch. Und „Made Of Coal“, das ebenfalls fast komplett schleppend daherkommt, macht es mit seiner komplett kranken, misanthropischen Aggro-Atmosphäre auch nicht besser.
„Songs Of Ill-Hope And Desperation“ ist ein Album, das den Hörer herausfordert, es auszuhalten und vielleicht sogar ein bisschen zu durchschauen, und weiß doch, dass der Konsument hier auf verlorenem Posten steht. Ähnlich abwechslungsreich und in sich stimmig (denn trotz allen Infernos sind alle Nummern der Scheibe sehr homogen zueinander) wurde ich schon lang nicht mehr über den Haufen gefahren. Party-Grind darf man hier nicht erwarten, dafür ist diese Musik hier, genauso eben wie der Kollegen von Crowpath oder Sayyadina, viel zu fanatisch auf Zerstörung ausgelegt. Wer sich aber mal wieder schön alle Knochen brechen lassen will, ist bei CLINGING TO THE TREES OF A FOREST FIRE definitiv an der richtigen Adresse. Der vollkommen kaputte Schlusstrack „Remove The Light“ verpasst dann den ersehnten Gandenstoß… Doch hört selbst.
Wertung: 9 / 10