Ihre für den Sommer angesetzte Europatour mussten sie zwar absagen, weil die vom brasilianischen Kulturministerium zugesicherte finanzielle Unterstützung wenige Tage vor dem geplanten Abflug nach Europa zurückgezogen wurde. Das hinderte TORTURE SQUAD aber nicht daran, mit „Æquilibrium“ Mitte August ihr mittlerweile sechstes Album zu veröffentlichen.
Das steht dem 2008er-Werk „Hellbound“ in Sachen Produktion in Nichts nach, das wird schnell klar. Im Gegenteil: Der zweite Hattrick der Südamerikaner weiß durch erdigen, aber dennoch äußerst druckvollen Sound zu gefallen. Instrumental fährt der Opener „Generation Dead“ die bekannte Thrash-Schiene der Band, gesanglich wartet Vitor Rodrigues aber sowohl mit astreinen Thrash-Vocals als auch mit schwerst todesmetallischem Growling auf. Dazu gesellen sich Hochgeschwindigkeits-Soli, für die sich Gitarrero Augusto Lopes verantwortlich zeichnet und spätestens mit dem darauffolgenden „Raise Your Horns“ auch einwandfreie Arbeit der Rhythmus-Abteilung. Bassist Castor und Drum-Maschine Amílcar Christófaro ist auf „Æquilibrium“ sorgen Song für Song für mörderischen Drive und Groove, den man bei vergleichbaren Bands aus Europa oder Nordamerika mitunter lange suchen darf.
Interessant ist, dass TORTURE SQUAD den prozentualen Anteil der Death Metal-Elemente – um nicht zu sagen -songs – stark nach oben geschraubt haben, wodurch Nummer wie „Holiday In Abu Ghraib“ und „Azazel“ entstehen. In sich ist das trotzdem stimmig, dem Quartett gelingt es nämlich, beide Stile in derart perfekter Spielweise vorzutragen, dass keine Sekunde der Eindruck aufkommt, man könne sich nicht entscheiden, wäre stilistisch unsicher. Das exzellente Spiel von Gitarrist Lopes lässt sich nicht abstreiten – wirklich herausragend sind jedoch Titel für Titel Bassist und Schlagzeuger. Vor allem der Herr des Dicksaiters spielt sein Instrument, als wäre es die zweite Lead-Gitarre und wird hörbar in den Vordergrund gemischt. Der intelligente Einsatz von in sich schlüssigen Rhythmus- und Stimmungswechseln offenbart sich vor allem in „174“, das sich beinahe im Sekundenbruchteil von europäischem Thrash Metal zu brutalstem Death Metal mausert, während andere Songs sogar schwermetallisch angehaucht sein können („The Spirit Never Dies“).
„Æquilibrium“ schmeißt letztendlich nur so mit Gründen um sich, warum es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass TORTURE SQUAD hierzulande aber in Europa allgemein noch derart unbeachtet bleiben. Ob mit Wacken Records die richtige Labelheimat gefunden wurde oder nicht, ist zwar eine andere Frage. Das sechste Album der Brasilianer würde aber auch Angebote größerer Labels durchaus rechtfertigen. „Æquilibrium“ ist durch und durch gelungen, verbindet reinen Thrash Metal mit ebenso reinem Todesblei und, das ist noch wichtiger, vollführt dieses Kunststück absolut in sich stimmig. Wer die Vorgänger mochte, wird den aktuellen Output lieben – alle anderen dürften sich damit auch nicht schwer tun.
Wertung: 8.5 / 10