Zwei Jahre sind seit dem Release des für mich sehr überraschenden Werkes „Navigator“ vergangen. Überraschend deswegen, weil mir vorher noch nie ein derart heftiger Brocken Death Metal untergekommen war. Seitdem steht DISBELIEF für mich für Depression und Düsternis, ohne jedoch an Intensität einzubüßen. Nur wenige Bands aus diesem Genre schaffen diese Mischung so souverän. Nun präsentieren uns die Hessen mit „Protected Hell“ ihr bereits achtes Alben, auf dem sie den Hörer in gewohnt heftiger Manier in die Hölle führen, ohne jedoch auf Experiment zu verzichten.
Mit sanften Klängen einer Akustikgitarre führt uns die Combo in das Inferno, das nach dem Intro (passenderweise „Hell“ genannt) nie wieder so sanft sein wird und vom Hörer einiges abverlangt. Ganz so, als würde uns die Band sagen: „So, bereitet euch vor, jetzt geht es in die Hölle!“. Und die Hölle wird uns serviert: „A Place To Hide“ legt brachial los, mit dem klassischen Sound von DISBELIEF. Die einmaligen Growls von Frontman Karsten „Jagger“ Jäger und schnelles Death Metal Geknüppel, unterbrochen von Breaks und etwas sanfteren Passagen, machen klar, dass hier nur eine Band am Werk sein kann. Je tiefer man in das Album versinkt, desto mehr hat man das Gefühl, den Platz Dantes einzunehmen und in den Tiefen des Infernos umherzuwandern. Lyrisch machen die Hessen dies mindestens ebenso gut, wie technisch und musikalisch: Sie erzählen von tiefen Verletzungen der menschlichen Seele und ihrer ab und zu aufflammenden Bosheit. Für positive Aspekte ist die Band nicht zuständig. Auf „Protected Hell“ wagen die Herren auch ein paar Experimente: So spielen sie oft mit den verschiedenen Stimmenlagen von Jagger. Mal ganz tiefe Growls, mal halb klar, mal klar, mal alleine, mal ein Chor. Ein Beispiel bei dem dieses Experimente nicht ganz zum Erfolg geführt hat, ist „One Nation’s Son“, bei dem Jäger klar das Echo zu seinen Growls singt, was auf mich sehr irritierend wirkt. Richtig schön schnell wirds auf dem Album nur einmal: „Hell Goes On“ legt in typischer Death Metal Manier los und hält durchgegend die Zügel fest in der Hand. Ein Break in der Mitte, Stille, und weiter gehts mit Vollgas. Sehr coole Einlage. Die anderen Songs bewegen sich fast ausschließlich im Mid-Tempo Bereich mit einer Tendenz zum Zähen. Eben diese Mischung aus hartem Death Metal Riffing, zähen Doom-Walzen mit dem Hang zur Melodie, kenne ich nur aus dem Hause DISBELIEF.
Insgesamt ist den Hessen mit „Protected Hell“ ein Album gelungen, das sich in die Reihe der Vorgänger nahtlos einfügt. Im Gegensatz zu „Navigator“ wirkt das aktuelle Werk aber zerfahrener, weniger aus einem Guss. Dennoch schwingt auch bei diesem Werk wieder diese unglaublich tiefe Finsternis mit, die jedem das frühlingserwachte Lächeln aus dem Gesicht schlägt. So kann der geneigte Fan auch bei diesem Werk wieder bedenkenlos zugreifen.
Wertung: 8 / 10