STEEL MAID ist in erster Linie ein Nebenprojekt einiger aktiver und ehemaliger Ritual-Steel-Musiker. Sie haben die Band erst im vergangenen Jahr gegründet, und als Sänger konnten sie Al Firicano von der US-Truppe Ravage gewinnen. Der erste Longplayer lies dann nicht lange auf sich warten: „The Raptor“, welchem ich hier meine Aufmerksamkeit widme, erschien im April über Karthago Records.
Ein recht alberner Jam-Session-Einstieg nervt, doch nach einer halben Minute legen STEEL MAID dann los, wie man es von ihnen erwartet. „Was erwartet man denn?“ fragt ihr euch? Naja, also ein Bandname wie STEEL MAID, ein Albumname wie „Raptor“ und Songtitel im Stile von „Hellraiser“, „Metal War“ oder „Hellwings Of Fire“ sagen doch alles aus: hier kommt Old-School-Metal, der seine Daseinsberechtigung genauso gut auch in den frühen 80ern hätte haben können.
„Hellraiser“ macht dabei den Anfang. Ein recht simples, geradliniges Konstrukt, eine eingängige Hookline und einen Refrain, den man nach der ersten Strophe schon mitgrölen kann, sind hier das Erfolgsrezept. Riffmäßig deutlich von Judas zu „British-Steel“-Zeiten beeinflusst, steht „Unbreakable“ seinem Vorgänger in nichts nach. Man schaut sich hier zugegebenermaßen recht viel bei den Vorbildern ab, doch beweisen STEEL MAID auch ein Händchen für’s Songwriting. Denn die Tracks gehen flott ins Ohr und haben alle Zutaten, die Old-School-Fans gerne hören möchten.
So geht es dann auch gerade weiter: „Metal War“ ist nicht ganz so auf Eingängigkeit getrimmt, sondern überzeugt durch vielseitiges Riffing und ein Hammer-Solo. „Hellwings Of Fire“ fährt mehr auf der episch-trueen Schiene amerikanischer Truppen dieser Epoche. So ein wenig sehe, respektive höre ich hier eine Mixtur aus alten Manowar und Omen. An Abwechslung lassen es STEEL MAID jedenfalls nicht missen. „Die Fast“ beschwört die ganz frühen Zeiten von Helloween herauf, als diese noch astreinen Speed-Metal spielten.
Doch auch wenn die Jungs aus Schleswig-Holstein samt ihres amerikanischen Mitstreiters vielen Vorbildern aus den 80ern fröhnen, würde ich sie keinesfalls als plumpe Nachahmer bezeichnen. Vielmehr suchen sie sich das Beste aus dem Old-School-Metal heraus und verarbeiten es mit ihren eigenen Ideen zu durchweg gelungenen Songs. Denn auch bei den restlichen Stücken, auf die ich jetzt nicht im Einzelnen eingehe, ist kein Schwachpunkt dabei. Lediglich auf die Unplugged Version zu „The Falling Angel“ hätte ich zugunsten noch eines weiteren Songs verzichten können.
Also, ich kann nur sagen, lasst euch nicht von dem doofen Proberaum-Einstieg ins Album abschrecken! „Raptor“ bietet abwechslungsreichen Old-School-Metal auf hohem Niveau. Wenn man auf die NWoBHM steht, macht die Mucke richtig Spaß, und gelegentliche Reminiszensen bei großen Alben der 80er sind erlaubt und darf man als Hommage der Musiker an die alten Zeiten sehen. Insgesamt ein klasse Album-Debut von STEEL MAID.
Wertung: 8 / 10