Review My Dying Bride – The Light At The End Of The World

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 1999
  • Spielart: Doom Metal

Nachdem die britischen Düstermänner MY DYING BRIDE in den Jahren 1996 und 1998 mit ihren beiden Alben „Like Gods of the Sun“ und „34,788%… Complete“ eindrucksvoll veranschaulicht hatten, wie man alteingesessene Fans vertreibt (größtenteils zu unrecht, die CDs sind zwar anders, aber sie sind nichts desto trotz gut), entschieden sie sich (schon wieder nur ein Jahr später… produktiv, muss man schon sagen) mit „The Light At The End Of The World“ doch wieder in gewohntere Gefilde zurück zu kehren. Das Personalkarussell war allerdings nicht stehen geblieben, die Gründungsmitglieder Aaron, Andrew und Ade (sehe ich ein Muster?) verdingten sich zwar immer noch unter dieser Flage, aber Calvin Robertshaw hatte das Handtuch geworfen, auch Bill Law, der erst auf dem vorigen Album hinter die Schießbude gesetzt wurde, ging zugunsten von Shaun Steels und Martin Powell war wohl unwiederbringlich Geschichte, das aber schon auf „34,788%… Complete“. Also auch keine Geige mehr…

Auf dem Vorgängeralbum hatte die Band das Ganze ja mit einer völlig anderen Ausrichtung und hin und wieder recht epischen Keyboard-Arrangements von Bal-Sagoth-Gast-Keyboarder Jonny Maudling kompensieren können (oder halt eben dies versucht), hier machen sie aber überraschenderweise eine andere Kiste auf. Schon der Opener „She Is The Dark“ verursacht das eine oder andere überraschte Stirnrunzeln und das aus gleich zweierlei Gründen: Erstens, Aaron kreischt und growlt sich mal wieder die Seele aus dem Leib. Eine Disziplin, die der geneigte Fan auf den vorherigen Allben vermisste, oder halt auch eben nicht, denn der Klargesang war zumindest meiner Ansicht nach immer die größere Stärke von MY DYING BRIDE. Aber man muss wohl neidlos zugeben, Mister Stainthorpe hat einiges dazugelernt. Klangen die extremeren Gesangslagen auf „As The Flower Withers“ und „Turn Loose The Swans“ noch etwas uninspiriert und gesichtslos, so macht er hier doch eigentlich alles richtig, was man richtig machen kann. Die Schreie sind hasserfüllt und bösartig, das tiefe Growlen mindestens genau so, der nach wie vor starke Klargesang liefert einen netten Widerpart dazu.

Und zweitens musste man die Abwesenheit der Geige ja irgendwie überspielen, deswegen wanderte wohl ein Löwenanteil der Kompositionsarbeit ins Schreiben der Gitarrenspuren. Ja, richtig, einerseits präsentieren MY DYING BRIDE sich so hart wie schon lange nicht mehr, andererseits auch so rifflastig und versiert wie nie zuvor. Tatsächlich gibt es kaum einen Augenblick auf der CD, da die Finger von Leadgitarrist Andrew Craihan mal stillstehen dürften, wenn auch nicht immer technisch beeindruckend (eigentlich eher selten), so zaubert er doch ein melodisches Riff nach dem anderen aus seinem Sechssaiter, so dass es kaum auffällt, dass die Violine nicht mehr dabei ist.

Und auch ansonsten kehren die Jungs aus Halifax mühelos zu alter Stärke zurück. Monotonie macht sich hier in den (endlich wieder) überlangen Songs schon hin und wieder breit (beim Titeltrack wohl vor allem), aber die interessanten, durchdachten Texte (auch wieder „The Light at the End of the World“, der eine zwar etwas schmalzige aber doch recht coole Geschichte erzählt, die jedem Freund von gepflegtem Herzschmerz gefallen dürfte), die wie immer von Aaron großartig vorgetragen werden, trösten darüber hinweg. Auch der Abwechslungsreichtum unter den Songs, den die Band hier während den neun Tracks (die auf gute 71 Minuten kommen) zelebriert, ist bemerkenswert. Neben dem heftigeren „She Is The Dark“ und dem schleppend monotonen „The Light At The End Of The World“ finden sich auch noch eher atmosphärische („Edenbeast“), locker melodische („The Lake of Ghosts“) oder gemischte Tracks („The Fever Sea“). Kurzum, hier ist für jeden was dabei.

Und jetzt die große Frage: Auch für Fans der alten Alben à la „Turn Loose The Swans“? Und obwohl ich jetzt sagen muss, dass MY DYING BRIDE die simple Eindringlichkeit des ’93er-Werkes mit „The Light At The End Of The World“ nicht ganz erreichen, bietet die aufgebohrte technische Seite der CD ein paar sehr interessante Ansätze und die nötige Portion Leid und Herzschmerz ist natürlich auch mit an Bord. Doom Metal ist hier nun wirklich nur noch in Ansätzen zu erkennen, viel mehr pendelt die Band zwischen melodischem Death Metal und einem eher Gothic-lastigen Einschlag hin und her und macht ihre Sache damit verdammt gut. Wer sich schon auf den alten Alben mit diesen Elementen anfreunden konnte, der wird auch mit „The Light At The End Of The World“ glücklich werden.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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