Ich gebe zu, ich bin nicht der größte Experte auf Erden, was das doch eher obskure Genre des „Death Rock“ angeht. Ich hab mal ein wenig in Christian Death reingehört und falls man die Misfits in gewisser Weise auch dazu zählen will, dann ja, da kenn ich auch was von, ansonsten schaut’s aber eher duster aus. Aber ich wusste schon längere Zeit von DEVILS WHOREHOUSE, einer schwedischen Formation, die sich ebenfalls diesem Stil verschrieben hat. Und das hat den einfachen Grund, dass sie 2000 von Morgan Steinmeyer Håkansson und B.War, ihres Zeichens Marduk-Mitglieder, als Misfits/Samhain-Coverband aus dem Ei gepellt wurde. 2003 folgte mit „Revelation Unorthodox“ dann die erste Langrille und man ging grandios baden, die Kritiken klangen ungefähr nach „Was haben sie sich nur dabei gedacht?“ und „Wer braucht denn bitte so was?“. Macht nix, 2008 entschied Bandkopf Morgan (B.War war mittlerweile raus, seinen Posten am Bass übernahm der Chef selbst, dafür klampft jetzt ein gewisser Makko, der sich vorher bei der Heavy Metal Truppe Brewmaster verdingt machte, am Sechssaiter herum) die Band zu reanimieren, eine EP namens „Werewolf“ folgte und jetzt, 2009, setzt das Quartett aus Norrköping zum Nachschlag an.
Der heißt „Blood & Ashes“, ist 12 Tracks und 39 Minuten stark und bietet – wer hätte das gedacht – Death Rock. Eine Mischung aus Death Metal, Horrorpunk und Rock’n’Roll also, wenn ich das richtig verstanden habe. Jau, kommt hin, wenn ich mir den Opener „Oceans Turn To Blood“ mal so anhöre. In einem einwandfreien Soundgewand präsentiert der Vierer technisch recht simplen, dafür aber sehr eingängigen… hmja… wie nenn ich das? „Rock“ trifft es wahrscheinlich am Besten, aber für diese Spielart ist das Material dann doch gar nicht so harmlos ausgefallen. Heftig verzerrte Gitarren sind an der Tagesordnung und das eine oder andere Riff, das hier verbraten wird, würde auch Morgans Hauptband gut zu Gesicht stehen (bzw. klingt wie von genau da ausgeborgt, man achte nur mal auf den Mittelpart des Openers), so heftig wie bei Marduk wird hier allerdings nie geholzt. Und das ist auch gut so.
Denn obwohl DEVILS WHOREHOUSE schon mit dem zweiten Track zeigen, dass sie relativ rotzig punkiges Zeug komponieren können, regiert auf „Blood & Ashes“ doch eher die entspannte Unterhaltung, wie die zwei Übertracks (und ganz klaren Anspieltipps) „Shadows Never Change“ und das etwas bluesige „Speak The Name Of The Dead“ beweisen. Die teilweise recht heftigen, hin und wieder etwas perversen und des öfteren sehr okkulten Texte (dazu passend auch das nette atmosphärische Zwischenspiel „The Cult Of Death“) stören das Vergnügen des Hörers eigentlich kaum, das da quasi durchweg aus Kopfnicken und Fußwippen bestehen dürfte. Nacken werden wohl weniger gebrochen, Headbangen ist hier eher nicht, dazu sind DEVILS WHOREHOUSE viel zu cool.
Und vor Allem cool an den Knaben ist ihr Frontmann Maelstrom (übernahm das Mikro von einem gewissen Zwedda, der auf dem Vorgänger sang), der intoniert die etwas gewöhnungsbedürftigen Texte nämlich auf eine Art und Weise, für die man ihn einfach gern haben muss. Seine Stimme ist schlicht und ergreifend was besonderes, sehr menschlich da absolut nicht glatt gebügelt sondern hin und wieder richtig brüchig, aber gut in den Vordergrund gemischt. Und hin und wieder (wie bei „Wicked One“ oder dem Rausschmeißer – oder Bonustrack? Ich bin nicht sicher, der Track wird nirgendwo erwähnt, ist aber definitiv auf der CD drauf – „Let The Day Begin“) holt er alles aus sich heraus und dann erinnert er mich doch etwas an den Kollegen Michael Poulsen von Volbeat, definitiv hörenswert auf jeden Fall.
Und das kann man auch 1:1 auf die komplette CD übertragen. „Blood & Ashes“ liefert knappe 40 Minuten verflucht coole Unterhaltung für jeden, der mit etwas heftigerem Rock etwas anfangen kann. Die Scheibe macht jede Menge Spaß, hat eine ganze Wagenladung ohrwurmiger Riffs und Gesangslinien, eingängiger Refrains und auch ansonsten alles, was man sich so wünschen kann, in der Hinterhand. Keine Ahnung, inwiefern DEVILS WHOREHOUSE sich mit ihrer zweiten CD verändert oder verbessert haben, aber so wie sie jetzt sind, so dürfen sie meinetwegen noch eine ganze Weile bleiben, vor allem Qualitativ.
Wertung: 8.5 / 10