Review Emerson, Lake & Palmer – Pictures At An Exhibition (DVD)

Wer sich ein wenig für Klassik interessiert, ist bestimmt auch schon mal über Mussorgskis Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ gestolpert. Die einzelnen Sätze des Werks beschreiben Gemälde und Zeichnungen von Viktor Hartmann, die Mussorgski bei einer Ausstellung gesehen hatte. Dieser von russischer Volksmusik beeinflusste Zyklus, wurde über die Jahre von anderen Klassik-Künstlern für weitere Instrumente und auch Orchester umarrangiert. Die bekannteste Vertonung dürfte dabei von Maurice Ravel stammen.
Auch Künstler aus dem Rock-Bereich haben sich schon einer Umsetzung dieses Klassik-Opus angenommen. Besonders die moderne Adaption von EMERSON, LAKE AND PALMER aus dem Jahre 1970 ist dabei erwähnenswert, da gerade diese Umsetzung den Originalkompositionen zu einem gesteigerten Bekanntheitsgrad verholfen haben soll.

„Pictures At An Exhibition“ von ELP wurde im Dezember 1970 im Londoner Lyceum gefilmt und kam 1973 in die Kinos. Für kurze Zeit war der Mitschnitt schon auf VHS und später sogar als DVD zu haben. 40 Jahre nach den originalen Filmaufnahmen wird „Pictures At An Exhibition“ nun in einer Special Edition neu veröffentlicht.
Der Mitschnitt des Auftritts, der in der ersten DVD-Fassung nur 42 Minuten betrug, wurde jetzt deutlich erweitert. Im Anschluss an den Konzertpart, der „Pictures At An Exhibition“ behandelt, wurden noch darüberhinausgehende Songs mit aufgenommen, die die Spielzeit um gut 30 weitere Minuten strecken. Zudem gibt es auf dieser DVD noch das Bonus-Feature „Pop Shop 1971“, das ein Interview mit ELP sowie alternative Live-Mitschnitte zeigt.

Als Fan des Klassikzyklus war ich sehr gespannt auf diese Interpretation von ELP. Anfangs halten sich die britischen Progpioniere noch nahe am Original. Die Melodie der „Promenade“, die auch später immer wieder aufflammt, da sie sozusagen das Flanieren in den Ausstellungsräumen darstellt, erkennt man selbst in Emersons Keyboard-Abwandlung wieder. Bei „The Gnome“ ergänzen sich Originalbestandteile und progressive Arrangements ganz gut.
Mit fortschreitender Spieldauer treten aber immer mehr die sehr eigenwilligen Interpretationen von ELP in den Vordergrund, die höchstens noch Ansatzweise an den Klassik-Opus erinnern. EMERSON, LAKE AND PALMER hangeln sich sozusagen an den Grundmelodien von „Pictures At An Exhibition“ entlang, bringen aber in erster Linie recht experimentelle und meist sehr komplexe Arrangements ein.
Ich denke mal, der Klassik-Liebhaber, der auch gerne mal in den Rockbereich blickt, wird mit dieser DVD nicht glücklich werden. Sie spricht viel mehr Fans von Keyboard-dominiertem ProgRock an, die eine der größten Bands des Genres bei einer eigenwilligen Klassik-Adaption bewundern möchte.
Ton- und Bildqualität sind für das Alter dieses Mitschnitts erstaunlich gut. Offenbar kann man mit moderner Technik hier wahre Wunder bewirken. Im Mittelpunkt des Geschehens steht zumeist Keith Emerson, da sein Instrument im Sound nunmal bestimmend war. Was mich sehr stark stört, aber damals offenbar „in“ war, ist eine ständige Verfälschung der Optik mit psychedelischen Farbspielereien. Darunter leidet im Grunde sogar die sonst so gute Bildqualität – ganz abgesehen davon, dass von diesen wiederkehrenden Farbeffekten irgendwann die Augen schmerzen.
Das Bonus-Feature passt sich insgesamt dem Eindruck des langen Mitschnitts an. Außer ein paar anderen Songs gibt es hier nichts Neues zu entdecken.

Ich persönlich hatte mir von „Pictures At An Exhibition“ mehr versprochen – eine ausgewogene Vermischung von Klassik und Prog. Das ist es aber nicht. So kann ich die DVD auch nur Fans von Keyboard- und Synthie-beherrschtem Progressive Rock oder ELP-Die-Hard-Anhängern empfehlen

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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