THUNDER wurden 1989 in London gegründet. In den Jahren des Bandbestehens haben sie in trauter regelmäßigkeit Studio- und Live-Alben veröffentlicht, sowie einige Compilations. Das bekannteste Werk davon dürfte das Debut „Backstreet Symphony“ sein, das wohl auch die meisten Hardrock-Fans in ihrem Regal stehen haben. THUNDER ließen sich auch von den schwierigen Zeiten des Hardrock in den 90ern nicht aus der Ruhe bringen, sondern zogen konsequent ihr Ding durch. Zwischen 1999 und 2002 gönnte sich die Truppe eine Auszeit, stieg dann aber wieder ins Geschehen ein. Nachdem sie 2008 noch ihr Album „Bang!“ herausgebracht haben, löste sich die Band schließlich Anfang 2009 auf.
Nun erscheint über Metal Heaven praktisch zum nicht stattfindenden 20-jährigen Bandjubiläum noch ein Album, das auf den Namen „The EP Sessions 2007-2008“ hört. Der Name drückt es aus. Es handelt sich eigentlich um Stoff, der bereits auf drei EPs mit jeweils 6 Tracks über das bandeigene Label veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich aber nicht ausschließlich um neue Songs, sondern auch um Live-Aufnahmen und zwei Neueinspielungen alter Hits.
Nun soll das Material nochmal der breiten Hörermasse zugänglich gemacht werden. Das sieht ein bisschen nach Kommerz aus, nach einem letzten „Ausschlachten“ der aufgelösten Formation. Die Argumentation kann man auch nicht ganz von sich weisen. Als Gegenargument sprechen dann 73:50 Minuten Laufzeit verteilt über 16 Tracks eine deutliche Sprache für die Veröffentlichung. Für Fans der Truppe sicherlich kein schlechter Kauf.
Zwölf Studiotracks und vier Live-Songs befinden sich auf “ The EP Sessions 2007-2008″. Von melodischem Hardrock mit AOR-Schlagseite, über blueslastige Songs, fetzige Rock’n’Roller bis hin zu toughen Groovern sind alle Sparten des harten Rock vertreten. Dabei spielen sich die Kompositionen von THUNDER ziemlich auf einem Level ab, das aber im Großen und Ganzen nur selten über Durchschnitt hinaus reicht.
Zu den besseren Kompositionen gehören in meiner Ansicht „Suvivor“, „Chain Reaction“, „Make My Day“, Like A Satellite“ oder „See My Baby Walking“. Weniger gut punkten bei mir „Midlife Crisis“, „Bette Davis Meltdown“, „Dirty Dream oder „So Said Today“. Wobei das Anhaltspunkte sind, die andere vielleicht völlig unterschiedlich von mir sehen. Wie gesagt: die Stücke schenken sich nicht viel.
Die Leistung der Musiker ist nicht zu beanstanden. Man merkt, dass hier Profis am Werk sind. Die Instrumente arbeiten songdienlich einwandfrei zusammen und passen sich dabei dem jeweiligen Stück an. Sie können eine ruhige Nummer genauso gekonnt performen wie einen kraftvollen Groover.
Die Stimme von Danny Bowes fand ich persönlich noch nie so besonders herausragend. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Meines Erachtens fehlt es seinem Gesang manchmal an der letzten Konsequenz. Immer wieder denke ich, hier muss noch ein bisschen mehr Stimmpower dahinter oder diesen Ton muss man doch länger halten. Nun, ja. Er ist halt nunmal die Stimme von THUNDER. Einen eigenen Charakter hat sie ja. Bei manchen Songs würde vielleicht das rauhere Organ von Ben Matthews mehr fruchten. Auf diesem Album singt er zum Beispiel bei „Like A Satellite“.
Macht man nun mit “ The EP Sessions 2007-2008″ einen guten Fang? Man bekommt ein Album mit einer großzügigen Spieldauer und bodenständigem Hardrock. Ansonsten muss ich aber sagen, dass das Werk nur auf einem knapp überdurchschnittlichen Level agiert. Wirkliche Top Hits finden sich nicht. Auch nicht Stücke, die sich langanhaltend im Gehörgang breit machen. Manches klingt außerdem wie aufgewärmt, was es letztendlich teilweise ja auch ist.
Auch schwimmt immer ein wenig dieser Abzocke-Eindruck im Hintergrund mit, der schon ein bisschen sauer aufstößt. Wer THUNDER zu seinen ganz großen Helden zählt, kann zweifelohne auch hier zugreifen. Ebenfalls Leute, die den Hardrock recht breit spektriert und zeitlos bevorzugen. Denn das haben die Briten kompositorisch drauf.
Wertung: 6 / 10