1998 gründeten Harald Magnus „Rivheim“ Helegeson (ex-Enslaved) und Stein Sund (ex-Einherjer) die Formation THUNDRA. Das Debut „Blood Of Your Soul“ von 2000 begeisterte Fachpresse und Anhänger des Viking Metal. Nach etlichen Schwierigkeiten, die das Musik-Business mit sich brachte, erschien endlich Anfang 2005 das Zweitwerk „Worshipped By Chaos“, bei dem die Marschroute weniger opulent und episch war, sondern mehr auf düstere und brachiale Aspekte setzte.
Auch zwischen Album zwei und dem dritten Streich „Ignored By Fear“ vergingen einige Jahre, in denen THUNDRA ihre Richtung überdachten. So enthält „Ignored By Fear“ alle Akzente, die die beiden Vorgänger auszeichnete: heroische, fast majestätische Viking-Parts, aber auch donnernde, kraftvolle Black-Metal-Abschnitte.
Mit dieser Mixtur kröhnen THUNDRA wohl ihr bisheriges Schaffen. Gleich der Opener, das über 9-minütige „Inner Struggle“, zeigt die epische, eher melodische Seite der Band. Dagegen beginnt das nur knapp eine Minute kürzere „Storm Within“ sehr brachial. Doch es wird auch hier nicht durchweg gepoltert, sondern viel variiert. Getragene, hymnische Passagen mit Klargesang geben sich genauso die Ehre, wie ein langer, fast emotional-besinnlicher Part, der den Song zu Ende führt.
Auch im weiteren Verlauf überzeugen mich vor allen Dingen die Wechsel zwischen druckvollen und epischen Abschnitten. „Formed By Power“ ist ein weiteres Musterbeispiel dieser Machart, das erst sehr dynamisch beginnt, nach einem klugen Break aber in einen hymnischen, melodischen Part übergeht. Stark sind auch die Kontraste zwischen den deftigen Growls und den ausdrucksstarken Cleangesängen. Letzere wirken niemals kitschig oder aufgesetzt, sondern unterstützen durch ihren markanten Klang und die Ausdruckskraft die majestätischen Phasen.
Das sehr druckvoll beginnende „Scarred“ zeigt ebenfalls die komplette Bandbreite an THUNDRAs Variationskunst: sehr harsche Abschnitte schwarzmetallischer Herkunft, majestätisch-epische Phasen und kurze, emotionale Passagen. Aus diesem Konzept bricht „As I“ so ein wenig aus. Zwar regiert auch hier nicht durchweg die brachiale Seite, dennoch ist die Atmosphäre wesentlich düsterer und wutgeladener.
„Suffocation“ und „The Gate“ sind da schon wieder epischer, ohne aber die Dynamik missen zu lassen. Dabei ist „Suffocation“ von vielen Breaks geprägt, die allgemein einen etwas progressiveren, vielschichtigen Eindruck mit sich bringen, während „The Gate“ zum Abschluss nochmal schön die epische, erhabene Atmosphäre Revue passieren lässt. Obwohl es nur sieben Tracks sind, ist die Gesamtspieldauer des Albums knapp 48 Minuten, da fast alle Songs auch auf einer durchaus epischen Spieldauer gründen.
Technisch kann ich nicht das geringste bemängeln. Alle Musiker beherrschen ihr Metier und können durch ihr Spiel dem Sound von THUNDRA auch den ureigenen Stempel aufdrücken. Darüberhinaus sitzt jedes Element und jedes Arrangement an der richtigen Stelle. Die Stücke sind gut durchdacht und zeugen von fortschrittlichem Songwriting. Hervorheben muss ich vielleicht noch den gesanglichen Auftritt von Steven Grindhaug. Selten habe ich einen kraftvollen Growler erlebt, der auch Klargesänge so ausdrucksstark und majestätisch performen kann. Eine wirklich tolle Leistung am Mikro!
„Ignored By Fear“ ist ein starkes Werk, dass THUNDRA wieder in Bestform zeigt. Auch wenn sie sich mit den Labelkollegen von Nomans Land die Auszeichnung für das beste Viking-Metal-Werk des Sommers teilen müssen, sollte das Album auf jeden Fall die Sammlung jedes Viking/Pagan-Fans bereichern.
Wertung: 8.5 / 10