Sommer, Sonne, Sonnenschein… äh… ist bislang in diesem Jahr noch echte Mangelware. Tatsächlich hat’s bei meinen Eltern vor ein paar Tagen noch geschneit, wie ich mir berichten ließ, und auch hier ist das Wetter noch mehr oder weniger durchwachsen, zwar brechen die Wolken des Öfteren auf und lassen die Sonne durch, aber genau so schnell ziehen sie sich auch wieder zusammen. Schade, aber stellen wir uns einfach mal vor, es würde das vorherrschen, was ich in den drei ersten Worten pries, dann bräuchte man ja noch den richtigen metallischen Soundtrack für den Sommer, nicht wahr?
MIND ODYSSEY scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, den abzuliefern, vielleicht aber auch gar ihn erst einzuläuten. Sollte der Titel „Time To Change It“ etwas prophetisches an sich haben und auf musikalischem Weg das Grau des Winters zu vertreiben? Wer weiß es nur, Fakt ist jedenfalls, dass die berlinerische Band mit ihrem bereits fünften Album an den Start geht, um mit einer knackigen Mischung aus klassischem Heavy- und Power Metal so wie Elementen aus Prog und AOR allseits Freude zu verbreiten. Na ob das mal klappt?
In den ersten Minuten von „Time To Change It“ war ich noch skeptisch. Der Opener „Riding And Ruling“ rockt zwar gleich straight los (und hat auch die Ambience bestehend aus quietschenden Reifen und aufheulenden Motoren gleich mitgebracht), macht sich selbst aber ein bißchen was durch ungünstiges Songwriting wieder kaputt… Der Track ist nicht schlecht, er ist nur etwas langweilig, da er keine wirklich mitreißenden Melodien zu bieten hat, keinen tollen Mitgröhl-Refrain und sich durch ein paar etwas progressive Keyboardeinwürfe sperriger gibt, als nötig gewesen wäre. Und noch bevor er zum ersten Mal rum ist, geht ihm etwas die Luft aus. Auch der zweite Song, „Enemy Daggers“ (der einen sehr merkwürdigen Songtext zu bieten hat und ein paar komische Soundschnipsel, die im Hintergrund ihre Runden drehen) kriegt die Kurve noch nicht ganz, aber man bemerkt schon das Potential, das die Band aufzubieten hat. Gitarrist Victor Smolski ist fitt an seinem Instrumenten (wenn auch erzwungen wirkende technische Höhenflüge glücklicherweise ausbleiben, so progressiv sind wir dann doch nicht), Schlagzeuger Dan Uhden wirkt vielleicht etwas verpennt, aber das charismatische Organ von Sänger LeMole reißt’s wieder raus, die Gesangsleistung macht Lust auf mehr.
Und mehr wird auch endlich geboten, mit dem flotten „I Want It All“, dessen Refrain sich sicherlich im einen oder anderen Gehörgang festkrallen dürfte, reißen MIND ODYSSEY das Steuer zu ihren Gunsten herum. Ab sofort wird astreine Musik aus der Schnittmenge zwischen Rock und Metal geboten, mal etwas melancholischer, mal besser gelaunt, aber immer entspannt, gut zu hören, eingängig. Mal orientiert man sich etwas mehr an Kollegen wie Iron Maiden („Storm Warning“) oder Dream Theater (der Titeltrack sei hier genannt), „Higher Ground“ (ein absolut toller Track, auch wenn mir das progressivere Keyboardgeplänkel im dritten Viertel mal wieder nicht gefällt, ich oller Meckerfritze) hingegen erinnert mich persönlich etwas an Grave Diggers „The Last Supper“ (ist aber nicht ganz so episch), die eigene Note wird allerdings glücklicherweise nie vergessen, die das Material auflockert und konkurrenzfähig macht.
„Time To Change It“ bietet eine gute Dreiviertelstunde kräftig rockendes Material, das sich entspannt hört und vor Allem durch die eingängigen Refrains mit mächtig Mitgröhl-Potential sehr gut im Player macht. MIND ODYSSEY haben mit ihrem fünften Album zwar keinen bahnbrechenden Meilenstein im Bereich des Heavy Metals auf die Beine gestellt, aber wer noch eine gute CD für diverse sommerliche Aktivitäten (Auto fahren, Grillabende feiern oder was weiß ich) sucht und mit der Schnittmenge aus Heavy Metal und AOR was anfangen kann, der ist gut beraten, „Time To Change It“ mal anzutesten, denn Spaß macht das Ding hier allemal.
Wertung: 7.5 / 10