RANSOM? Nie gehört. Mein Englisch-Wörterbuch sagt mir, dass es erstens Auslösung, Lösegeld heißt, oder in der zweiten Bedeutung auch Erlösung. In dem Sinne erlöse ich uns mal von unserer Unwissenheit. Hinter dem Bandnamen verbergen sich der Musiker, Produzent und Songwriter Don Cromwell und der Sänger und Gitarrist Tommy Girwin. 1998 veröffentlichten die beiden das Debutalbum „Trouble In Paradise“, welches in Kürze über Yesterrock re-released wird. In den folgenden Jahren ging man wieder getrennte Wege und kümmerte sich um andere Projekte. Und nun, zwölf Jahre nach dem Debut, haben Cromwell und Girwin erneut ein Album zusammen eingespielt. Es heißt „Better Days“.
Stilistisch haben wir es bei RANSOM mit klassischem Rock zu tun, der gelegentlich aber auch zum AOR rüberblinzelt. Mir kommen bei den rockigeren Songs Vergleiche wie Bryan Adams oder auch die Rolling Stones in den Sinn. Wenn RANSOM emotionaler zur Tat schreiten, erinnert es mich zuweilen auch an Stücke von Chris Norman aus den 80ern, die er damals als Tatort-Soundtracks schrieb. Auch die Stimme von Tommy Girvin verstärkt diese Ähnlichkeit. Ganz besonders manifestiert sich der Eindruck bei der melancholischen Ballade „Learn To Be Alone“, die wohl auch vom Text her hervorragend einen Schimmi-Tatort untermalen könnte.
Viele der Stücke sind balladesk oder zumindest mit emotionalen Elementen angereichert. So auch „Heaven Knows“ und „Calm Before The Storm“ (zwei weitere klasse Tatort-Melodien mit einem Hauch Schwermütigkeit) oder die mehr dem gefühlvollen AOR zugewandten „Stay With Me Tonight“ und „Oh Life“. Und selbst das anfangs groovig erscheinende „Best Is Yet To Come“ beinhaltet reichlich balladeske Momente. Insgesamt ist das zu viel Emotionalität auf diesem Album, und RANSOM limitieren sich damit meiner Meinung nach auch zu sehr. Etwas mehr soundliche Variationen hätten „Better Days“ gut gestanden. So fehlt einfach die dringend benötigte Abwechslung. Stattdessen rutscht das Album – und ich bin mir nicht sicher, ob das beabsichtigt ist – zu sehr in die Schmuse-Ecke ab.
Wenn es Cromwell und Girwin mal rocken lassen, wie beim vergleichsweise dynamischen Opener „Better Days“, beim knackigen „Party Life“ und dem straighten „High And Mighty“ zeigen sie ja, dass sie auch das beherrschen. Leider tritt diese Seite zu selten in den Vordergrund. Der auffälligste Hit ist wahrscheinlich „Love In Vain“ der sowohl druck- wie auch gefühlvolle Elemente vertritt.
Technisch gibt es nichts zu bemängeln, aber auch nichts hervorzuheben. Tommy Girvin hat eine für das Genre passende Stimme, und bei den emotionalen Sachen erinnert sein rauchiges Timbre eben an Chris Norman.
Im Fazit ist „Better Days“ in erster Linie ein Produkt für die Freunde der emotionalen Rock-Klänge. Dabei gibt es aber zu wenige Kompositionen, die über Mittelmaß hinausragen. So kommt RANSOMs Zweitwerk nur knapp über Durchschnitt und droht in der Masse an Veröffentlichungen unterzugehen.
Wertung: 6 / 10