Nach fünf Jahren gemeinsamen musizierens das Debut Album zu veröffentlichen ist mitlerweile recht ungewöhnlich. Greift doch in Zeiten von Myspace die Unart um sich, dass wirklich jeder vermeintlich talentierte Musiker mal schnell ein Projekt gründet und bevor er sich einen Namen überlegt hat sind schon mindestens zwei Alben aufgenommen. Wer also fünf Jahr braucht, ist eher ein furchtbarer Schnarchzapfen (bei dem Namen durchaus naheliegend) oder aber legt großen Wert auf die Qualität.
Auch wenn man sich dem Gott des Traumes verschrieben hat, kann bei IN MORPHEUS ARMS von einschläferndern Musik gewiss nicht die Rede sein. Was das Duisburger Quintett auf seinem Debut „Distrust The Mantra“ präsentiert ist allenfalls verträumt. Genretechnisch bewegt man sich eindeutig im progressiven Metal, allerdings mit einer weiblichen Sängerin. Wer dabei sofort an To-Mera denkt, den muss ich leider enttäuschen, den Mut der Engländer bringen die Duisburger noch nicht auf. Vielmehr kann man sich die Musik von IN MORPHEUS ARMS als Mischung aus Vanden Plas oder Dream Theater mit The Gathering vorstellen – was vor allem der zarten Stimme von Mira Kohli geschuldet ist. Die Dame hält sich auf dem Album zwar auffallend viel zurück, kann aber voll überzeugen. Seien es die rauchig veruchten Gesangsparts in „Reality“, oder der sehr nach modernen DT klingende, angezerrte Rap/Sprechteil in „Revelation“, der dezentere Einsatz der Stimme tut dieser gut und lässt sie noch besser zur Geltung kommen.
Den eingeräumten Freiraum, weiß die Instrumentalabteilung für sich nutzen. So finden sich mit treibende, ruhige, verrackte und sphärische Teile das ganze Repertoir auf dem Album, wie man es vom Prog eben gewöhnt ist. Interessant machen die instrumetal Passagen besonders das Wechselspiel von Gitarre und Keyboard, welches gelegentlich von wirklich sehr schönen Bassläufen zusätzlich untermalt wird. Beim Dreiteiler Pandemonium werden dann sogar noch psyochodelische Gedanken an Pink Floyd wach, insgesamt bleibt das Album über seine gesamte Spielzeit jedoch eher im langsamen, ruhigeren Bereich angesiedelt, was ihm eine sehr nachdenkliche Athmosphäre verleiht und zu einem leichten Gothic Einschlag führt.
Das schon etwas undeutliche Cover zeigt – hier fehlt noch eine klare Linie. Zu sehr sind die Duisburger noch in bekannten Mustern verhaftet. Dass ist auf einem Debut – zumal bei einer so jungen Band – aber nicht weiter schlimm, denn dass was hier abgeliefert wird ist konstant hochwertig, sodass genügend Potential vorhanden scheint, den eigenen Weg noch zu finden. Ungewöhnlichere Keyboardsounds, mutigere Brüche und ein ingesamt selbstbewusstereres Auftreten aller Beteiligten (hier braucht sich wirklich keiner verstecken) wären schon ein erster Schritt. Bis dahin kann sich aber jeder Prog-Fan Morpheus getrost in die Arme werfen, falsch macht man mit dieser Band sicher nichts und wenn das nächste Album noch ne eigenere Handschrift trägt, sollten auch die ersten Label anklopfen.
Wertung: 7.5 / 10