REINXEED ist ein Projekt des schwedischen Musikers und Songwriters Tommy Johansson. Im Jahre 2008 machte er mit seinem Debut „The Light“ auf sich aufmerksam, das er großteils im Alleingang einspielte. Musikalisch stellte das Album einen Spagat zwischen Power Metal und symphonischen, soundtrackartigen Melodien dar. Letztendlich konnte das Machwerk jedoch kaum Akzente setzen und bekam auch recht derbe Kritiken.
Entmutigen ließ sich Johansson von dieser Tatsache aber nicht, sondern schiebt kaum ein Jahr später den Nachfolger „Higher“ unters Volk. Das Line-Up besteht neben Tommy himself aus fünf weiteren Musikern. Inwieweit wer für welche Parts verantwortlich zeichnet, kann man nicht so genau herausfinden, da auch der Bandleader mit Ausnahme der Drums bei so ziemlich allem seine Finger im Spiel hat. Das Songwriting dürfte jedenfalls ausschließlich seiner Feder entspringen.
Ich persönlich fand „The Light“ damals nicht so schlecht wie mein rezensierender Kollege Chris. Ein paar Lichtblicke gab es in meinen Augen tatsächlich, wenn Johansson in die Filmmusik-Kiste gegriffen hat. Der Power-Metal-Anteil klang dagegen massiv ausgelutscht und auch technisch nicht gerade einwandfrei. Wer denkt, dass sich dies auf „Higher“ geändert hat, sieht sich leider getäuscht. Noch immer strotzen die Songs von gefühlten 1000 mal gehörten Konstrukten. Und noch immer greift der gute Tommy gnadenlos daneben, wenn er versucht, in extremen Höhen zu singen. Fingerfertigkeit zeigt er – (oder einer der anderen Gitarristen, wer weiß das schon) – dagegen an der Leadgitarre. Einige Melodien sind auch dieses mal nicht schlecht. Am Interessantesten finde ich dabei wieder die opulenteren Parts, die viel orchestrale Anteile mit sich bringen.
Schon beim ersten Werk kam mir die Rhythmusarbeit sehr statisch vor. Auch diesmal tue ich mir schwer zu glauben, dass ein gelernter Schlagzeuger die Drumsticks bedient. Der Bass führt ein dezentes Hintergrunddasein. Im Rampenlicht stehen Gitarren, Keyboard und der Gesang. Im Grunde hebt Johansson also schon die Instrumente hervor, die von der technischen Seite auch das meiste können bzw. die Hooklines führen. Über die Schwächen beim Songwriting kann das aber nicht hinwegtäuschen. Tommy hat an sich auch keine schlechte Stimme, solange er in den gemäßigten Lagen bleibt. Nur die Höhenausflüge sollte er tunlichst sein lassen.
Von den Songs einzelne hervorzuheben, fällt mir diesmal wesentlich schwerer als noch beim Erstwerk. Wechselten sich dort Licht und Schatten ab, haben wir auf „Higher“ einen bleibenden Standard. Allerdings ist dieser nur im Mittelfeld anzusiedeln. „Fantasia“ sticht vielleicht durch die Hauptmelodie und „Reality“ durch die Gitarrenvirtuositäten und das Verarbeiten des Soundtracks von „Jurassic Park“ ein wenig aus der Masse heraus. Und den Longtrack „Heaven“ gestaltet Johansson wieder recht vielschichtig. Ansonsten müsste ich aber eher empfehlen, sich die Bands anzuhören, von denen sich REINXEED beeinflussen lassen, als da wären Stratovarius, Insania (Stockholm), Sonata Arctica oder auch Symphony X. Momentan sehe ich nur wenige Chancen, dass Tommy Johansson einen Status wie seine diversen Vorbilder erreicht. Lobenswert bleibt natürlich weiterhin der Versuch, mit dieser Vermischung von Power Metal und Filmmusikmelodien in eine Nische zu stoßen. Ganz gelingen will es dennoch nicht.
Im Fazit ist „Higher“ Durchschnittsware. Wer auf soundtrackartigen Bombast im Metal steht, sollte sich das Album vielleicht nicht entgehen lassen. Alle anderen müssen sich auf relativ viel Pomp, Kitsch und Klischees einstellen und sollten erstmal vorsichtige Hörproben wagen. Mehr als die vergebenen fünfeinhalb Pünktchen sind aus meiner Sicht auch im Jahre 2009 für REINXEED nicht drin.
Wertung: 5.5 / 10