Pure Steel Records nimmt sich heuer der brasilianischen Band HELLISH WAR an und re-released als Doppelpack deren beide bisher erschienenen Alben von 2001 und 2008. Gemäß der ursprünglichen Albumnamen, heißt dieser Doppelpack „Defender Of Metal / Heroes Of Tomorrow“.
Die stilistische Reise geht wieder einmal zurück in die frühen bis mittleren 80er. HELLISH WAR vereinen dabei mehrere stilistische Feinheiten der Zeit. Ihr Sound umfasst erdige Heavy-Metal-Nummern britischer Prägung genauso wie epischere True-Metal-Tracks nach Manowar-Art und wechselt gelegentlich sogar in teutonische Power- und Speed-Metal-Bereiche. Mangelndes Abwechslungsreichtum kann man den Brasilianern wirklich nicht vorwerfen, wenngleich sie sich natürlich auch von diversen Vorbildern inspirieren lassen. Wie ein müder Abklatsch klingen sie dennoch nicht, sondern bringen auch ihre eigenen Ideen und Markenzeichen mit ein.
Die Alben des Doppelpacks muss ich mir eher getrennt vornehmen, da sie meiner Ansicht nach ein paar Unterschiede mit sich bringen. Und dabei schneidet bei mir das ursprünglich 2001 releaste Erstwerk „Defender Of Metal“ etwas besser ab. Hier lassen HELLISH WAR etwas deutlicher und besser den Spirit der NWoBHM wiederauferstehen. „Defender Of Metal“ zeichnet sich durch Power, Energie und zielgerichtete Aufbauten aus. Titel wie „Hellish War“, „Defender Of Metal“, „We Are Living For The Metal“, „Gladiator“ und „Into The Valhalla“ haben einfach alles zu bieten, was des Old-School-Fans Herz begehrt: straighte, eingängige Konstrukte, druckvollen Groove, tolle Riffs und schön erarbeitete, hymnische Höhepunkte, die schnell zum Mitgröhlen einladen. Aber auch längere Tracks wie „The Sign“ oder „Sacred Sword“ sind so richtig schön true. HELLISH WAR haben bei ihren diversen Vorbildern genau hingeschaut und vereinen das Beste von Bands wie Judas Priest, Manowar, Helloween, Torch, Running Wild, Omen und etlichen anderen. Dieses Album ist genau mein Ding, und das nicht nur, weil ich solch ein angesprochener Old-School-Fan bin. HELLISH WAR liefern ein starkes und durchdachtes Songwriting ab.
„Heroes Of Tomorrow“ ist nun auch kein schlechtes Werk und eine Vielzahl anderer Truppen wäre sicherlich froh, solche Kompositionen zu Papier bringen zu können. Dennoch fehlt mir ein wenig die Einfachheit und Eingängigkeit des Erstwerkes. „Heroes Of Tomorrow“ ist nicht ganz so geradlinig und bringt mehr epische Komponenten ins Spiel. Auch hier finde ich das Gitarrenspiel herausragend und inspiriert. Die Riffs und Licks können begeistern. Die Stücke sind aber etwas schwergängiger und schwieriger zu erfassen, mehr von unterschiedlichen Rhythmen und Intensitäten geprägt. Es gibt auch hier mit „Die For Glory“, „Metal Forever“, „My Freedom“ und „Destroyer“ schon einige Anspieltipps, doch insgesamt wird nicht mehr so viel Energie versprüht, und die True-ness von „Defender Of Metal“ geht ein bisschen verloren, was ich etwas schade finde. Allerdings mag ich beim traditionellen Metal epische Arrangements auch weniger gerne als straighte Konstrukte. Und davon gibt es auf „Defender Of Metal“ mehr zu hören. Andere werden aber vielleicht gerade die epischere Marschrichtung von „Heroes Of Tomorrow“ bevorzugen.
Insgesamt hat dieses Bundle auf seinen beiden CDs aber jede Menge guten Heavy Metal zu bieten, und mit einer Spieldauer von fast zweieinhalb Stunden darf man als Fan auch wirklich zufrieden sein. Beiden Scheiben wurde gegenüber dem ursprünglichen Release außerdem noch ein Bonus-Track verpasst.
An der Leistung der Instrumentalisten gibt es nichts zu meckern. Einzig Sänger Roger Hammer fehlt gelegentlich die letzte Ausdruckskraft. Sein Organ klingt mir manchmal fast zu authentisch mit seinem kauzigen 80er-Touch. Aber er meistert die Höhen und singt auch einigermaßen variabel.
Wer von den guten, alten Achtzigern nicht genug kriegen kann, liegt bei HELLISH WAR genau richtig. Und es ist gut, dass die Brasilianer durch das Rerelease von Pure Steel nun auch international bekannter werden. „Defender Of Metal / Heroes Of Tomorrow“ ist wieder einmal ein Tipp für die Old-School-Fans des klassischen Heavy Metal.
Wertung: 8 / 10