Die STEVE MILLER BAND befand sich zuletzt nicht unbedingt im Fokus des musikalischen Weltinteresses, was aber auch nicht weiter verwundert, wenn man berücksichtigt, dass die Jungs mit „BINGO!“ seit 17 Jahren ihr erstes Album vorlegen. Songs wie „Abracadabra“ oder „The Joker“ kennt man als Liebhaber alten Rocks aber vielleicht trotzdem (ich nicht).
„BINGO!“ lässt sich außer durch die klare, differenzierte Produktion aber auch gar nicht anmerken, dass es noch keine 17 Jahre auf dem Buckel hat. Der Opener „Hey Yeah“ ist eine Blues Rock-Nummer, die genau das ist, was dieses Genre seit Ewigkeiten auszeichnet: Fast cleane Gitarren, die im Angesicht der kraftvollen, lässigen Basslines fast zum Beiwerk verkommen, darüber heiserer Gesang, ein ins Ohr gehender Refrain und über allem Steve Millers Leadgitarre, die sich zumeist bereichernd im Hintergrund hält, statt im Vordergrund zu posen. Das alles wird verpackt ins altbekannte Bluesschema und fertig ist die solide Coverversion. Coverversion? Ja, denn ausschließlich aus solchen besteht „BINGO!“, und diese Songs befinden sich immer im Mid-Tempo, immer treibt der Bass und immer sind es coole Gitarren (und zuweilen eine Mundharmonika), die ein äußerst bluesiges Feeling verbreiten. Das ist einerseits natürlich ein Rezept, mit dem man zehn Songs ohne viel zu riskieren gefällig über die Bühne bringt, andererseits geht die Auswahl der Cover-Stücke leider insofern daneben, als dass, ob das nun erst durch den Steve Miller-Stempel geschieht oder vorher schon so war, alle Songs ziemlich gleich klingen. Immer das gleiche Tempo und insgesamt wenig markante Refrains, der Wiedererkennungswert der Songs bleibt meistens auf der Strecke.
„BINGO!“ ist ein Blues Rock-Album, das man zwar ohne weiteres durchhören kann, und das auch keine in diesem Sinne schwachen Songs bietet, aber bei genauerer Betrachtung ist das Ganze etwas zu sehr nach Schema f heruntergespielt, um sich wirklich prägnant im Ohr festzusetzen, an den Spirit eines Joe Bonamassa, um eine aktuelle Blues Rock-Größe zu nennen, reicht die STEVE MILLER BAND nicht wirklich heran, unter anderem eben deshalb, weil es nach 17 Jahren nicht zu mehr als einem Cover-Album reicht.
Trotzdem ist die Scheibe für sich genommen in Ordnung. Ein echtes Ausrufezeichen setzt „BINGO!“ nicht, was aber in diesem Genre sowieso auch nicht mehr ganz einfach ist. Man macht mit der Scheibe nichts falsch, verpasst aber auch nicht viel, wenn man sie im Regal stehen lässt. Zu einer wirklich ansehnlichen Punktzahl reicht es dementsprechend nicht, aber dazu war das Konzept dieses Albums wohl auch nicht geeignet.
Wertung: 6.5 / 10