So lange ist es garnicht her, dass mir Posthums selbstbetiteltes Debütalbum zur Rezension vorlag und mit durchaus gut gemachtem Midtempo-Black Metal in Richtung Black&Roll zu überzeugen wusste – lediglich der Gesang war mir persönlich auf Dauer etwas zu harmlos. Als hätten sie’s gehört, setzen Posthums Landsmänner GRAVDAL mit ihrem zweiten Album „Torturmantra“ genau da an, können sie auf diesem Gebiet doch gleich in mehrfacher hinsicht punkten.
Musikalisch ebenfalls vor Allem im groovenden Midtempo-Black Metal angesiedelt, fällt gleich beim Opener „Hydrestund I Helvete“ Galges Gesang auf: Auf recht extremem Niveau schreit und röchelt dieser hier, wie man es sich von einem Black Metaller nur wünschen kann – gerade in den extrem headbang-animierenden langsameren Passagen fühlt man sich dabei recht deutlich an Gorgoroth erinnert (man denke beispielsweise an das legendäre „Possessed (By Satan)“). Dass man sich darüber hinaus in „Slutt“ auch noch erfolgreich an begleitendem Cleangesang versucht und für „Mishandlet“ niemand geringeren als Niklas Kvarforth von Shining als Gastsänger gewinnen konnte, sorgt dafür, dass zumindest stimmlich einiges geboten ist.
Und auch von der musikalischen Seite her betrachtet hat „Torturmantra“ durchaus einiges zu bieten: Sicherlich hier ist nicht jedes Riff ein Kracher und nicht jeder Song ein „Song des Jahres“, aber dennoch lässt sich guten Gewissens sagen, dass Phobos, den man von Malsein kennen könnte, und Konsorten hier ein wirklich anständiges zweites Album geschrieben haben, mit dem sie sich nicht vor den Großen der Szene zu verstecken brauchen…
Über alle Zweifel erhaben ist „Torturmantra“ aber natürlich auch nicht, bin ich doch beispielsweise immernoch über den Sinn oder Unsinn von Niklas‘ Gastauftritt im Zwiespalt: Auf der einen Seite muss man klar sagen, dass „Mishandlet“ der beste Song des Albums ist – jedoch wirkt er im Albumkontext fast ein wenig deplaziert: Musikalisch weit näher an Shining und Den Saakaldte als an den anderen Songs des Albums wirkt das Stück, als wäre es extra auf Niklas‘ Stimme zugeschnitten worden – eine Steilvorlage, die dieser natürlich zu nutzen weiß und den Song mit seiner unverkennbaren Stimme gewohnt professionell auf ein ganz eigenes Level hebt. Darüber, ob das dem Album als ganzes jedoch wirklich dienlich ist, wenn der auffälligste Song ein für die Band untypisches Stück mit prominentem Gastgesang ist, kann man diskutieren.
Ach ja… und wer hat eigentlich die Binsenweisheit in die Welt gesetzt, auf einem anständigen Album müsste sich mindestens ein Instrumentalstück oder sonstiges Interlude befinden? Bisweilen beschleicht mich das Gefühl, 80% aller dieser Zwischenstücke, die auf die Hörerschaft losgelassen werden, eher von dem Gefühl, diesem Anspruch gerecht werden zu müssen abstammen, denn von einer kreativen Eingebung. Und so treten auch GRAVDAL mit ihrem unbetitelten Song in dieses Fettnäpfchen, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass sie es mit dem nicht einmal eine Minute langen Atmosphärefetzen eigentlich fast nur streifen…
Alles in Allem liefern GRAVDAL ein wirklich gelungenes zweites Album ab, das durch gelungenes Songwriting und eine diesem entsprechende Umsetzung über eine knappe Dreiviertelstunde hinweg für Kurzweil sorgt. Reinhören und den Namen merken – von GRAVDAL könnte man noch öfter hören.
Anspieltipps: „Hydrestund I Helvete“ und „Mishandlet“.
Wertung: 8 / 10