Review 7ieben – Lupus Und Lea

  • Label: Timezone
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Rock

Ach herrje, „Alternative Rock“ schon wieder und ein hochglanz-Promozettel dabei mit allerlei möglichen und unmöglichen Versprechungen, die das Album selbst im Endeffekt wahrscheinlich nicht halten können wird. Das waren so meine ersten Gedanken, als ich das – zugegebenermaßen – recht schicke Digipack von 7IEBENs inzwischen schon viertem Album „Lupus und Lea“ in den Händen hielt, einem Langspieler, den die Band nicht nur auf CD gepresst anbietet, sondern auch unter Creative Commons Lizenz im Internet vertreibt, wahlweise als Bezahl- oder kostenlosen Download. Interessantes Konzept, ob es so aufgeht ist die Frage (ich erinnere mich, dass Sun Of Sadness damals ordentlich damit baden gingen, aber das war auch ein etwas anderes Klientel), eine nette Sache ist es allemal, da man so nicht die Katze im Sack kaufen braucht, sondern das ganze Ding eigentlich schon vorher mal komplett durchhören kann. Aber taugt es denn überhaupt was?

Der erste Durchlauf von „Lupus und Lea“ verlief dann relativ ereignislos. 7IEBEN sind definitiv kompetente Musiker und können nette Songs schreiben, die auch im Gehörgang bleiben, und mit Chris Vicious haben sie auch einen sehr individuellen und talentierten Sänger mit an Bord. Wirklich überzeugt war ich allerdings nicht wirklich, aber das lag eher daran, dass man mich weder mit gute-Laune-Rock noch mit teilweise etwas prolligen Partytexten vom Hocker hauen kann. Der Opener „Schrei“ zeichnet zwar direkt ein etwas anderes Bild der Band, aber „One Woman Show“ und das recht bluesige „G.M.X.“ sprechen da eine recht deutliche Sprache. Das resignierende „Sonntags“, das orientalisch angehauchte „Von der Sonne lernen“ oder das wirklich beinhart deprimierende „Delirium Tremens“ sagten mir dann doch eher zu. Aber wie kann es denn passieren, dass sich Partymukke eine CD mit so was teilt?
Das liegt an dem auf dem Promozettel groß angepriesenen Konzept des Albums, das sich mit dem Elend hinter der modernen glitzernden Internetwelt beschäftigt. Interessanter Ansatz und nach mehreren Durchläufen muss ich zugeben, dass es wirklich bewundernswert funktioniert. Man mag von den ersten paar Tracks halten was man will, aber sie sind einfach nötig für die allgemeine Stimmung der Scheibe. 7IEBEN schaffen es im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern, die einen Konzeptanspruch stellen, ganz einfach eine logische, schlüssige, nachvollziehbare Geschichte zu erzählen, die die Musik ein Stück weit in den Hintergrund rückt. Auch die Textfrage ergibt sich dann weitestgehend, nicht alles was gesagt wird klingt gut, aber es ist wichtig für die Narrative des Albums. Dabei verschwimmt sicherlich ein Stück weit die Grenze zwischen Musik-CD und „Hörbuch“ (überspitzt formuliert), was gleichzeitig Fluch und Segen des Albums ist.

Fluch wohl, weil man nur wenige von den Songs aus dem Gesamtkonzept reißen kann. Abgesehen von „Delirium Tremens“ (das mich allein wegen meinem sonstigen Musikgeschmack stark anspricht) und mit Abstrichen „Schrei“ und „Von der Sonne lernen“ würde ich wohl keinen Song des Albums einfach so alleine hören wollen, dazu fehlt der Kontext und so wahnsinnig spannend klingt die Musik des Dresdener Quartetts auch nicht (obwohl es andererseits auch so gut wie keinen Augenblick gibt, an dem sie aktiv nervt). Der Segen andererseits ist wohl die unglaubliche Ergiebigkeit des Albums als Gesamtkunstwerk. „Lupus und Lea“ einmal komplett durchzuhören verschafft einem ein fast so befriedigendes Gefühl, wie ein Buch zu lesen oder einen Film zu schauen, weil es einfach so stringent durcherzählt ist. Mit klar definiertem Anfang und klar definiertem Ende… ganz einfach eine gute Story.
So fällt es auch relativ schwer ein Fazit zu „Lupus und Lea“ zu ziehen. Rein musikalisch wird man hier auf kaum etwas stoßen, was einen wirklich umhaut, unter dem Gesichtspunkt fällt es wohl schwer, das Album zu lieben. Aber genau so schwer ist es wohl, das Ding aufgrund seiner durchdachten und dichten Erzählung nicht zu mögen. Mir jedenfalls gefällt „Lupus und Lea“ trotz seiner „Mängel“ ziemlich gut, und da ich hier der bin, der das letzte Wort sprechen muss, sag ich einfach mal: Bei 7IEBEN ist der Name Programm.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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