Review Impellitteri – Wicked Maiden

  • Label: Metal Heaven
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Heavy Metal

IMPELLITTERI haben bereits acht Studioalben, drei Live-Scheiben und eine best-of-Compilation veröffentlicht. Die ganz großen Erfolge blieben aber bisher aus und sogar der Bekanntheitsgrad in diesen Breiten hält sich in Grenzen. Was machen die Jungs rund um Bandgründer, -leader und Gitarrenmaestro Chris Impellitteri nur falsch?
Mir ist sein früheres Schaffen nicht so bekannt, um diese Frage eindeutig zu beantworten. Der Name taucht zwar in meiner Wahrnehmung auf, ohne jedoch einen Aha-Effekt auszulösen. In Japan scheinen IMPELLITTERI um einiges bekannter zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass die Fans dort die Gitarrenkunststückchen von Chris Impellitteri mehr zu schätzen wissen. Immerhin blickt der Amerikaner auf Auszeichnungen wie den „Best Rock Guitarist Award“ zurück. Er gilt als einer der weltbesten Shredder und wurde von Guitar One und Guitar World zu einem der schnellsten Gitarristen der Welt ernannt.
Trotz seines Könnens soll das Hauptaugenmerk auf Studioalbum nummero neun „Wicked Maiden“ auf starken Melodien, schönen Harmonien und inspirierten Riffs liegen. Er will seine Künste also vor allen Dingen songdienlich einsetzen. Schauen wir mal, ob ihm dies gelingt und „Wicked Maiden“ mehr in den Blickpunkt der Metal-Gemeinde rücken kann.

Mit der Verpflichtung von Sänger Rob Rock ist ihm schonmal ein Coup gelungen. Der Ausnahmevokalist (Avantasia, Axel Rudi Pell, Rob Rock, Fires Of Babylon, Driver u.a.) zählt nicht umsonst zu den vielbeschäftigsten Artisten am Mikro. Seine Stimme kann die Kompositionen einer Band durchaus aufwerten und ihnen einen persönlichen Stempel aufdrücken, aber natürlich muss dazu eine geeignete Grundlage vorhanden sein.
Nach mehrmaligem Hören kann ich sagen, dass Impellitteri mit „Wicked Maiden“ ein solides Heavy-Metal-Werk abgeliefert hat. Die Songs sind gleichermaßen kraftvoll wie eingängig. Die Konstrukte sind zielgerichtet, die Höhepunkte schön herausgestellt. In den Soli lässt es sich der Gitarrero natürlich nicht nehmen, auch mal auf den Putz zu hauen und seine Schnelligkeit und Fingerfertigkeit zur Schau zu stellen. Ansonsten kümmert sich die Gitarre um das Riffing und die Führung der Hookline. Bei dem ein oder anderen Track könnte ich auf die jaulenden Zwischentöne verzichten (besonders bei „Last Of A Dying Breed“), doch ansonsten sind Leads und Riffs wirklich mehr songdienlich.

Auch sonst hinterlässt die IMPELLITTERI-Crew einen guten Eindruck. Schlagzeug und Bass gießen ein kräftiges Fundament auf dem sich Impellitteri dann (in den Soli) austoben kann. Gelegentlich hat auch ein Keyboard Auftritte und fügt eine epische Untermalung bei. Wer für dieses Instrument verantwortlich zeichnet, konnte ich nicht herausbekommen.
Sänger Rob Rock beweist auch auf „Wicked Maiden“, dass er zu den Größen der Vokalisten gehört. Seine Stimme ist kraftvoll, ausdrucksstark und mit einem leicht rauhen Unterton. Er kann mit seinem Timbre die Refrains gut ausreizen und Töne schön lange halten. Durch ihn bekommt so manche Komposition einen weiteren Wiedererkennungswert.
Ein Kritikpunkt schleicht sich aber schon ein, und das ist die Abwechslung. Denn daran mangelt es etwas. Manche Aufbauten sind nicht nur ähnlich, sondern klingen so gleich, dass man nur Anhand des gesanglichen Höhepunkt den Song erkennt. Gerade bei den ersten vier Tracks fällt mir das besonders auf. Keiner davon ist schlecht, „Garden Of Eden“ würde ich durch sein gelungenes Bridge-Refrain-Arrangement sogar als Top-Hit einstufen, dennoch lassen die Variationen zu wünschen übrig.
Im weiteren Verlauf lässt sich Impellitteri dann glücklicherweise songwriterisch noch einiges einfallen. So mündet bei „Visions“ ein düster-verhaltener Aufbau in einen starken, melodischen Höhepunkt. Die eingängigste Nummer „Eyes Of An Angel“ wird durch das Keyboardspiel leicht nostalgisch angereichert. Am deutlichsten ragt aber hier Rob Rocks geniale Darbietung des tollen Refrains heraus. „High School Revolution“ ist nicht gerade neu oder innovativ, bringt aber mit seinem Rock’n’Roll-Touch weitere Abwechslung mit sich. Auch „Wonderful Life“ kann durch Melodie und Refrain nochmal punkten, während das düster-mystische Konstrukt von „Holyman“ weitere Vielfalt ins Spiel bringt. Ganz am Ende steht mit „The Battle Rages On“ dann leider noch ein ordentlicher Langweiler. Schade, hier hätte ich ganz klar einen anderen Song als krönenden Abschluss bestimmt.

„Wicked Maiden“ ist ein gutes Album, dem es anfangs etwas an Vielfalt fehlt und das einen richtig schwachen Ausklang hat. Aber dazwischen liefern uns IMPELLITTERI einige Songs, die sich auch zu richtig guten Hits entwickeln können. Es ist vom Songwriting sicherlich noch Steigerung möglich, dennoch darf der gemeine Heavy-Metal-Fan von der Existenz des Album gerne Kenntnis nehmen. Denn Impellitteri & Co. haben sich kompositorisch redlich bemüht, mehr in den Blickpunkt zu treten. Gönnt es ihnen!

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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