Über Derrick Green’s Engagement bei der Brasilianischen Thrash Metal-Legende Sepultura kann man durchaus geteilter Meinung sein – jedoch, wenn man ehrlich ist, begründet sich hier jegliche Antipathie auf der Sympathie Max Cavalera gegenüber, und der seit Max‘ Ausstieg drastisch gesunkenen Qualität hinsichtlich der Komposition und Gitarrenarbeit – für die Derrick jedoch ebensowenig kann. Denn technisch ist der afroamerikanische Hüne auf seinem Gebiet absolut top – eine Tatsache, die auch für MUSICA DIABLO-Gründer André NM kein Geheimnis war, so dass er bald nach der Gründung der Band 2008 Greens Nummer wählte und ihn an Bord holte.
Nun, zwei Jahre später, trägt diese Kooperation erste Früchte: Hinter einem sehr gelungenen und zur Musik passenden Artwork von Gustavo Sazes (u.a. bereits für Arch Enemy und God Forbid tätig) verbergen sich auf dem selbstbetitelten Debüt „Musica Diablo“ elf Songs, in Form derer man dem geneigten Hörer exakt 33:30 Minuten Highspeed-Thrash Metal um die Ohren haut.
Gerade bei Fremdengagements von Sängern, die man ob ihrer individuellen Stimme im Kopf eindeutig einer bestimmten Band zuordnet, ist es dabei natürlich schwierig, eben dies auszuklammern – man stelle sich vor, man höre Tom Araya oder Mille Petrozza, und es wären eben nicht Slayer beziehungsweise Kreator, die die Riffs dazu liefern. So fällt es mir verdammt schwer, nicht alle zwei Minuten über „das neue Sepultura-Werk“ nachzudenken beziehungsweise gar zu schreiben – zumal die Riffs, die MUSICA DIABLO hier präsentieren, durchaus auch der jüngeren und jüngsten Sepultura-Geschichte, meinetwegen „Dante XXI“, entsprungen sein könnten… (oder ist auch das wieder nur eine durch den Gesang induzierte Assoziation?)
Sicher ist, dass MUSICA DIABLO, wie die Sepultura des 21.Jahrhunderts, brutalen und kompromisslosen Thrash Metal spielen, der weniger auf scharfes Riffing denn auf Druck und Tempo setzt, das dafür nicht zu knapp: Durch Derricks rohe Stimmgewalt und Eduo Nicollinis kompromissloses Geprügel erbarmungslos nach vorne gepeitscht, formt sich ein aggressives, und relativ gleichförmiges Soundgewand mit ordentlich Zug nach vorne.
Soetwas kann von Zeit zu Zeit durchaus Spass machen, keine Frage; genauso ausser Frage steht jedoch, dass derartiges auf die Dauer auch durchaus langweilig bis nervig sein kann. Im Fall von MUSICA DIABLO trifft beides irgendwie zu: Macht „Musica Diablo“ zu beginn durchaus Spass, ähneln sich die Songs mit jedem neuen einen Tick mehr, verschmelzen die Stücke im Gedächtnis zu einer Masse, die sicherlich nicht als schlecht in Erinnerung bleibt, jedoch als mehr oder minder höhepunktsloses Gewaber, welches nicht unbedingt mit hoher Einprägsamkeit punkten kann.
MUSICA DIABLO wissen definitiv was sie wollen und was sie tun… und tun auf ihrem Debüt vermutlich auch exakt, was sie wollen. So hat man es bei „Musica Diablo“ mit einem halben Stunde gebündelter Energie zu tun, der man anmerkt, dass die Musiker bei den Aufnahmen eine Menge Schweiß gelassen haben. Martialisch, brutal, gnadenlos, kraftvoll… all diese Begriffe passen auf „Musica Diablo“. Weniger gut passen Begriffe wie abwechslungsreich, vielseitig, innovativ oder eigenständig – wer damit jedoch leben kann, wird hier für sein Geld gut bedient.
Wertung: 8 / 10