DRAGONSFIRE ließen 2005 mit ihrer EP „Burning For Metal“ und 2008 dann mit dem ersten Longplayer „Visions Of Fire“ schonmal aufhorchen. Auch wenn die Truppe weit entfernt von innovativ war, sondern sich eher auf alte Trademarks von Bands wie Manowar, Grave Digger oder Wizard berief und kein Klischee des Genres auslies, war ihr true-er Power Metal irgendwie erfrischend und stimmungsvoll. Mit dem vielversprechenden Titel „Metal Service“ werfen die Hessen nun ihr Zweitwerk ins (Drachen-)Feuer. Die Erwartungshaltung meinerseits ist dabei recht hoch, da ich einerseits eine Weiterführung des kraftvollen Sounds erwarte und außerdem eine deutlichere Loslösung von den Fesseln der Vorbilder. Denn man muss ehrlich sein: DRAGONSFIRE werden nur zu den Genretopplayern aufschließen können, wenn sie auch eigene Markenzeichen entwickeln.
Nach dem recht doofen Intro stoßen DRAGONSFIRE mit „My Mashed Insane Brain…“ tatsächlich in neue Gebiete vor, aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Einen deutlichen Alternative- und Nu-Metal-Touch erwarte ich bei einer True oder Power Metal-Band nicht – nicht mal zu Experimentierzwecken. Auch wenn man im Refrain zum üblichen Metier zurückkehrt, kann ich nur sagen: Versuch fehlgeschlagen! Aber wenigstens haben sie’s probiert.
Okay, ich will mal nicht übertreiben. So schlimm wird es dann natürlich doch nicht. „Raging Fire“ ist wieder gewohnte DRAGONSFIRE-Kost und erinnert mich dank des rauhen und vergleichsweise tiefen Organs von Thassilo Herbert ein bisschen an Sabaton. Das eingängige Bridge-Refrain-Konstrukt verlockt gleich zum Mitgrölen. Insgesamt scheinen sich skandinavische Einflüsse verstärkt zu haben. Ähnlichkeiten zu Hammerfall, besagten Sabaton, Iron Fire oder Dream Evil fallen mir einige Male auf. Auch „Call Of The Heart“ oder „King Without A Crown“ gehören in diese Kategorie. Bei „Time Of Twilight“ scheinen mal Anleihen von Rage durch. Dafür gehören die in der Einleitung angesprochenen Remineszensen wohl weitestgehend der Vergangenheit an.
Das ist an für sich nicht schlecht, denn DRAGONSFIRE haben ihren Sound weiterentwickelt. Dass man verstärkt dem skandinavischen Power Metal fröhnt, ist allerdings noch immer keine wirkliche Loslösung von Einflüssen, sondern nur eine Veränderung. Vom misslungenen Start des Albums mal abgesehen, kann sich die qualitative Leistung der Kompositionen aber durchaus sehen lassen. Das epische „The Devil“, das hymnische „Blood For Blood“, die Up-Tempo-Nummer „Visions Of Fire“, das vergleichsweise vielschichtige „Lost Melody“ und die schon angesprochene Power-Granate „Raging Fire“ sind großes Power-Metal-Kino und erfüllen alle Ansprüche eines dauerhaften Ohrwurms.
Die technische Leistung der Hessen ist ebenfalls einwandfrei. Thassilo Herbert hat an Ausdruckskraft und Lungenpower noch mal zugelegen können und hebt sich durch seine charakteristische Stimme auch schön von anderen Sängern des Genres ab.
Obgleich ich noch immer nicht verstehe, was DRAGONSFIRE mit dem komischen Beginn des Albums bezwecken wollten, muss ich zugeben, dass „Metal Service“ im Fazit ein ausgesprochen gelungenes Werk geworden ist, das mit einigen starken Hits aufwartet. DRAGONSFIRE haben sich gegenüber dem Vorgänger ohne Zweifel weiterentwickelt. Einflüsse von anderen Bands konnten sie noch nicht ganz ablegen, aber die stilistische Ausrichtung hat sich ein Stück weit gen Norden verschoben. Diesem Album hat das aber nicht geschadet. Wer auf Power Metal nach true-em skandinavischem Vorbild steht, wird auch an „Metal Service“ Gefallen finden.
Wertung: 8 / 10