HELLSAW ist ein Name, über den der durchschnittliche BM-Fan wahrscheinlich schon hin und wieder gestolpert ist, lärmen die beiden Österreicher Aries und Svart doch bereits seit 2001 in der Landschaft herum und fuhren sich mit ihren 2005 und 2007 erschienenen Alben „Spiritual Twilight“ und „Phantasm“ doch weitestgehend mehr Lob als Tadel ein. Viel mehr aber irgendwie bislang noch nicht, echter Underground sind sie nicht mehr, aber der große Durchbruch fehlt ihnen trotzdem, irgendwo in der Schwebe zwischen eher wenig bekanntem und wahrlich etabliertem Black Metal Akt hängen die Grazer bislang. Jetzt soll sich das ändern, denn mit ihrem dritten Album, das dieser Tage über Napalm erscheint, pusten sie der Fanschar eine geballte Ladung Kälte um die erwartungsvoll gespitzten Ohren.
„Cold“ nennt sich das neue (mit einem extrem cremigen Cover ausgestattete) Werk des Duos aus der Steiermark und es bietet eine gute dreiviertel Stunde klirrenden Black Metal der hin und wieder eher dreschenden, dann mal wieder kräftig rockenden und in einigen Momenten gar epischen Ausprägung. Aber immer mit an Bord: Atmosphäre. Oh, und auch noch mit an Bord: Ein netter junger Mann, der die Hälfte der Promo-CD mit Voiceovers übersprach. Normalerweise ist das ja keine Erwähnung wert und wenn dann doch eine eher unleidliche Sache, auf „Cold“ war es allerdings zum ersten Mal der Fall, dass so eine Methode mir tatsächlich irgendwie gefiel. Denn gesprochen wurden die Voiceovers hier von einem netten jungen Mann, der ungefähr so viel Bock drauf hatte wie ich und deswegen ein herziges „You’re listening to the new HELLSAW-album ‚Cold'“ in einer Intonation und einer Geschwindigkeit runterratterte, die lauter als tausend Worte sagte „Lasst mich doch in Ruh mit dem Kram“. Irgendwie sympathisch, kann man nix sagen…
Das aber nur am Rande, denn mit dem eigentlichen Inhalt dieses Reviews hat das so viel nicht zu tun, gehen tut’s nämlich um die anderen akustischen Genüsse, die auf „Cold“ geboten werden. Und die sind – wie weiter oben schon angedeutet – alles andere als von schlechten Eltern. HELLSAW gehen den Weg, den sie auf den vorigen beiden Alben eingeschlagen haben, relativ konsequent weiter, melodische Tremolo-Riffs, die von druckvoller Rhythmusarbeit den Rücken gestärkt bekommen und sich auch nicht scheuen, zugunsten von etwas mehr Atmosphäre zurück zu stecken, das ganze garniert mit sehr netten Vocals aus Aries‘ Kehle und verpackt in ein modernes Soundgewand.
Wenn man den Österreichern irgend etwas vorwerfen kann, dann, dass sie Innovationen nicht gerade besonders groß schreiben, hier wird auf bewährte Strukturen gesetzt, das rasende Geboller hin und wieder zugunsten einer Akustikpassage unterbrochen, ein Chor in den Hintergrund geflochten, ein kurzes Zwischenspiel abgefeiert, nichts, was man nicht schon von anderen Bands des Genres kennen würde, aber einen Strick kann man HELLSAW daraus nicht so wirklich drehen. Denn auch wenn einzelne Passagen an Größen des Black Metals erinnern (bei „A Suicide Journey“ und „Moonrites Diabolicum“ musste ich vom Riffing her hin und wieder an Immortal zu Zeiten der „At The Heart Of Winter“ denken, „The Black Death“ schwankt ein wenig zwischen alten und neuen Satyricon), so schaffen die Österreicher es doch über die ganze Lauflänge hinweg ziemlich eigenständig und vor allem mitreißend zu klingen.
Die Melodien, die auf „Cold“ verbraten werden, machen einfach Spaß und die Mischung stimmt. Immer wenn die Musik, die das Duo spielt, langweilig oder gleichförmig zu werden droht, dann kommt ein Track um die Ecke, der das Ganze wieder nett auflockert. Sei es auf epische Art und Weise mit schnieken Chören („Der Harzwald“) oder aber auch mal mit rotzig-punkigeren Klängen („I Saw Hell“, übrigens auch im Bezug auf den Bandnamen ein verdammt cooler Titel). Mit „Ache“ ist dann sogar noch ein extrem cooler Rausschmeißer mit an Bord, das Outro „Subterranian Empire“ hingegen fährt für meinen Geschmack etwas zu ziellos herum und hätte deswegen nicht Not getan. Egal, abgesehen von diesen kleineren Macken läuft das Ding sehr rund und macht viel Freude. Ob’s aber mit dem großen Durchbruch was wird bleibt abzuwarten, ich wage daran zu zweifeln, was aber nicht heißt, dass HELLSAW es nicht verdient hätten.
Wertung: 8.5 / 10