Review ASP – Von Zaubererbrüdern (DVD)

Leider fehlte mir bis dato die Zeit, um mich für Metal1 ausführlich mit der Band ASP und ihren bisherigen Werken auseinanderzusetzen. Das soll sich aber nun nach der Veröffentlichung der ersten Live-DVD und im Zuge des kommenden Albums ändern.
Einer großen Vorstellung bedarf es für Alexander Spreng und seine Mitmusiker eigentlich nicht, da sie sich im Laufe ihrer nunmehr 10-jährigen Bandgeschichte zu einer Szenegröße im Bereich Gothic-Rock gemausert haben und bereits mehrere Festivals wie z.B. das WGT geheadlinet haben. Im Herbst des vergangenen Jahres veröffentlichten ASP nach sehr langer und eigener Aussage „kraftzehrender“ Vorbereitung ihr erstes Akustikalbum namens „Zaubererbruder – Der Krabat-Liederzyklus“. Und wie man sich bereits vom Namen her ableiten kann, wird dabei der bekannte Roman von Ottfried Preußler behandelt.
Im Zuge der Tour wurde in der ausverkauften Bochumer Christuskirche auch die erste Live-DVD bzw. die erste Live-Bluray einer Band überhaupt namens„Von Zaubererbrüdern“ gefilmt, welche exklusiv über die Bandwebsite www.thetalesofasp.com erhältlich sind. Außerdem ist das Konzert als 3-CD-Version mit 4 weiteren Bonustracks erschienen. Allen Editionen liegt ein umfangreiches und von Ingo Römling liebevoll gestaltetes Booklet mit knapp 25 Seiten bei.

Zu allererst beeindruckt die ungeheure Bildqualität, die alles in den Schatten stellt, was ich bis dato an Live-DVDs aus dem Musikbereich gesehen habe. Diese Qualität erklärt sich hauptsächlich dadurch, dass das Konzert an 2 aufeinanderfolgenden Abenden mit extrem hochauflösenden RED ONE Kameras gefilmt und anschließend in Full HD mit einer Auflösung von 1920 x 1080 gemastert wurde. Für die Ohren gibt es den passenden Sound über Dolby Digital 5.1 oder wahlweise in Stereo. Allein aus diesem Grund sollten Technikfetischisten einen Blick riskieren.
Das eigentliche Konzert erstreckt in der mir vorliegenden Version über 2 DVDs mit einer gesamten Spielzeit von insgesamt 170 Minuten. Im Zentrum stehen natürlich die Songs über den Zaubererlehrling Krabat und seine Geschichte, doch natürlich durften besonders im Zugabenblock die bandinternen Klassiker „Und wir tanzten“, „Werben“ und „Ich will brennen“ nicht fehlen. Diese überzeugten im ungewohnten akustischen Gewand ebenso wie die bereits in der ursprünglichen Setliste vertretenen Stücke wie „Duett“ und „Nie mehr“, wobei „Und wir tanzten“ das klare Highlight darstellt: Durch den ungemein ergreifenden Gesang von ASP und die perfekte Inszenierung, fesselt der Song auch beim wiederholten Male immer wieder und erzeugt bei mir selbst beim Tippen dieser Zeilen Gänsehaut.
In einer beeindruckenden Leistung gelang es, das Live-Erlebnis und die Emotionen einzelner Songs in bisher ungeahnter Qualität auf einen Rohling zu pressen, so dass auch Fans und Interessierte, die nicht bei der Tour anwesend waren, in den Genuss dieser musikalisch wertvollen Momente kommen können.

Vom Krabat-Liederzyklus konnten mich auf DVD wie schon auf CD besonders die Stücke „Zaubererbruder“ und „Krabat“ begeistern. Während ursprünglich Eric Fish (Subway to Sally) bei „Zaubererbruder“ die gesangliche Begleitung zu ASP übernahm, so wurde diese Aufgabe im Rahmen der Tour Gitarrist Andreas Gross zuteil, der sich wacker schlug und auf DVD auch nicht so gelangweilt wirkt wie damals live in München.
Aufgelockert wurde das Konzert durch die überaus charismatischen Ansagen von ASP, der die wahrscheinlich fehlende Einmaligkeit dieser Akustiktour sehr schön an Hand eines anderen Beispiels ausführte: Schließlich habe jeder Mensch einmal zum ersten Mal Sex und dann wiederum zum ersten Mal richtig guten Sex. Wann die Band allerdings zum ersten Mal richtig guten Sex in Form einer weiteren Akustiktour haben will, ließ das Mastermind allerdings offen.
Dass ASP auch musikalisch durchaus bereit sind, Humor zu zeigen, wurde am Beispiel von „Abschied“ relativ deutlich, welches gegen Ende in ein Medley mit „Let me entertain you“ von Robbie Williams and „Highway to Hell“ von AC/DC mündete. Es geht also nicht immer darum, das musikalische Rad neu zu erfinden.

Besonders erwähnenswert sind noch die Leistungen von Ally an der Geige sowie von Sylke am Cello und Thomas Zöller an verschiedenen mittelalterlichen Akustikinstrumenten, die alle dazu beitrugen, dass die Akustiktour ein voller Erfolg war und alle Lieder um weitere Nuancen bereichert wurden.
ASPs Stimme ist live und auch auf DVD das Beste, was ich je gehört habe und stellt von der Bandbreite alles in den Schatten. Es ist ein purer Genuss für die Ohren, wie dieser Mann in Sekundenbruchteilen zwischen Tonlagen und verschiedenen Stilen scheinbar mühelos wechseln kann. Dabei spielte es für mich letztendlich eine untergeordnete Rolle, dass ich mit einigen Songs aus dem Krabat-Zyklus nie richtig warm wurde und die generelle musikalische Ausrichtung der Band nicht 100%ig meinen Geschmack trifft.
Das gesamte Konzert wurde dem Anlass entsprechend gefilmt, d.h. es gibt keine schnellen Kamerafahrten, sondern angenehm ruhige Sequenzen der einzelnen Musiker und sporadisch eingesetzte atmosphärische Effekte.
Vereinzelt merkt man allerdings besonders dem Frontmann an, wie schwer es ihm fällt, einigermaßen gemäßigt mit dem sitzenden Publikum zu feiern. Ab und an bricht es dennoch aus ihm heraus und die Menge erhebt sich bereitwillig, um mit ihm zu tanzen und zu singen.

Als Bonusmaterial wurde auf die 2. DVD noch ein Making Of, ein paar Trailer sowie das wirklich unterhaltsame „Does Humor belong in gothic music“ gepackt. Eine nette Dreingabe, wenngleich die Gesamtlänge insgesamt überschaubar bleibt und nichts für Bonusmaterialfetischisten ist. So beschränkt sich das Making Of auf einen kurzen musikalisch unterlegten Zusammenschnitt der Vorbereitungen, was allerdings durchweg zweckmäßig ist. Schließlich sollte das opulente Konzert in seiner atemberaubenden optischen und akustischen Qualität im Vordergrund stehen.

Um es kurz zu machen: Qualitativ beste Live-DVD, die ich kenne! Mir fehlte lediglich eine akustische Version von „Sing Child“ und einige Krabatsongs haben nie bei mir gezündet, so dass ich nicht die ganze Zeit über gefesselt auf meinen Plasmafernseher gestarrt habe. Aber das ist absolut zu vernachlässigen.

Wertung: 9 / 10

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