Review Alley – The Weed

Solitude Productions und sein Unter/Schwester/Keine-Ahnung-wie-die-genau-verwandt-sind-Label BadMoodMan haben sich in letzter Zeit zumindest in meinen Augen gar prächtig entwickelt. Vom eher unbedeutenden Underground-Label konnten sie sich mittels ein paar geschickter Verträge mit eher unbekannten Bands (Mournful Gust zum Beispiel) oder aber auch größeren Namen (Evoken) zur festen Größe im Doom-Metal-Geschäft aufschwingen. So verfügen sie mittlerweile über ein sehr beeindruckendes Band-Roster, bei dem jeden Freund der eher doomigen Unterhaltung das Herz übergehen dürfte. Klar, merkwürdiges Zeug ist auch dabei (man denke nur mal an Opaque Lucidity), aber wirklichen Scheiß hatte ich von denen bislang noch nicht auf dem Schreibtisch, also freue ich mich immer wieder auf Lieferungen aus dem Osten. In der letzten fand sich dann eine CD von einer Band namens ALLEY mit dem ansprechenden Namen „The Weed“. Als ich diese entgegen nahm hatte mein Internet gerade die Grätsche gemacht, also konnte ich recht wenig über die Knaben in Erfahrung bringen und einen Promozettel gab’s auch nicht dazu. Die Aufmachung ließ mich aber auf eine Doomdeath-Kapelle oder so was in der Art schließen, also rein damit in den Player. Die Überraschung war relativ groß…

An dieser Stelle möchte ich mich erst mal herzlich bei Deviated Presence für jedes böse Wort, das ich je über sie sagte (noch nicht in Review-Form, aber doch an der einen oder anderen Stelle), entschuldigen. Denn wenn man die Bochumer schon eine dreiste Opeth-Kopie nennt, was zum Geier sind dann ALLEY bitte? Opeth inkognito? Der böse Zwillingsbruder der Schweden? So eine Art russische Version von Velvet Cacoon, die Opeths „Blackwater Park“ klaute und als ihre eigene CD ausgab? Nein, tatsächlicherweise ist ALLEY irgendwo doch eine echte eigenständige Band, die mit „The Weed“ ein echtes Album aufgenommen hat. Dummerweise kein eigenständiges, denn wie schon angedeutet, das Zeug hier klingt so absolut nach Opeth zu Zeiten von „Blackwater Park“ und „Deliverance“, dass mir das Lachen schon im Hals stecken blieb…

Los geht’s mit dem überflüssigsten Intro aller Zeiten. „Duhkha“ ist ein cooler Titel, kein Zweifel, aber die vier Minuten, die das Ding dauert, sind einfach nur schnarchig, denn abgesehen von ein wenig Bass-Gedröhne und ein bißchen Rauschen tut sich hier nichts. Keine Spannung, keine Entwicklung, kein gar nichts. Dann langen die vier Russen mit „Coldness“ aber schon in die Vollen und fahren alles auf, was Opeth so groß gemacht hat: Versiertes Drumming, technisch anspruchsvolle Gitarrenarbeit, viel Abwechslung, viele Soli, tiefe Growls aus der Kehle von Sänger Andrey (die Åkerfeldt wirklich sehr ähnlich klingen), hin und wieder Klargesang (hier kristalisiert sich der Unterschied zu Opeth raus, der Stil ist der gleiche, aber Andrey klingt doch etwas anders… nicht viel, aber ein bißchen), mächtig bollernde Double-Bass-Passagen und natürlich alle Nase lang Überlänge in den Songs. Ich könnte jetzt das Wort „Plagiat“ verwenden und vielleicht noch ein „dreist“ hinzusetzen, aber ich denke ihr habt’s schon ungefähr verstanden.

Aber wer will den Knaben denn verbieten den großen Vorbildern aus Schweden nachzueifern? Ist ja nicht illegal. Und man muss auch sagen, in dem Rahmen, in den die vier Kerle aus Krasnoyarsk sich selbst reinpressen, gehen sie durchaus überzeugend zu Werke. Handwerklich ist „The Weed“ eine feine Sache, die Produktion ist schön fett, die Soli und Lead-Parts sind anspruchsvoll, das Drumming versiert, die Gesangsleistung geht schwer in Ordnung. Es klingt halt alles exakt wie Opeth, aber sonderlich schlimm ist das ja nicht. Wobei ich sagen muss, dass ich Opeth zwar mag, aber nicht für so unglaublich gut halte, wie sie immer und überall dargestellt werden (die letzte CD „Watershed“ sogar richtig mies fand). Wer „Blackwater Park“ und „Deliverance“ mochte, der wird wohl auch mit ALLEYs „The Weed“ warm werden, sofern ihm der Stil nicht zu dreist geklaut ist, deswegen verzichte ich jetzt hier auch mal auf eine Wertung, kopiert einfach je nach belieben eure persönliche Wertung für die zwei genannten Opeth-CDs hier rein und ihr werdet wissen, ob „The Weed“ von ALLEY euer Bier ist.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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