Ein Ex-Hardcore Shouter, der auf Singer/Songwriter macht veröffentlicht eine, nach einem Gedicht des amerikanischen Heimatdichters Robert Frost benannte Platte. Das könnte interessant werden, auch wenn ich das Gedicht damals im Englischunterricht schon nicht leiden konnte…
Tobias Heiland (einen lahmen Witz mit dem Nachnamen erspar ich uns jetzt an dieser Stelle mal) heißt der Knabe und bereits seit drei Jahren ist er unter dem Namen GHOST OF A CHANCE als Singer/Songwriter unterwegs und bringt seit dem seinen amerikanischen Folk in Wohnzimmern, Fußgängerzonen und Bühnen an den Mann. Die musikalische Nähe zu den US of A lässt sich biographisch erklären: Herr Heiland verbrachte seine Kindheit an der US Air Base Rammstein. Nachdem die Eckdaten also ein rundes Bild ergeben und gezähmte Hardcore Recken spätestens seit Alexisonfires Dallas Green mit seinem Akustikprojekt „City and Colour“ keine große Überraschung mehr darstellen, können wir uns also völlig ungestört der Musik zu wenden:Was als erstes auffällt, ist das die geografische Verortung der „Band“ bei Weitem nicht so einfach ist wie gedacht. Mit anderen Worten: Man hört GHOST OF A CHANCE nicht an, das die Musik nicht aus den USA kommt. Die von Heiland sehr minimalistische vorgetragene Mischung aus Folk, Alternative und bluesigem Rock wirkt sehr reif, stimmig und wird vor Allem auch tadellos vorgetragen. GHOST OF A CHANCE zelebrieren die Königsdisziplin des Singer/Songwriter Metiers und erzeugen allein mit Stimme (und ganz selten stimmlicher Unterstützung wie bspw. bei „Hideout“) und melancholischer gezupfter und gestrichener Gitarre eine dichte und ergreifende Atmosphäre. Durch seine wunderbar unaufdringliche Art eignet sich „And Miles To Go Before I Sleep“ perfekt als Hintergrundbeschallung in Endlosschleife zu guten Gesprächen bei Rotwein. In wieweit das ein Kompliment ist, kann ich nicht richtig einschätzen. Was jedenfalls im Selbstversuch auffällt, ist dass das Album ohne Ausfälle aber auch ohne echte Höhepunkte stundenlang vor sich hinplätschern kann ohne das man seiner Überdrüssig wird.
Das Midsummer Records sich diese noch etwas nachzuschleifende Perle gesichert hat verwundert mich nicht. „And Miles To Go Before I Sleep“ bietet über die kompletten zehn Stücke eine sehr hörenswerte musikalische Abwechslung zum teilweise deutlich härteren Programm des Halver Labels. Wer noch auf der Suche nach seinem Soundtrack für zweisame Sommernächte ist, wird bei GHOST OF A CHANCE fündig. Tobias Heiland überzeugt stimmlich und spielerisch, sodass trotz des Fehlens von echter Eigenständigkeit und auch ohne wirklich großartiger – sondern eben nur ziemlich guter – Stücke eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden kann. Bleibt also nur zu hoffen, dass GHOST OF A CHANCE sich noch einige Meilen vor nehmen, der Weg dürfte für alle Beteiligten ein interessanter werden!
Wertung: 8 / 10