Review Professor Fate – The Inferno

Metalmusiker sind ja des Öfteren nicht nur einfach an ihren Instrumenten mehr oder minder versierte Krachmacher (die soll’s auch geben), sondern des öfteren doch recht kreative, um nicht zu sagen geniale Köpfe, denen es von Zeit zu Zeit durchaus gelingt, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und was relativ neues auf die Beine zu stellen (ein Ton ist ein Ton, klar, da kann man nix neues erfinden, aber… ihr wisst, was ich meine). Wie sieht es nun aber aus, wenn gestandene Metaller sich abseits ihres Hauptmetiers austoben und mal was gänzlich anderes probieren? Vor allem bei Knaben der wirklich harten Zunft? Bohren & der Club of Gore machten ja schon vor, was aus ein paar Hardcore-Wurzeln und einer großen Portion Kreativität werden kann, auch Ulver überraschen immer wieder auf’s Neue (gut, ob man die wirklich Metalmusiker nennen kann, ist ein wenig fraglich), jetzt kommt aber ein Mann daher, der auch im Bereich des Extreme Metals kein Problem damit hat, Maßstäbe zu setzen. Die Rede ist von Mick Kenney, Instrumentquäler und Haupt-Songwriter bei Anaal Nathrakh, der mit PROFESSOR FATE sein eigenes Ding dreht.

Und was das überhaupt für ein Ding ist, das kann man gar nicht mal so leicht in Worte fassen. Denn die Musik, die der Knabe quasi im Alleingang auf sein erstes Album „The Inferno“ prügelte, habe ich zumindest in solcher oder so ähnlicher Form noch niemals irgendwo anders gehört. Konzeptuell an Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ angelehnt bewegt Kenney sich irgendwo zwischen neoklassischen Klängen mit einer kleinen Portion Electro und Wave-Einsprengseln, dazu noch einen Schuss Soundtrackstimmung… Es ist wirklich schwer eine definitive Genrebezeichnung dafür zu finden, so vielfältig sind die Einflüsse, so schwer fassbar ist das Endprodukt, aber eins ist es auf keinen Fall: Schlecht.

Von den ersten paar Takten des Openers „The Gates Of Hell“ an packt Kenney den Hörer mit seiner relativ entspannten Klangmixtur und lässt ihn so schnell nicht mehr los. Das relativ spartanische Grundgerüst bestehend aus abwechslungsarmen aber recht druckvollen Drums (wohl aus dem Computer) und Streicherarrangements (auf die sich quasi jedes Lied vielleicht mit Ausnahme von „Limbo“ stützt) wird durch allerlei andere Instrumente (die Gitarre kommt dabei recht kurz, auch wenn Kenney auf „The Lustful“ zum Beispiel ein doch recht nettes Solo spielt) und einen Haufen netter Melodien angereichert, die ganz unterschiedliche Stimmungen vermitteln, wenn auch immer etwas fatalistisch Infernalisches, möglicherweise sogar Apokalyptisches über den Kompositionen schwebt. Mal vodergründig eher unbeschwert, vielleicht sogar hoffnungsvoll (wie bei „Limbo“), dann wieder geradezu unmenschlich und… ja, infernalisch („The Wrathful And Sullen“).

Das ist alles sehr sehr nett, aber auf den ersten Blick auch nicht mehr, denn die Kompositionen sind alles in allem doch etwas zu gleichförmig (okay, es ist mehr oder minder ein Konzeptalbum) und auch stilistisch wird recht wenig Abwechslung geboten. Die Musik ist lässig aber nichts, was mich jetzt dazu bringen würde, auf die Knie zu fallen und… lassen wir das. Also muss da doch noch etwas sein, was dem Ganzen die Krone aufsetzt, oder? Jau. Der Gesang.

Sparsam wird sie eingesetzt, die Vokalleistung aus Kenneys Stimme und das ist einerseits schade, denn die Gesangslinien (wobei hier über weite Strecken eher rhythmischer Sprechgesang geboten wird) sind nett und Kenneys Stimme verdammt cool und sehr individuell. Andererseits ist das aber auch keine so schlechte Idee, denn dadurch, dass die Texte nicht so omnipräsent sind, freut man sich auf jede Gesangseinlage neu. Auch die Kontributionen von Exploders Dirty von Donovan und Ulvers Kris Rygg (der „Limbo“ komplett alleine singt) sind große Klasse und bieten schöne Abwechslung zu Kenneys Einlagen.

Was macht man nun aber aus PROFESSOR FATEs „The Inferno“? Die Musik ist durchaus cool, die Vocals auch, aber zweitere kommen eben manchmal zu kurz, um den Hörer wieder hinterm Ofen hervor zu locken und die Gleichförmigkeit der Songs jagt ihn eigentlich erst dahinter. Versteht mich nicht falsch, „The Inferno“ ist eine nette Sache, gut hörbar und verdammt brauchbar als lässige Hintergrundkulisse für die nächstbeste gemütliche Runde mit Freunden, da kann man immer mal wieder in einer Gesprächspause ein Ohr riskieren und sich an den coolen Ideen von Kenney erfreuen, auch zum einfach treiben lassen ist das Zeug brauchbar, aber für eine ganze, dreiviertelstündige Scheibe wird letzten Endes dann doch zu wenig verschiedenes geboten, zu wenig „auffälliges“. Trotzdem ein gutes Debut, das mich den Nachfolger gespannt erwarten lässt.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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