Dass schweizer Uhren für ihre Pünktlichkeit berühmt sind, ist allgemein bekannt – doch auch die Schweizer selbst scheinen diese Tugend verinnerlicht zu haben. Und so kommt das neue Werk der Deather DISPARAGED, „The Wrath Of God“, wie schon sein Vorgänger, genau drei Jahre nach Erscheinen des jeweiligen Vorgängers in die Läden. Sicherlich, nicht unbedigt eine rekordverdächtige Release-Geschwindigkeit, aber zum einen schneller als so manch andere Truppe, zum andere langsam genug, als dass man zumindest nicht von einem Schnellschuss reden kann.
„The Wrath Of God“ beginnt vielversprechend: Ein ansprechendes Intro aus Cleangitarren eröffnet das Werk, dazu steigt eine verzerrte Gitarre ein, steuert zunächst jedoch nur im Takt einen kraftvollen, doppelt angeschlagenen Akkord bei, um sich langsam zu steigern und den Hörer so an das zu gewöhnen, was ihm die nächsten knapp 50 Minuten geboten wird: sehr Groove-orientierter Death Metal. Dieses Ziel erfüllt der erste Track dann auch schon recht gut: Melodiereichere Parts wechseln sich mit klassischem Headbang-Deathmetal-Riffing, dazu grunzt Tom Kuzmic, der unter Anderem auch bei den Thrash/Death-Metallern Cataract als Gitarrist tätig ist, in bester Death Metal-Manier. Dazu gibts noch ein paar Soli und fertig ist die Laube.
Als erstes fällt mir hierzu, auch in Anbetracht der nachfolgenden Tracks, Kataklysm als Vergleichsband ein, die ja bekanntermaßen viel Augenmerk auf die Aussagekraft mitreißender Midtempo-Riffs legen. Sowohl im Bezug auf Gesang, als auch auf den Charakter so manchen Riffs trifft es dieser Vergleich recht gut (wenn auch gesagt werden muss, dass auf „The Wrath Of God“ kaum ein Killer-Riff zu finden ist, wie es die Kanadier in nahezu jedem Song verbraten).
Auch die offensichtliche Affinität zu Sprachsampeln lässt an die Jungs um Maurizio Iacono denken – wobei DISPARAGED es nicht immer schaffen, diese elegant einzuflechten, so dass einige doch zumindest auf mich bisweilen reichlich überflüssig wirken.
Die Lieder jedoch wissen zu gefallen, zumal sie durch die zum Teil auch recht eingängigen Melodien ein annehmbares Maß an Vielfältigkeit aufweisen. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass sich das Konzept in der Mitte der Tracklist dennoch ein wenig abzunutzen scheint: Auch wenn die Riffs nicht schlechter sind als alle Vorangegangenen, schleicht sich hier die ein oder andere Länge ein, so dass das Instrumental „The Burial“ genau an der richtigen Stelle positioniert ist.
Denn nach dieser kleinen Verschnaufpause haben die Songs wieder weitaus mehr Durchschlagskraft, so dass die zweite Hälfte der CD erneut mit diversen Arschtritt-Riffs, Frickelsoli sowie dem durch die Bank weg absolut präzisen Drumming zu überzeugen weiß.
Überzeugen ja, mitreißen leider nicht immer: Zwar variiert man ab und an der Thempo oder den Härtegrad, dennoch bleibt, wie schon in der ersten Hälfte, auch hier bisweilen etwas die Durchschlagskraft auf der Strecke.
Diese kommt erst im letzten Track der CD wieder zur vollen Entfaltung: Beginnt „Bringer Of Death“schon etwas schneller als die anderen Songs, entwickelt er sich zu einem richtigen Kracher, der spätestens im eher untypischen Mittelteil jeden Amon Amarth-Fan aufhorchen lassen sollte – die Melodieführung, das Riff und auch der Gesang erinnert hier an die Schweden, wobei einige Breaks und ein schnelles Solo hier noch eine Note Eigenständigkeit einbringen.
Was soll man noch sagen? „Bringer Of Death“ geht direkt in den Nacken und auch so manch anderer Song auf „The Wrath Of God“ weiß wirklich zu überzeugen. Die Übrigen sind sicherlich alles Andere als schlecht, gehen nur leider im Gesamtbild etwas unter und führen so zu einigen – verkraftbaren – Längen im Hörfluss.
Schade, dass nicht noch ein paar mehr Hits wie der eben genannte Song auf dem Album zu finden sind – aber auch so ist „The Wrath Of God“ ein durchaus gelungenes Album geworden, welches guten Gewissens empfohlen werden kann.
Anspieltipps: „Caught In The Fire“, „Bringer Of Death“
Wertung: 6.5 / 10