VALIENT THORR werden wohl kaum jedem Metal1-Leser etwas sagen, erstens weil die Gruppe aus Amerika stammt und überwiegend auch dort ihre Touren absolvierte und zweitens, weil der Rock, den die Jungs abliefern, in Metalkreisen mit einigen Ausnahmen nicht gerade unendlich hoch im Kurs der durchschnittlichen Hörerschaft steht. Mit einer dieser Ausnahmen, einschlägig bekannt als Motörhead, haben VALIENT THORR jedoch sogar schon eine Deutschlandtour absolviert, und sind insofern vielleicht doch dem ein oder andern noch im Gedächtnis.
Doch ob sich der Name nach einer solchen Show nun im Gehirn eingenistet hat, oder ob man ihn überhaupt noch nicht gehört hat, das neue Album „Stranger“ der seit 2000 existenten Band sollte sich so oder so jeder Fan von einer gediegenem Portion hartem Rock mit einer guten Portion Old School Heavy Metal Feeling (Stichwort Metallica) und einem Schuss ebensolchen Thrashs auf die Einkaufsliste setzen. Denn VALIENT THORR lassen von Anfang an keine Fragen offen, ob und wenn ja wie innovativ dieser Musikstil und ob das dementsprechend nicht schon Bands gemacht gemacht haben und ob das nicht überhaupt alles ein bisschen ausgelutscht ist – Egal!
Schon der Opener „Gillionaire“ prescht genial voran, gesanglich und vom Riffing erinnert es mich bisweilen ein wenig an Papa Roach, aber natürlich dennoch alles Old School as fuck. Wie an den Helden jener alten Schule ist das wichtigste an dieser Truppe, dass der Sound einfach fett, laut und vor allem ehrlich ist. Gedanken an die oben angesprochenen Metallica oder auch mal etwa an das Stoner-Feeling Fu Manchus sind nur positiver Art, aber eigentlich spielt es auch gar keine Rolle, „Stranger“ reißt dermaßen mit, dass die knapp 30 Minuten, auf die es das Album bringt, schon herum sind, bevor man sich überhaupt freuen kann, wie genial es ist, dass sich immer noch Bands ohne Mangel an Selbstbewusstsein aufmachen um dieser großartigen Musik zu huldigen, die auch heute noch so energetisch, frisch und unbeschwert wirkt, wie kaum etwas anderes. Hinzu kommt im Falle von VALIENT THORR, dass die Texte von dem, was man sich so heraushören kann, kaum ein gängiges, völlig überreiztes Rock ’n‘ Roll-Klischee bedienen, was einem den Genuss von Bands wie Airbourne schonmal ein wenig verhageln kann. Nein, die Amerikaner wissen sehr genau, was es braucht, um innerhalb des engen Korsetts des heftigen Rocks eine eigene Identität und ein individuelles Gesamtprodukt zu kreieren. „Stranger“ bläut einem das eindrucksvoll ein, von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Die vorhergehenden Sätze sollten im Prinzip Lobhudelei genug gewesen sein, als dass eine extra Kaufempfehlung am Schluss dieser Rezension noch notwendig wäre, dennoch sei nochmal kurz und prägnant darauf hingewiesen: Wenn ihr auch nur im Ansatz auf schnelle, mitreißende Rock-Musik von Männern mit langen Bärten und eine große Menge Bier dazu steht, greift zu „Stranger“, man kann im Endeffekt absolut nichts falsch machen. Und was VALIENT THORR live für eine Party abziehen, will ich mir gar nicht ausmalen, bis die Jungs sich hoffentlich bald mal wieder in Deutschland blicken lassen.
Wertung: 9 / 10